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Die Freude war groß in Berlin, als Edmontons Superstar Leon Draisaitl landete und zur Nationalmannschaft stieß, die sich derzeit in der Hauptstadt auf die letzten Vorbereitungsspiele vor der WM und das Turnier selbst vorbereitet. Der junge Kölner und Bundestrainer Marco Sturm stellten sich am Dienstagnachmittag im berühmten Wellblechpalast im Stadtteil Hohenschönhausen den Fragen der Medienvertreter.

"Ich musste kurz überlegen, aber dann habe ich mich doch für Leon entschieden", erklärte Sturm lachend zur Kaderplanung. "Nein, Spaß beiseite, mich freut es unheimlich, dass Leon wieder bereit ist, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen."
Leon, Sohn der deutschen Eishockey-Legende Peter Draisaitl, ist der womöglich beste deutsche Spieler aller Zeiten und bildet gemeinsam mit Connor McDavid die Speerspitze der Offensive der Edmonton Oilers. Vergangene Saison führten die beiden Ausnahmetalente das Team gemeinsam in die Stanley Cup Playoffs, ein unerwarteter Erfolg. Draisaitl stellte mit 29 Toren und 77 Punkten nicht nur persönliche Bestleistungen in sämtlichen Bereichen auf, sondern brach auch Marco Sturms Rekord für die meisten Punkte eines deutschen Spielers in einer NHL-Saison (29 Tore, 59 Punkte).
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Nach der außergewöhnlichen Saison der Oilers, die am Ende in der zweiten Runde in sieben Partien knapp gegen die Anaheim Ducks ausschieden, kam diese Saison jedoch der große Absturz für das Team. Sie sammelten nur 78 Punkte und verpassten die Playoffs damit klar. Draisaitl selbst lieferte erneut eine starke Saison und sammelte trotz einer Verletzung 25 Tore und 70 Punkte in 78 Spielen. Die NHL-Saison mag für Draisaitl vorbei sein, doch er hat in den letzten Jahren stets seine Motivation und seinen Einsatz für die Nationalmannschaft bewiesen.
"Es geht als erstes immer darum, dass man in den Playoffs bleibt, aber sobald die deutsche Nationalmannschaft eine Möglichkeit ist, bin ich persönlich immer bereit für die Nationalmannschaft zu spielen", bekräftigte Draisaitl sein Engagement. "Es ist für mich immer eine Ehre für Deutschland aufzulaufen."

Der 22-jährige Stürmer genießt in der deutschen Eishockey-Szene längst eine herausragende Position als der zentrale Star der Nation. Wobei genießen vielleicht nicht das richtige Wort ist, denn Draisaitl wirkt stets ruhig, bescheiden und als wollte er das Rampenlicht von sich ablenken.
"Es geht nicht um mich, es geht um die deutsche Nationalmannschaft, es geht um die WM, nicht um mich persönlich. Ich werde mich jetzt auf die WM in Dänemark vorbereiten, damit wir wieder so gut wie möglich abschneiden."
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Mit der Nationalmannschaft steht er nun vor den letzten Vorbereitungsspielen für die WM 2018 die ab 4. Mai in Dänemark stattfindet. Während Draisaitl selbstverständlich gesetzt ist, werden es die meisten Athleten, die sich derzeit mit ihm vorbereiten, voraussichtlich nicht in den endgültigen Kader schaffen. Allein im Playoff-Finale der DEL zwischen den Eisbären Berlin und Red Bull München, stehen noch etwa zehn Kandidaten, die einen Platz im endgültigen Kader beinahe sicher haben, wie Jonas Müller, Marcel Noebels, Dominik Kahun und Torwart Danny Aus den Birken.
"Natürlich wäre es mir lieber, wenn die Serie so schnell wie möglich zu Ende geht, dann haben die Spieler ein bisschen Zeit sich zu erholen", gab Coach Sturm zu. "Das Gute ist, die Jungs die im Finale stehen, waren alle schon mal bei mir dabei. Zu denen brauche ich nicht großartig was sagen, die wissen alle genau, wie bei uns in der Nationalmannschaft gespielt wird."

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Auch aus Übersee stehen weitere Verstärkungen in Aussicht.
"Dennis Seidenberg kommt nächste Woche", bestätigte Sturm das Engagement des Veteranen, der bei der letzten WM zum besten Verteidiger des Turniers gewählt wurde. "Thomas Greiss hat wegen einer Verletzung abgesagt, Korbinian Holzer wird kommen, falls er mit Anaheim ausscheidet, auf die anderen beiden Spieler warten wir noch."
Die anderen beiden Spieler, deren Teilnahme noch offen steht, sind Los Angeles Kings Stürmer Tobias Rieder und Washington Capitals Torwart Philipp Grubauer. Die Kings liegen in ihrer Playoff-Serie gegen die Vegas Golden Knights mit 3:0 Spielen zurück, die Capitals verloren ihre ersten beiden Heimspiele gegen die Columbus Blue Jackets, gute Aussichten für Sturm und seine Mannschaft.
Draisaitl freut sich bereits auf die Chance, seine enttäuschende Saison noch mit einem Erfolgserlebnis abschließen zu können. Sonderlich abwegig ist ein positives Abschneiden der Jungs mit dem Adler auf der Brust auch nicht, unter Sturm wandelte sich das Team von einem Außenseiter zu einem Team, vor dem auch die großen Eishockeynationen Respekt haben. Letztes Jahr spielte die Mannschaft ein gutes Turnier, schlug in der Vorrunde unter anderem die USA und die Slowakei und scheiterte im Viertelfinale knapp mit 2:1 an Kanada.
"Die Erfolge in den letzten Jahren sprechen für Marco und die Mannschaft", betonte auch Draisaitl, dem man die Vorfreude auf das Turnier und die Teamkollegen deutlich anmerkte. "Wir haben sehr viele Jungs, die immer wieder dabei sind, das ist ein sehr familiäres Gebilde in der Mannschaft. Man sieht, alle wollen immer für die Nationalmannschaft spielen, wenn nicht gerade jemand verletzt ist ... das macht immer sehr viel Spaß."
Bald geht es dann los und Draisaitl und Co. treten in Dänemark gegen einige der besten Spieler der Welt an. Vielleicht geht dann auch für den Superstar der große Traum von einer Medaille in Erfüllung, die ihm bisher noch fehlt.