DEL-Frankfurt-Dominik-Bokk

Im International Ice Spezial führt NHL.com/de Interviews mit Spielern aus den nationalen Ligen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

In dieser Ausgabe: Dominik Bokk (Kölner Haie)

Dominik Bokk wurde beim NHL Draft 2018 in der 1. Runde an Position 25 gepickt, kam allerdings bislang nie in der NHL zum Einsatz. 2022 kehrte der Flügelstürmer nach Deutschland zurück und spielte für die Eisbären Berlin und die Löwen Frankfurt, ehe er vor der aktuellen Saison zu den Kölner Haien wechselte. Dorthin also, wo der gebürtige Schweinfurter in der Jugend ausgebildet wurde.

Hallo Dominik, war die Rückkehr nach Köln eine Herzensangelegenheit?

Ja, auf jeden Fall. Köln war meine erste Station außerhalb von zu Hause, und ich habe mich hier sehr gut weiterentwickelt. Ich war drei Jahre hier, das ist schon eine Zeit, bin hier zur Schule gegangen, war auf dem Internat. Köln hat sich schon sehr in mein Herz eingebrannt.

Damals, als ich im Nachwuchs gespielt habe, hat man ja immer die Profis gesehen und die Lanxess arena. Ich dachte mir schon damals, es wäre etwas Besonderes, irgendwann in der Arena zu spielen und für die Haie aufzulaufen. Natürlich freut mich das jetzt sehr, dass ich mir diesen kleinen Traum erfüllen konnte.

Hat sich der Verein verändert, seitdem du 2017 gegangen bist?

Das ist eine gute Frage. Ich war ja im Nachwuchs, habe von den Profis nicht so viel mitbekommen, deswegen kann ich da eher weniger zu sagen. Aber es sind immer noch viele Leute im Verein, die schon damals da waren – sowohl bei den Haien als auch bei den Junghaien. Die Trainingshalle ist gleichgeblieben, die Kabinen sind gleichgeblieben und die LANXESS arena natürlich auch.

Ihr steht in der DEL auf Tabellenplatz 3. Wie bewertest du bislang eure Saison?

Ich glaube, unsere Saison läuft bisher richtig gut. Wir spielen super Eishockey. Am Anfang hatten wir ein paar Schwierigkeiten, die neuen Spieler mussten sich ans System gewöhnen. Aber mittlerweile läuft es richtig gut. Wir haben einen tiefen Kader, gute Leader, erfahrene und junge Spieler, dazu super Torhüter. Ich bin guter Dinge, dass es eine erfolgreiche Saison für uns werden kann.

Abgesehen davon, dass du in Köln ausgebildet wurdest – verbindest du weitere Kindheits- oder Jugenderinnerungen mit den Haien?

Ich war gar nicht so oft im Stadion bei Haie-Spielen. Wir hatten damals schon einen sehr vollen Plan mit Frühtraining und Spielen am Wochenende. Aber klar, ich habe ein Vorbereitungsspiel mit 17 Jahren gemacht – in Frankfurt sogar. Das sind so die Dinge, die ich mit der damaligen Zeit verbinde.

Du bist ja recht früh nach Schweden gegangen – im Alter von 17 Jahren. Warum hast du dich damals für diesen Schritt entschieden?

Ich dachte einfach, es wäre der richtige Schritt für meine Weiterentwicklung. Eigentlich wollte ich nach Kanada in die Juniorenliga, habe mich aber nach Gesprächen mit meinem Agenten für Schweden entschieden.

Ich wusste, dass man dort sehr intensiv an kleinen Details arbeitet, und die Ausbildung gilt als besonders stark. Außerdem haben in Schweden damals schon viele junge Spieler in Profiligen gespielt. In Deutschland war das kaum der Fall. Deshalb war es für mich der logische Schritt.

Wie blickst du heute auf deine Zeit in Schweden zurück?

Sehr positiv. Das war für meine Entwicklung ein super Schritt. Auch abgesehen vom Eishockey ist Schweden ein tolles Land mit sehr netten Leuten. Ich konnte mich schnell einfügen, auch sprachlich, weil dort alle super Englisch sprechen. Eishockeytechnisch war es großartig: Ich konnte mit 17 schon meine ersten Profispiele machen. Es war mein Draftjahr, in dem ich auch gedraftet wurde. Insofern war das eine extrem erfolgreiche und lehrreiche Zeit für mich.

Wie hast du den NHL Draft damals erlebt?

Das war natürlich ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Ich habe mein ganzes Leben darauf hingearbeitet, dass ich irgendwann gedraftet werde – und dann hat sich das alles innerhalb eines Jahres in Schweden so entwickelt. Viele Scouts waren bei den Spielen, ich habe viel gescort, wurde in der ersten Runde gelistet. Das war unfassbar! Die Reise in die USA mit meiner Familie war etwas ganz Besonderes. Meine Eltern waren damals zum ersten Mal dort. Im Draft-Stadion zu sitzen, mit so vielen Menschen, und dann tatsächlich in der ersten Runde gezogen zu werden – das war ein Moment, den ich nie vergessen werde.

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Du warst damals der höchste deutsche Draftpick seit Leon Draisaitl. Hast du dadurch besonderen Druck verspürt?

Nein, gar nicht.

Später haben die St. Louis Blues deine Rechte an die Carolina Hurricanes abgegeben. Hat dich das überrascht oder enttäuscht?

Ja, das war schon enttäuschend und kam für mich aus dem Nichts. Ich wurde einfach an einem Abend angerufen, ohne dass ich vorher etwas gehört hatte. Aber so ist das Business. Das kann man nicht ändern. Natürlich war es kein gutes Gefühl, aber ich habe weiter mein Bestes gegeben und versucht, mit Carolina meinen Weg zu gehen. Auch wenn es am Ende nicht geklappt hat, war diese Zeit sehr lehrreich und hat mir viel gebracht – vor allem, was Durchhaltevermögen angeht.

Du hast dann in der AHL gespielt. Wie hast du diese Zeit erlebt?

Mein erstes Jahr war das Corona-Jahr, da haben wir nur gegen vier Teams gespielt. Das war zwar kein richtiges Jahr, aber gut, um in den USA anzukommen. Wir haben uns das AHL-Team mit Nashville geteilt – da waren über 60 Spieler im Kader. Alles wurde gut organisiert, mal haben mehr von Carolina gespielt, mal mehr von Nashville. Das zweite Jahr war dann ein normales Jahr – allerdings nicht einfach. Wir hatten ein sehr starkes Team, das am Ende auch den Calder Cup gewonnen hat. Da ist es für junge Spieler natürlich schwer, viel Eiszeit zu bekommen. Ich wollte unbedingt spielen, habe hart gearbeitet, aber es war einfach schwer. Trotzdem hat mich das mental stark gemacht. Ich habe gelernt, den Willen nicht zu verlieren.

Gab es mal eine Phase, in der du das Gefühl hattest, du könntest den Sprung in die NHL schaffen?

Nicht wirklich. Ich war zwar im Camp dabei, aber das war in zwei Gruppen aufgeteilt – eine mit NHL-Spielern, eine mit Prospects. Ich konnte also gar nicht richtig sehen, wie nah ich dran bin. Manche Organisationen mischen das, aber bei Carolina war das nicht so.

Dann kam deine Rückkehr nach Deutschland, erst nach Berlin. War für dich damit klar, dass das Thema NHL abgeschlossen ist?

Als ich dann nach Berlin ging, lag der Fokus erstmal klar auf Deutschland. Ich wollte die USA hinter mir lassen, neu anfangen und mich hier beweisen. Aber abgeschlossen ist das Thema NHL für mich bis heute nicht. Ich bin 25, und es gibt viele Beispiele von Spielern, die erst mit 27 oder 28 den Sprung geschafft haben. Ich gebe weiter mein Bestes. Als ich in Frankfurt war, gab es durchaus Interesse von NHL-Teams. Es war aber nichts Konkretes, und ich wollte nach Jahren des Herumreisens einfach mal bei einem Verein bleiben.

Hast du heute noch einen Agenten in Nordamerika?

Nein, das läuft komplett über meinen deutschen Agenten.

Zurück zur DEL: Am Sonntag spielt Ihr gegen den Tabellenführer Adler Mannheim. Was für ein Spiel erwartest Du?

Ich glaube, das wird ein richtig gutes Spiel. Die Partie in der LANXESS arena gegen die Adler ist immer besonders. Auswärts haben wir verloren, aber das Heimspiel gewonnen – also wird’s sicher wieder eng. Beide Teams gehören zu den Topmannschaften der Liga. Es wird laut, intensiv und wahrscheinlich entscheiden Kleinigkeiten, wie jetzt zuletzt gegen München. Ich freue mich total drauf. Solche Spiele machen einfach riesigen Spaß, vor allem hier in Köln.

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