GettyImages-2249372248

Seitdem Nico Sturm am 23. November in die Aufstellung der Minnesota Wild zurückgekehrt ist, zählt seine Mannschaft zu den fünf besten Klubs in der NHL (4-1-1). Freilich ist der 30-jährige Augsburger nicht alleine dafür verantwortlich, er selbst - ein absoluter Teamplayer - würde das auch niemals für sich selbst reklamieren. Doch bringt der 1,91 Meter große Linksschütze sehr wohl besondere Qualitäten mit, die für mehr Stabilität sorgen.

Direkt wieder dominant im Faceoff-Kreis

Dass der zweifache Stanley Cup Champion (2022 mit der Colorado Avalanche, 2025 mit den Florida Panthers) erst so spät in der Saison eingestiegen war, hatte etwas mit anhaltenden Rückenproblemen zu tun, die schlussendlich in der Operation angegangen werden mussten.

„In den ersten Spielen habe ich es einfach genossen, wieder Hockey spielen zu können. Für einen Spieler, der viele Faceoffs nimmt, ist der Rücken wichtig. Da muss eine Operation gut überlegt sein“, blickt Sturm auf eine schwere Entscheidung in der Offseason zurück. „Ich war an einem Punkt, an dem ich mit den Problemen, die ich hatte, nicht eine ganze Saison hätte durchhalten können. Ich hatte diese Probleme schon als Teenager. Vor drei Jahren in San Jose war es richtig schlimm. Ich habe mir eine zweite und dritte Meinungen eingeholt, habe verschiedene Übungen gemacht und auch in der Sommerpause daran gearbeitet. Es gab mal gute, mal schlechte Tage. Am ersten Tag im Training Camp ist es dann wieder aufgebrochen. Wir haben viele konservative Möglichkeiten probiert, ich habe ein Preseason-Spiel gespielt, aber ich hätte in diesem Zustand nicht sechs oder mehr Monate Hockey spielen können. Es war also die richtige Entscheidung. Gerade fühle ich mich viel besser als davor, die Nerven-Schmerzen sind weg.“

Jetzt ist Sturm zurück - und wie. Mit 53,8 Prozent gewonnenen Faceoffs ist er der zweitbeste Anspieler bei den Wild (bei Spielern mit mindestens 50 gespielten Bullys) hinter Ben Jones (57,8 Prozent). In allen drei Zonen auf dem Eis hat der deutsche Nationalspieler Werte von mindestens 50 Prozent: 54,5 sind es in der Offensiv-, 63,6 Prozent in der Neutralen und 50 Prozent in der Defensivzone. Auch in Unterzahl - ein ausgewiesenes Fachgebiet von Sturm - hat er eine Erfolgsquote von 50 Prozent. Bei Gleichzahl sind es gar 54,2 Prozent.

„Er hat gut gespielt und es ist toll, dass er zurück ist“, lobte Minnesotas Trainer John Hynes. „Er war richtig stark bei den Faceoffs, er ist ein verlässlicher Zwei-Wege-Spieler, ein großer, starker Junge, ein harter Kämpfer und wichtig im Penalty Killing. Das ist schön zu sehen. Seit seinem Comeback wird er besser uns besser. Man sieht immer mehr von seiner Geschwindigkeit und er steigert sich im Faceoff-Kreis. Er ist eine gute Verstärkung für uns.“

Ein Trainingsweltmeister bei der Arbeit

Dass Sturm direkt so stark zurückkommt, ist keine Selbstverstänlichkeit, wie er selbst erklärt: „Es ist schwer, direkt wieder gegen gegnerische Center anzutreten, die in dieser Saison schon 150 bis 200 Faceoffs gespielt haben und du wirst wieder ins kalte Wasser geschmissen. Ich habe nicht erwartet, dass ich sofort wieder großartig darin bin. Auch die Routen auf dem Eis sind ungewohnt, denn das Timing stimmt nicht mehr. Mal bist du bei Spielzügen zu schnell, mal zu langsam. So ist das nach einer längeren Verletzung, das geht jedem Spieler so.“

Doch Sturm wäre nicht Sturm, wenn er nicht mit harter Trainingsarbeit dafür sorgen würde, dass der Übergang vom Krankenstand ins Elite-Eishockey so geschmeidig wie möglich abläuft.

„Es geht um Wiederholungen. Je öfter du als Sportler etwas machst, desto wohler fühlst du dich damit“, erklärt er und führt weiter aus. „Mal spielst du gegen einen Linksschützen, mal gegen einen Rechtsschützen, mal auf deiner starken, mal auf deiner schwachen Seite. Ich bin jemand, der großen Wert auf Video-Analysen legt, um gewisse Tendenzen ablesen zu können. Ich versuche, alle Werkzeuge, die mir zur Verfügung stehen, zu nutzen, um perfekt vorbereitet zu sein. Das ist ein wichtiger Teil meines Spiels.“

Ein gefragter Penalty Killer

Mit Joel Eriksson-Ek, Marco Rossi, Ryan Hartman, Jones und Sturm ist Minnesota auf der Center-Position tief besetzt. Da muss sich auch ein Faceoff-Experte wie Sturm seine Eiszeit hart erkämpfen. Diese erhält der harte Arbeiter insbesondere auch in Unterzahl. Im Schnitt erhält er pro Partie 1:29 Minuten im Penalty Killing - dem drittbesten Wert aller Wild-Spieler nach Eriksson-Ek (1:47 Minuten) und Matt Boldy (1:30 Minuten).

„Als Zwei-Wege-Spieler ist es die Kombination aus guten Faceoffs und Unterzahlspiel, die mir Eiszeit verschafft. Oder bei Fünf-Gegen-Sechs am Ende eines Spiels, um eine Führung zu verteidigen“, sagt Sturm. „Ich habe schon früh in meiner Karriere verstanden, dass das der Weg ist, um mehr Minuten zu bekommen. Ich habe also gezielt an diesen Fähigkeiten gearbeitet, um mir selbst bessere Chancen zu geben.“

Headcoach Hynes macht von Sturms Qualitäten gerne Gebrauch. „Es ist großartig und eines der Gründe, warum wir ihn verpflichtet haben. Egal ob im Penalty Killing oder bei Defensiv-Faceoffs oder überhaupt bei wichtigen Bullys überall auf dem Eis. Da ist es wichtig, wenn du große und starke Center hast, die du auch gegen die besten Spieler vom Gegner stellen kannst.“

MIN@CHI: Sturm fälscht zum Ausgleich ab

Voll auf Playoff-Kurs

Minnesota (15-8-5) ist Dritter in der Central Division und damit voll auf Playoff-Kurs. Am Samstag (10 p.m. ET; Sonntag, 4 Uhr MEZ) sind die Wild zu Gast bei den Vancouver Canucks. Es ist die dritte von vier Etappen eines West-Roadtrips, der sie bereits nach Edmonton (1:0), Calgary (1:4) geführt hatte und am Montag in Seattle seinen Abschluss finden wird.

Verwandte Inhalte