seidenberg chara 2011

"Alte Liebe rostet nicht", heißt ein gerne zitiertes Sprichwort. Das könnte auch auf Verteidiger Dennis Seidenberg und die Boston Bruins zutreffen, in deren Trikot er von 2010 bis 2016 die beste Zeit seiner Karriere absolvierte. Die Höhepunkte dieser Spanne waren der Gewinn des Stanley Cups 2011 und der Einzug ins Stanley Cup Finale 2013, das allerdings nach sechs Spielen gegen die Chicago Blackhawks mit einem äußerst bitteren Ende verloren ging.

"Es waren unglaubliche Playoffs damals", erzählte Seidenberg gut gelaunt bei einem Telefongespräch mit NHL.com/de über den Cupgewinn nach sieben Spielen gegen die Vancouver Canucks. "Wir hatten auch einiges Glück in den vorherigen Runden, schafften aber den Einzug ins Finale. Die Serie war richtig hart umkämpft und als Krönung folgte der Sieg im siebten Spiel in Vancouver. Das weckt viele Erinnerungen, an die ich gerne zurückdenke."
Es war in der Tat eine phantastische Serie, in der beide Teams mit großem Kampfgeist bis zum siebten Spiel jeweils ihre Heimspiele gewannen, ehe die Bruins mit einem 4:0 in der Rogers Arena von Vancouver alles klar machten. Seidenberg feierte mit zwei Vorlagen an diesem Abend als zweiter Deutscher nach Uwe Krupp (1996 mit den Colorado Avalanche) den Gewinn des Stanley Cups.

seidenberg 2011 cup

Das alles sind Glücksmomente, die ihm gerade jetzt wieder durch den Kopf gehen, nachdem die Bruins am vergangenen Donnerstag durch einen Sweep über die Carolina Hurricanes erstmals seit sechs Jahren wieder den Einzug in das am 27. Mai beginnende Stanley Cup Finale schafften.
Das Erlebnis beim bislang letzten Auftritt der Bruins im Endspiel um die begehrte NHL-Trophäe in 2013 war dagegen alles andere als schön. Die Serie gegen Chicago verlief unglaublich intensiv. Bereits das erste Spiel ging in die dritte Verlängerung. Auch Spiel 2 wurde erst in der Overtime entschieden, ebenso wie Spiel 4. Den Protagonisten wurde kräftemäßig alles abverlangt, was sich in Spiel 5 und 6 nahtlos fortsetzte. Die Blackhawks hatten einen 1:2-Rückstand nach Spielen in eine 3:2-Führung umgewandelt. Boston gab anschließend zu Hause alles, um ein siebtes Spiel zu erzwingen. In der 53. Minute erzielten die Bruins das 2:1. Doch in den verbleibenden Minuten drehten die Blackhawks das Match und gingen als Sieger vom Eis.
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"Das bittere Ende im sechsten Spiel war ein Schock", erinnerte sich Seidenberg. "Wir führten bis kurz vor dem Ende mit 2:1 und plötzlich lagen wir 2:3 hinten. Die Niederlage und der verpasste Titelgewinn waren ganz schwer zu verdauen, weil wir die ganze Saison hart gearbeitet hatten. So aber standen wir mit leeren Händen da. Aber es geht eben schnell im Eishockey und das haben wir in dieser Partie zu spüren bekommen."
Nach drei weiteren Jahren trennten sich die Wege von Seidenberg und den Bruins. Der Klub beendete den Vertrag zum Schluss der Saison 2015/16 per Buyout.
Ab dem kommenden Montag hat Boston die erneute Chance, den Stanley Cup zu gewinnen. Mit einigen Spielern aus der gemeinsamen Zeit, wie Patrice Bergeron, Zdeno Chara, David Krejci oder Brad Marchand hat "Seids", wie er liebevoll genannt wird, weiterhin Austausch.

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"Ich stehe noch im Kontakt mit den Jungs, mit denen ich zusammengespielt habe, und auch mit einigen Mitarbeitern", sagte Seidenberg. "Wir schreiben uns gelegentlich." Damit hat er etwas Hintergrundinformation und weiß um die Stärke der Mannschaft, die in den bisherigen Playoffs aber auch offensichtlich zu Tage trat.
"Sie sind unglaublich vielseitig", lobte Seidenberg. "Die Mischung im Team von Spielern mit technischen und physischen Fähigkeiten ist sehr ausgewogen. Alle Reihen sind gut besetzt. Dazu ist Torhüter Rask super in Form. Er hält stark und entscheidet Spiele fast im Alleingang. Die Serien gegen Toronto und Columbus waren enorm schwer. Doch jetzt sind die Bruins richtig in Fahrt."
Rask, mit dem Seidenberg noch selbst zusammengespielt hat, kennt er nur zu gut und schwärmt förmlich, wenn er nach ihm gefragt wird. "Er ist ruhig und hat ein überragendes Stellungsspiel", betonte Seidenberg. "Er ist niemand, der herumspringt und er verliert dadurch selten seine Position. Das führt dazu, dass er meistens sehr einfach die Saves machen kann. So wie er derzeit spielt, ist er einer der besten Torhüter der Liga."
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Doch wie geht das Stanley Cup Finale 2019 seiner Meinung nach aus? Werden seine Bruins den Titel holen? "Ich hoffe es natürlich", gibt Seidenberg preis. "Es gehört aber auch etwas Glück dazu. Es wird sich zeigen, ob St. Louis oder San Jose ins Finale kommt. Aber ich denke, dass wir eine gute Finalserie sehen werden und Boston am Ende gewinnt."
Alte Liebe rostet eben nicht und wenn es nur bei einem Tipp ist.