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In der Rubrik "Person of Interest" widmet NHL.com/de jeden Dienstag einem Spieler oder einer anderen Persönlichkeit aus der NHL-Familie eine Story abseits des aktuellen Tagesgeschehens.
In dieser Ausgabe: Sven Andrighetto (Colorado Avalanche)

Den 1. März 2017 wird Sven Andrighetto wohl nie vergessen. Es war der Tag der Transfer-Deadline in der NHL und für ihn ein entscheidender Tag in seiner Karriere. Nach drei eher mäßig erfolgreichen Jahren bei den Montreal Canadiens, bei denen er sich nicht als Stammspieler durchsetzen konnte, gaben ihn die Kanadier an die Colorado Avalanche ab. Dort zeigte er von Beginn an eine Leistungsexplosion und wurde der Topscorer des Monats für die Mannschaft und beendete die Saison für sein neues Team mit 16 Punkten (fünf Tore, elf Assists) in 19 Spielen.
"Ich habe meine Chance bekommen, als ich hierhergekommen bin", zeigt der Zürcher sich im Gespräch mit NHL.com/de noch heute dankbar. "Ich habe mehr Eiszeit bekommen und habe gepunktet. Diese Chance will ich auch weiterhin nutzen."

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Seine Leistungen wurden in der folgenden Saison belohnt, er wurde mit den Spitzenspielern der Avalanche auf das Eis geschickt und startete wieder stark mit zwölf Punkten in den ersten 16 Spielen. Am 31. Dezember verletzte sich Andrighetto jedoch am Bein und fiel bis kurz vor den Playoffs aus. Unmittelbar nach seiner Rückkehr brach die Verletzung wieder auf und auch in der laufenden Saison hat er erneut mit Verletzungspech zu kämpfen. Andrighetto fehlte in den ersten sechs Partien, verletzte sich nach sechs Spielen bereits ein zweites Mal.
"Die Verletzungen die ich hatte, waren unkontrollierbar", erklärte der 25-jährige Außenstürmer. "Das hätte jedem passieren können, das gehört einfach zum Spitzensport. Es ist natürlich bitter, aber die Mannschaft gibt mir viel Rückhalt und Unterstützung, ich habe meinen Platz im Team nie verloren. Jetzt muss ich hart daran arbeiten, wieder meinen Beitrag zu leisten und dieses Vertrauen zu belohnen."
Das Vertrauen, das Andrighetto anspricht, scheint tatsächlich groß zu sein. Trainer Jared Bednar lobte den Schweizer kurz vor seiner Rückkehr von der zweiten Verletzung der Saison, zeigte aber ebenso hohe Erwartungen. Er erklärte, Andrighetto bringe dem Team mehr Geschwindigkeit, könne Tore schießen und Chancen in der dritten und vierten Reihe kreieren.
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"Es geht um Kleinigkeiten. Ich muss mit Geschwindigkeit den Unterschied machen", betonte Andrighetto darauf angesprochen. "Ich kann mit meiner Geschwindigkeit und mit Kampf im Forecheck und bei der Arbeit nach hinten meine Stärke zeigen und helfen die gegnerische Verteidigung unter Druck zu setzen. Die Chancen und Tore kommen dann zwangsläufig."
Bei allem Vertrauen des Trainers, warfen die Verletzungen Andrighetto aber dennoch zurück. Er verlor zwar nicht seinen Platz in der Mannschaft, spielt aber eine andere Rolle, als noch vor den Zwangspausen. Mittlerweile spielt er in der vierten Reihe und bekommt weniger Eiszeit, als noch in seinen ersten beiden Jahren in Denver.
"Das ist im Moment einfach meine Rolle", zeigt sich Andrighetto mannschaftsdienlich. "Das gefällt mir natürlich nicht, vor der Verletzung habe ich mehr gespielt und hatte eine größere Rolle. Ich habe auch sehr gut gespielt und habe mit den Verletzungen dann viel Zeit und auch ein wenig meine Form verloren. Darüber kann man sich aufregen, aber das gehört einfach dazu. Jetzt heißt es einfach hart arbeiten und zurückkommen, dann bekomme ich auch wieder eine Chance."
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Für diese Chance müssen aber starke Leistungen kommen. Andrighetto bestritt in dieser Saison 14 Spiele, dabei kamen zwei Tore und eine Vorlage heraus. Die Konkurrenz in der eigenen Mannschaft ist groß, die Avalanche gehören zu den Spitzenteams der Liga und liefern sich mit den Nashville Predators einen harten Kampf um Platz eins in der Central Division. In den vergangenen Playoffs waren genau diese Predators in der ersten Runde die Endstation für die Avalanche. "Das ist alles vergessen", so Andrighetto über das Duell der beiden. "Wir fokussieren uns auf die Gegenwart, auf jedes Spiel. Wir schauen nur nach vorne."
Schon die Teilnahme an den Playoffs, war für Colorado eine unglaubliche Überraschung, stellten sie doch noch im Vorjahr mit lediglich 48 Punkten (22-56-4), die mit Abstand schlechteste Leistung der Liga. Doch Andrighetto kam genau rechtzeitig in das Team, um den großen Umschwung mitzuerleben.
"Es hat sich viel in der Mannschaft verändert im Vergleich zu den Jahren zuvor, wo wir so schlecht abgeschnitten haben", erinnert er sich an die dunklen Zeiten der jüngeren Vergangenheit. "Wir haben viele junge, hungrige Spieler bekommen, die viel Geschwindigkeit mitbringen. Das macht glaube ich den größten Unterschied."

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Genau diese Stärke der jungen, schnellen Spieler, macht es für ihn deutlich schwieriger, sich für mehr Eiszeit zu empfehlen. Dabei wird sein Platz in der Mannschaft gerade am Ende der laufenden Saison spannend. Im Sommer läuft der zweijährige Vertrag, den Andrighetto nach seinem Transfer zu den Avalanche im Sommer 2017 unterschrieb, aus. Wie die Zukunft für ihn aussieht, ist noch ungewiss und wird sicherlich von seinen Leistungen in der restlichen Saison abhängen.
"Man kann noch nicht sagen, was kommen wird", gibt er sich gelassen. "Ich werde zum Restricted Free Agent, also hat Colorado weiter die Rechte. Ich würde natürlich sehr gerne bleiben. Mir gefällt die Mannschaft, die wir hier gerade haben. Aber das ist alles noch weit weg. Ich muss einfach konstante Leistung bringen, alles andere wird man dann sehen."
Das Potenzial sich auch weiterhin einen Platz im Kader, vielleicht sogar wieder in den vorderen Reihen zu erarbeiten, hat Andrighetto. Alles wird davon abhängen, ob er gesund bleiben und wieder zu seiner Form finden kann, oder ob eine seiner Verletzungen zurückkehrt.