Nino Niederreiter WPG

Den Schläger tapen, die Ausrüstung anlegen, die Schnürsenkel der Schlittschuhe festzurren und das Trikot überstreifen: Am Samstag wird Nino Niederreiter diese Handgriffe zum 1000. Mal vor einem NHL-Spiel der regulären Saison erledigen. Der 33-Jährige ist momentan der dienstälteste Schweizer in der Liga und der erste Spieler seines Landes, der diese spezielle Marke erreicht. Seit Februar 2023 läuft er für die Winnipeg Jets auf. Gegner bei seinem Jubiläumsauftritt sind die Washington Capitals. Passenderweise für ihn findet die Begegnung vor den eigenen Fans im heimischen Canada Life Center statt.

Beim NHL Draft 2010 nahm alles seinen Anfang. Die New York Islanders wählten den als hochtalentiert geltenden Stürmer in der ersten Runde an Gesamtposition 5 aus. Die Vorschusslorbeeren erwiesen sich als vollkommen gerechtfertigt. Nach einer guten Vorbereitung ergatterte er sich einen Platz im NHL-Kader und debütierte am 9. Oktober im Heimspiel der Islanders gegen die Dallas Stars. Bereits vier Tage später, im dritten Spiel der Saison 2010/11, schoss Niederreiter sein erstes Tor. Es war der einzige Treffer der New Yorker bei der 1:2-Auswärtsniederlage gegen die Capitals.

In der Folge tat sich der gebürtige Churer jedoch schwer bei den Islanders. Des Öfteren kam er nur bei den Minor-League-Filialen zum Einsatz. 2012/13 musste er sogar die gesamte Spielzeit beim AHL-Farmteam Bridgeport Sound Tigers verbringen. Den endgültigen Durchbruch in der NHL schaffte er schließlich in der Saison 2013/14 nach seinem Trade von den Islanders zu den Minnesota Wild. Beim Team aus St. Paul gehörte er fortan zu den festen Größen. Auf seinen weiteren Stationen bei den Carolina Hurricanes, den Nashville Predators und jetzt den Jets war dies ebenfalls der Fall.

„Ich freue mich unheimlich für ihn. Das ist ein bemerkenswerter Meilenstein“, sagte Nico Hischier von den New Jersey Devils über den 1000. NHL-Einsatz seines Landsmannes. „Er hat sich das durch seine harte Arbeit auf und abseits des Eises redlich verdient. Es gibt nicht viele Spieler mit so einer immensen Erfahrung. Und schon gar nicht unter den Schweizern.“

Bereits im Kindesalter habe er Niedereiter bewundert und seine Karriere verfolgt, gestand Hischier. „Ich habe immer zu ihm aufgeschaut. Danach hatte ich das Glück, ihn selbst hautnah in der NHL zu erleben und mit ihm zusammen in der Nationalmannschaft zu spielen. Es ist wirklich witzig, wie sich die Dinge im Leben manchmal entwickeln“, so der Kapitän der Devils.

Auch privat sei Niederreiter ein toller Typ, mit dem man eine Menge Spaß haben könne. „Ich werde ihm auf jeden Fall nach dem Spiel eine Textnachricht schicken und ihm zum Jubiläum gratulieren“, verriet der im Wallis geborene Hischier.

WPG@NSH: Niederreiter trifft doppelt beim Jets-Sieg

Darüber hinaus ist er schon voller Vorfreude auf die gemeinsamen Auftritte in der Schweizer Nationalmannschaft bei den Olympischen Winterspielen Milano Corina 2026. Hischier und Niedereiter gehörten zu den ersten sechs Spielern der Eidgenossen, die für das Turnier nominiert wurden. Nach Ansicht des Devils-Spielführers ist der Jets-Stürmer ein zentraler Faktor bei der Nati. „Er opfert sich fürs Team mit seinen Checks auf und ist zudem enorm torgefährlich. Das wird uns helfen“, erklärte Hischier.

Jonas Siegenthaler von den Devils bezeichnet das 1000. Spiel von Niedereiter als großen Tag für das Schweizer Eishockey. „Das kommt ja nicht alle Tage vor. Auf diese Leistung darf er stolz sein. Ich als Schweizer bin es natürlich auch. Er hat sich diesen Meilenstein mit seiner Beständigkeit über all die Jahre hinweg redlich verdient“, betonte der aus Zürich stammende Blueliner.

Niederreiter stelle auf dem Eis keine verrückten Sachen an, sondern versuche, sein Spiel einfach zu halten. Dieser Umstand, sein robuster Körpereinsatz und seine Torgefährlichkeit zeichneten ihn besonders aus, hob Siegenthaler hervor. „All das macht ihn zu einem wertvollen Bestandteil unseres Nationalteams. Es ist gut, dass wir ihn haben“, fügte er mit Blick auf Olympia hinzu.

Mit Mark Streit würdigte ein ganz Großer des Schweizer Eishockeys den außergewöhnlichen Moment, der Niederreiter bevorsteht. „Das ist eine coole Geschichte“, sagte er vor einigen Wochen zu NHL.com/de und bezog dabei Roman Josi ausdrücklich mit ein. Denn der Kapitän der Nashville Predators könnte ebenfalls noch in der laufenden Saison die 1000 Einsätze vollmachen. „Roman Josi und Nino Niederreiter sind zwei sehr gute Freunde von mir. Ich freue mich für sie, dass sie auf die 1000 NHL-Spiele zusteuern. Das ist eine fantastische Zahl. Sie sind nur ein paar Spiele voneinander entfernt. Ich habe großen Respekt vor ihnen und es ist toll, dass sie diese Schallmauer in Kürze erreichen werden“, gab Streit zu Protokoll.

Der Berner war vor Niederreiter und Josi der Schweizer mit den meisten NHL-Spielen. 2017 gewann er mit den Pittsburgh Penguins den Stanley Cup.

Aus nächster Nähe wird Adam Lowry das Jubiläumsspiel von Niederreiter miterleben. Der Kapitän der Jets ist Reihenkollege des Schweizers und dürfte daher am Samstag zahlreiche Schichten mit ihm auf dem Eis absolvieren. „Er wird langsam alt“, scherzte Lowry, nur um eine ernstgemeinte Lobeshymne hinterherzuschicken: „1000 Spiele sind ein unglaublicher Meilenstein. Diese Zahl ist zugleich ein eindrucksvolles Zeugnis für seine Karriere. Nino ist ein angenehmer Zeitgenosse. Vom ersten Tag an hat er unsere Kabine mit seiner Persönlichkeit bereichert. Wir werden deshalb gebührend mit ihm feiern.“

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