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Torhüter sind immer auf der Suche nach einem Vorteil.

Manchmal geht es dabei buchstäblich um „Edges“ – also die Form und den Schliff ihrer Kufen.

Manche Torhüter sind so akribisch, dass sie das Profil ihrer Kufen je nach Eisbedingungen in einer Arena anpassen.

Wie ein Goalie „mit dem Eis verbunden“ ist, hängt stark von persönlichen Vorlieben ab. Die Form und Neigung der Kufen von vorne nach hinten beeinflussen Standmechanik und Balance. Die Tiefe des Schliffs bestimmt, wie stark die Kufen ins Eis greifen. Auch die Abstufung der Kufenhöhe kann sich für manche positiv bemerkbar machen.

„Ich glaube, mittlerweile hat jeder seinen eigenen Custom-Schliff“, sagte Seattle-Kraken-Torhüter Philipp Grubauer im Kraken Community Iceplex.

„Hier (im Trainingszentrum) ist es kälter, das Eis härter – da braucht man etwas mehr Grip“, erklärte er. „In der Climate Pledge Arena ist es etwas wärmer, das Eis weicher, da braucht man weniger Biss. Es hängt also von der Halle ab, in der wir spielen, aber ich könnte dir nicht sagen, auf welche Zahl mein Schliff eingestellt ist. Alles ist in der Schleifmaschine gespeichert, der Computer übernimmt es – so habe ich jedes Mal eine saubere, frische, gleichmäßige Kufe.“

Grubauer ist nicht der Einzige, der die exakten Spezifikationen seines Schliffs nicht kennt. Selbst in der NHL wissen viele Goalies nicht genau, welche Werte hinter ihrem Schliff stehen oder welche der gängigen Spezialanpassungen sie überhaupt nutzen.

Aber sie merken sofort, wenn etwas nicht stimmt.

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Profil und Hohlschliff sind entscheidend

Bei Torhütern gibt es grundsätzlich zwei Hauptaspekte der Anpassung:

Erstens das Profil, also die Kontur der Kufe von vorne nach hinten – die Form, die man sieht, wenn man sie von der Seite betrachtet. Zweitens der sogenannte Hohlschliff, also die Tiefe der Rundung, die sichtbar wird, wenn man die Kufe von vorne oder hinten anschaut.

Dieser Hohlschliff wird in Bruchteilen von Zoll gemessen: Kleine Werte wie 1/4 oder 3/8 stehen für einen tieferen Einschnitt ins Stahlmaterial, 1/2 gilt als Mittelwert, während höhere Werte bis über 1 Zoll eine flachere Rundung zwischen Innen- und Außenkante bedeuten.

Kleinere Zahlen und tiefere Schliffe sorgen dafür, dass die Kufen tiefer ins Eis greifen – aber das mag nicht jeder Goalie.

„Ich mag es nicht, wenn ich mich festklebe. Ich habe versucht, den Schliff stumpfer zu machen, weil es besser für meine Hüfte ist“, sagte Spencer Knight von den Chicago Blackhawks. „Ich weiß nicht mehr, womit ich letzte Saison angefangen habe, aber es war schärfer. Jetzt bin ich bei 7/8, aber ich war auch schon in Hallen mit weicherem Eis, da bin ich bis auf 1-1/4 gegangen – und es fühlte sich trotzdem scharf an. Ich habe gemerkt, dass ich die Kontrolle habe, ohne dass die Kufen so viel Arbeit übernehmen müssen. Wenn man sich daran gewöhnt, ist das einfach viel besser.“

Knight ist nicht der Einzige, der von einem tieferen Hohlschliff abrückt.

Wedgewood gleitet mit wenig Schliff dahin

„Ich bin mies in Brüchen, aber ich glaube, ich war früher bei 3/8 – super scharf“, sagte Scott Wedgewood von den Colorado Avalanche. „Jetzt habe ich kaum noch Schliff und gleite einfach nur dahin.“

Eine besonders außergewöhnliche Variante ist der „Inside-Edge-High“-Schliff – dabei wird die Innenkante leicht höher gelassen als die Außenkante, sodass sie immer Kontakt mit dem Eis hat.

Diese Technik nutzten Ed Belfour, Dominik Hašek und Henrik Lundqvist – allesamt Mitglieder der Hockey Hall of Fame. Heutzutage findet man sie in der NHL seltener, aber einige Goalies schwören noch darauf.

Cam Talbot gehört dazu. Er übernahm die Methode von Lundqvist, als beide bei den New York Rangers spielten, und setzte sie später bei den Edmonton Oilers ein.

„Der Vorteil ist eine sehr scharfe Innenkante“, erklärte Talbot. „Wenn man im Butterfly ist, fängt man die Kante schneller und kann seitlich schieben, ohne das Bein so hochheben zu müssen. Durch die stumpfere Außenkante kann ich leichter seitlich gleiten, es gibt keinen Widerstand. Wenn man im Stehen seitlich verschiebt, muss man sich also keine Sorgen um die Außenkante machen.“

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Lukas Dostál legt großen Wert auf die Gleitfähigkeit

Lukas Dostál von den Anaheim Ducks verwendet diesen Schliff schon seit seiner Jugend in Tschechien, wo er nach eigenen Angaben verbreiteter ist. Den größten Vorteil sieht er darin, dass man damit besonders gleichmäßig seitlich gleiten kann.

Das „Shuffling“, also das seitliche Gleiten in enger Stellung, ist inzwischen eine der wichtigsten Bewegungen, um seitliche Angriffe abzuwehren. Es erlaubt Torhütern, dabei geschlossen und „square“ zur Scheibe zu bleiben – im Gegensatz zum Öffnen und Schließen beim sogenannten T-Push.

„Ich kann in meiner engen Grundstellung bleiben, habe viel Gleitfähigkeit und sobald ich stoppen will, drehe ich den Fuß leicht nach innen – sofort habe ich wieder Grip“, sagte Dostál.

Dazu kommt bei ihm ein speziell angepasster Radius – also die Krümmung der Kufe von vorne nach hinten, basierend auf dem Radius eines Kreises. Ein größerer Radius ergibt ein flacheres Profil, ein kleinerer eine stärkere Krümmung.

Torhüter fahren traditionell flachere Radien als Feldspieler, meist um die 28 Fuß (8,53 Meter). Einige bringen am Zehen- oder Fersenbereich zusätzliche Krümmung ein – abhängig davon, welcher Teil der Kufe beim seitlichen Push im Butterfly genutzt wird.

Dostál verwendet vorn und hinten einen stärker gekrümmten 19-Fuß-Radius und im mittleren Bereich den Standardradius von 28 Fuß. Außerdem hat er eine höhere Ferse an der Kufe, um zu verhindern, dass sich sein Oberkörper nach einem kräftigen Schub nach hinten neigt.

„Ich halte meinen Oberkörper über den Zehen, damit ich nicht zurückrolle oder zu weit auf die Fersen komme – die Kufe drückt meinen Oberkörper quasi nach vorne“, erklärte Dostál.

Für Dostál sind das genau die feinen Unterschiede, die in seinem Spiel den Unterschied machen. Wie bei den meisten Goalies heute beginnt alles mit der Art, wie die Kanten der Kufen geformt und geschliffen werden – individuell abgestimmt auf den eigenen Stil.

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