VGK@TBL: Stamkos lenkt Points Schuss ins Tor

Vor der Stanley Cup Qualifikationsrunde fühlt NHL.com/de den 24 Teilnehmern auf den Zahn und wirft jeweils fünf wichtige Fragen auf, mit denen sich die Teams auseinandersetzen müssen. In dieser Ausgabe: Tampa Bay Lightning.

Seit 2013/14 zählen die Tampa Bay Lightning zu den Top-Favoriten auf den Gewinn des Stanley Cups. Dies ist auch in diesem Jahr nicht anders, obwohl sie nicht an die Leistungen von 2018/19 anknüpfen konnten, als sie in der regulären Saison die Konkurrenz düpierten.

Zum Zeitpunkt der Saisonunterbrechung am 12. März 2020 belegten sie mit 92 Punkten (43-21-6) den zweiten Platz in der Eastern Conference, so dass sie in der Vorrunde der Stanley-Cup-Qualifikation gegen die Boston Bruins (44-14-12; 71,4 Prozent Punktequote), die Washington Capitals (41-20-8; 65,2) und die Philadelphia Flyers (41-21-7; 64,5) die Setzliste für die erste Runde der Stanley Cup Playoffs ausspielen.

1. Haben die Lightning aus dem vergangenen Jahr gelernt?
Am 16. April 2019 war es tatsächlich passiert. Die Lightning verloren in den Stanley Cup Playoffs 2019 der Eastern Conference Spiel 4 gegen die Columbus Blue Jackets mit 4:7 und schieden als Presidents' Trophy Gewinner mit einem Sweep bereits in der ersten Runde aus.

Sichtlich frustriert schilderte Tampa Bays Teamkapitän Steven Stamkos das eben Geschehene: "Wir haben in den Playoffs verloren. Wenn dein Ziel ist, alles zu gewinnen und du es nicht erreichst, ist es ein Misserfolg. Es ist dann völlig egal, was in der regulären Saison passiert ist. Sie waren das bessere Team. Sie haben ihren Spielplan durchgezogen. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wenn wir Antworten gehabt hätten, hätten wir einen Weg gefunden, ein Spiel zu gewinnen. Es ist enorm ärgerlich."

Lösungen finden, um nicht erneut als Mitfavorit auf die Meisterschaft frühzeitig die Segel streichen zu müssen, dürfte die oberste Prämisse bei den Lightning sein. Einen Vorteil haben die Lightning gegenüber dem Vorjahr: Bevor sie ihr erstes KO-Spiel in den Playoffs bestreiten, dürfen sie sich gegen die drei besten Teams aus dem Osten messen und sich in Topform bringen, ohne große Konsequenzen befürchten zu müssen.

2. Wird Stamkos voll genesen zur Verfügung stehen?
Der Schock war groß, als Stamkos die Partie gegen die Toronto Maple Leafs am 25. Februar vorzeitig beenden musste. Vier Tage darauf gaben die Lightning bekannt, dass sich ihr Kapitän einer Operation wegen einer Kernmuskelverletzung unterziehen muss und für sechs bis acht Wochen ausfallen wird.

Aufgrund der schrecklichen Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Saisonunterbrechung hatte Stamkos ausreichend Zeit sich auszukurieren. Der 30-jährige Center zählt zu den wichtigsten Spielern der Lightning, nicht nur als ihr zweitbester Scorer mit 66 Punkten (29 Tore, 37 Assists) in 57 Partien, als ihr Center in der ersten Sturmformation mit Nikita Kucherov und Brayden Point, sondern auch als Wortführer in der Kabine. In Abwesenheit von Stamkos rückte Ondrej Palat in die erste Reihe, konnte dort aber nicht jene Durchschlagskraft entwickeln (7 Spiele, 2 Tore) wie in den Partien zuvor in der zweiten oder dritten Reihe.

Zudem ist Stamkos neben Kucherov und Point unverzichtbar für das Überzahlspiel der Lightning. Im Schnitt stand Stamkos 3:17 Minuten pro Spiel im Powerplay auf dem Eis, erzielte die meisten Powerplaytore (10) und die drittmeisten Assists (9) nach Kucherov (4-21--25) und Verteidiger Victor Hedman (4-18--22).

PIT@TBL: Point, Stamkos kombinieren zu schönem Tor

3. Können sich die Special Teams wieder steigern?
Mit einer Erfolgsquote von 23,1 Prozent im Powerplay teilen sich die Lightning den ligaweit fünften Platz mit den Toronto Maple Leafs. Tampa Bays Unterzahlformationen sind mit 81,4 Prozent die dreizehntbesten in der NHL (gleichauf Colorado Avalanche). Am Überzahlspiel der Lightning gibt es nur wenig zu bemängeln, doch das Penalty Killing hat noch Luft nach oben.

Für ein Spitzenteam, wie die Lightning eines sind, ist Mittelmaß nicht gut genug. Vor allem in den Playoffs gilt es hinten stabil zu bleiben, auch wenn man einmal mit einem oder zwei Mann weniger auf dem Eis steht.

In ihren letzten drei Saisonauftritten im März kassierten die Lightning vier Gegentore bei nummerischer Unterlegenheit, drei davon bei den Niederlagen gegen die Detroit Red Wings (4:5 SO) und Maple Leafs (1:2). Es wurde deutlich wie schmerzlich sie ihren verletzten Top-Verteidiger Victor Hedman vermissen. In der Stanley-Cup-Qualifikation dürfte ihnen der schwedische Blueliner mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder zur Verfügung stehen - Grund zu Optimismus!

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4. In welcher Verfassung kehrt Andrei Vasilevskiy zurück?
In welcher Form wird sich Tampa Bays Schlussmann Andrei Vasilevskiy zeigen? In jener, der ersten zwei Saisonmonate, als er es bis Ende November bei 17 Starts auf eine Bilanz von 9-7-1 mit einer Rettungsquote von 90,6 Prozent und einem Gegentrefferschnitt von 2,96 brachte oder in jener zwischen dem 3. Dezember und 15. Februar, als er von 27 Partien nur zwei in der regulären Spielzeit verlor (23-2-2) und mit einer Rettungsquote von 93,0 Prozent, einer GAA von 2,09 und zwei Shutouts vollauf überzeugte.

Der 25-jährige Russe führt mit 35 Siegen alle Torhüter der NHL in der Saison 2019/20 an, kam aber mit der Rettungsquote von 91,7 Prozent und der GAA von 2,56 nicht an seine Werte von der Saison 2018/19 heran (SV% 92,5; GAA 2,40), in der er als bester Torhüter der Liga mit der Vezina Trophy ausgezeichnet wurde.

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5. Wie gestalten sich die dritte und vierte Reihe?
Während mit Kucherov, Stamkos und Point die erste Sturmformation der Lightning gesetzt ist, wird Trainer Jon Cooper versuchen, seine weiteren Angriffsreihen zu perfektionieren. Linksaußen Alex Killorn und Center Anthony Cirelli bilden das Gerüst der zweiten Reihe, zuletzt komplettierte sie Neuzugang Blake Coleman. Coleman gelang jedoch nur ein Assist in neun Spielen, nachdem er von den New Jersey Devils gekommen war.

Sollten bei den Lightning zum Start der Stanley-Cup-Qualifikation alle Mann an Bord sein, dürfte Colemann eher ein Spieler für die dritte Reihe sein. Ondrej Palat (17-24--41), Barclay Goodrow (0-2--2), Tyler Johnson (14-17--31), Patrick Maroon (9-14--23), Cedric Paquette (7-11--18), Yanni Gourde (10-20--30) stehen als weitere Stürmer zur Verfügung. Dass sie ebenfalls in der Lage sind, Torgefahr auszustrahlen, beweisen die Zahlen. Mit Ausnahme von Goodrow, der nach seinem Wechsel im Februar von den St. Louis Blues erst acht Partien für die Lightning bestritt und zwei Vorlagen verbuchte, erzielte jeder von ihnen mindestens 18 Scorerpunkte.