Draisaitl

NHL.com/de beleuchtet jeden Dienstag der regulären Saison 2019/20 aktuelle Trends in der Liga und Storylines. In dieser Ausgabe geht es um zehn Geschichten vor dem Ende der regulären Saison in einem Monat.

In genau einem Monat endet die reguläre Saison 2019/20. Dabei ist die NHL so packend wie lange nicht mehr: Unglaubliche 22 von 31 Mannschaften haben noch eine realistische Chance auf die insgesamt 16 Playoff-Plätze. Doch nicht nur daraus ergeben sich zehn spannende Geschichten für den Hauptrunden-Schlussspurt.
10 - Kalifornien als Tal der Tränen
Kalifornien war vor nicht allzu langer Zeit eine Eishockey-Hochburg: Die San Jose Sharks, Anaheim Ducks und Los Angeles Kings schafften es in der Regel gemeinsam in die Playoffs und spielten dort meist auch eine bedeutungsvolle Rolle. 2019/20 ist genau das Gegenteil der Fall: Sharks (28-33-4, 60 Punkte, 13.), Ducks (26-31-8, 60 Punkte, 14.) und Kings (25-35-6, 56 Punkte, 14.) stellen die drei schlechtesten Mannschaften in der Western Conference und werden die Playoffs aller Voraussicht nach verpassen.
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9 - Wird Detroit das schlechteste Team in diesem Jahrtausend?
Noch erheblich schlechter läuft es bei den Detroit Red Wings, die eine regelrechte Horror-Saison erleben: Von bislang 68 Spielen konnten die Red Wings nur 15 gewinnen (15-48-5) und stehen mit mageren 35 Punkten abgeschlagen am Ende der gesamten NHL. Es droht eine historisch schlechte Spielzeit. Zum Vergleich: 2018/19 schlossen die Ottawa Senators (29-47-6, 64 Punkte), 2017/18 die Buffalo Sabres (25-45-12, 62 Punkte) als Letzter ab - beide hatten fast doppelt so viele Punkte wie Detroit aktuell. Den Negativrekord in diesem Jahrtausend (seit 2000/01, nur Saisons mit 82 Spielen) halten übrigens die Colorado Avalanche, die 2016/17 nur 48 Punkte (22-56-4) holten. Um das nicht zu unterbieten, müssten die Red Wings in den verbleibenden 14 Partien noch 13 Punkte einfahren (0,93 Punkte/Spiel). Aktuell hat Detroit aber eine Punkteschnitt von 0,52.
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8 - Bester Rookie: Hughes oder Makar?
Jedes Jahr kommen aufregende neue Spieler in die NHL. Der Beste von ihnen wird am Saisonende mit der Calder Memorial Trophy ausgezeichnet. In der laufenden Spielzeit glänzten bislang vor allem zwei Rookie-Verteidiger: Quinn Hughes (20) von den Vancouver Canucks und Cale Makar (21) von den Colorado Avalanche. "Ja, das ist schon etwas Besonderes, das gibt es nicht oft zu sehen", sagt Hughes und lobt seinen Konkurrenten: "Er ist ein guter Spieler, und es macht Spaß, ihm zuzuschauen." Hughes (8-43-51) und Makar (12-35-47) führen die Rookie-Scorerwertung vor den Stürmern Dominik Kubalik (Chicago Blackhawks, 29-15-44), Victor Olofsson (Buffalo Sabres, 19-21-40) und Nick Suzuki (Montreal Canadiens, 13-27-40) an. Sowohl Hughes als auch Makar spielen schon in ihrem jungen Alter Hauptrollen in ihren Klubs, werden als Top-4-Verteidiger aufgestellt und sind auch im Powerplay gefragte Männer. Übrigens gibt es in diesem Jahr auch starke Rookie-Goalies: Ilya Samsonov (Washington Capitals, 2,4 Gegentore/Spiel, 91,7 Prozent Fangquote), Elvis Merzlikins (Columbus Blue Jackets, 2,39, 92,2 Prozent) und Mackenzie Blackwood (New Jersey Devils, 2,71, 91,6 Prozent) wussten in ihrem ersten vollen NHL-Jahr zu gefallen.

COL@OTT: Makar trifft per Direktschuss im Powerplay

7 - Holt sich Pastrnak die Maurice Richard Trophy?
Wer wird der Top-Torjäger 2019/20? Im Saisonendspurt streiten sich noch vier Kandidaten um die Maurice Richard Trophy. In der Pole Position ist David Pastrnak von den Boston Bruins (47 Tore), der knapp vor Auston Matthews (Toronto Maple Leafs, 45), Alex Ovechkin (45) und Leon Draisaitl (43) führt. Pastrnak trifft und punktet schon das ganze Jahr konstant: Zu Beginn der Saison (8. Oktober bis 5. November) hatte er eine persönliche Punkteserie von 13 Spielen. Später (14. Dezember bis 9. Januar) nochmal eine über zwölf Partien. Auch ist er mit 19 Powerplaytoren der gefährlichste Überzahl-Spieler der Liga und spielt neben Brad Marchand und Patrice Bergeron in einer der besten Sturmreihen der Liga. Doch auch sein Verfolger bringen unglaubliche Qualität mit: Matthews spielt das beste Jahr seiner Karriere (45-32-77), Ovechkin knackte die Marke von 700 NHL-Toren und Draisaitl meldete jüngst mit einem Viererpack bei den Nashville Predators Ansprüche an.

DAL@BOS: Pastrnak haut den Rückpass von Ritchie rein

6 - Heimmacht Boston auf dem Weg zur Presidents' Trophy
Die Boston Bruins könnten sich in diesem Jahr die Presidents' Trophy für das beste Team der regulären Saison sichern. Schon jetzt hat Boston (41-13-12) 94 Zähler auf dem Punktekonto und führt die Liga souverän vor den St. Louis Blues (39-17-10, 88 Punkte), Tampa Bay Lightning (41-19-5, 87 Punkte), Colorado Avalanche (40-18-7, 87 Punkte) und Washington Capitals (40-19-6, 86 Punkte) an. Beeindruckend ist vor allem die Heimstärke der Bruins, die im TD Garden erst drei Spiele nach 60 Minuten verloren haben und mit einer 22-3-9-Bilanz auf eigenem Eis das beste Heim-Team der Liga sind. Eine Top-Platzierung nach der regulären Saison würde das Heimrecht bis in das Stanley Cup-Finale bedeuten. Gerade für ein so heimstarkes Team könnte das ein entscheidender Vorteil sein.

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5 - Philadelphia ist nicht zu stoppen
Eine Mannschaft, die lange nicht auf einem Playoff-Platz stand, dann aber enorm an Fahrt aufnimmt, in die Endrunde stürmt und dann sogar Stanley-Cup-Sieger wird? Dieses Märchen erlebten im Vorjahr die St. Louis Blues. Jetzt gibt es Parallelen zu einem anderen Team: Die Philadelphia Flyers sind in den letzten Wochen nicht zu stoppen. Aktuell feierte Philadelphia sechs Siege in Serie. Seit dem Jahreswechsel haben die Flyers eine 16-7-2- und seit Februar eine 11-3-0-Bilanz. Wie wichtig es ist, formstark in die Playoffs zu starten, hat das Beispiel St. Louis gezeigt. Jetzt wollen die Jungs aus Philadelphia ihre Form konservieren. Wer kann die Flyers stoppen?

4 - Blues oder Avalanche - wer gewinnt die Western Conference?
Im Westen liefern sich die St. Louis Blues (39-17-10, 88 Punkte) und Colorado Avalanche (40-18-7, 87 Punkte) ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Central Division- und Western Conference-Sieg. Dabei scheint derzeit keines der beiden Teams nachzulassen: Sowohl die Blues als auch die Avalanche feierten jeweils sieben Siege in Serie und haben einen echten Lauf. "Wir sind gut vorbereitet und werden St. Louis jagen. Hoffentlich können wir die Division gewinnen, um das Heimrecht in den Playoffs zu haben. Das ist das Ziel, das wir verfolgen", sagte Colorados Mittelstürmer MacKinnon und bestätigt Titelambitionen: "Ja, definitiv. Unser Ziel ist es, den Stanley Cup zu gewinnen."
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3 - Playoff-Rennen im Osten
In der Eastern Conference können bereits die Boston Bruins (41-13-12, 94 Punkte) und Tampa Bay Lightning (41-19-5, 87 Punkte) in der Atlantic Division sowie die Washington Capitals (40-19-6, 86 Punkte) in der Metropolitan Division für die Playoffs planen. Einen Monat vor Hauptrunden-Schluss sind damit noch fünf Endrunden-Plätze offen, um die sich acht Mannschaften streiten. Philadelphia Flyers (38-20-7, 83 Punkte), Pittsburgh Penguins (37-21-6, 80 Punkte), Toronto Maple Leafs (35-23-8, 78 Punkte), New York Islanders (35-21-8, 78 Punkte) und Columbus Blue Jackets (32-21-14, 78 Punkte) stehen aktuell über dem Strich. Dahinter scharren die Verfolger Carolina Hurricanes (35-24-5, 75 Punkte), New York Rangers (35-26-4, 74 Punkte) und Florida Panthers (33-26-7, 73 Punkte) mit den Hufen. Stand heute würde es in der ersten Playoff-Runde übrigens zum "Battle of Pennsylvania" zwischen Philadelphia und Pittsburgh kommen.
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2 - Playoff-Rennen im Westen
Noch enger geht es in der Western Conference zu. Sicher sein dürfen sich aktuell nur die St. Louis Blues (39-17-10, 88 Punkte) und Colorado Avalanche (40-18-7, 87 Punkte). Alle anderen müssen vermutlich bis zum letzten Spieltag zittern: Die Dallas Stars (37-21-7, 81 Punkte), Vegas Golden Knights (36-23-8, 80 Punkte), Edmonton Oilers (35-23-8, 78 Punkte), Calgary Flames (34-26-7, 75 Punkte), Vancouver Canucks (34-25-6, 74 Punkte) und Nashville Predators (32-25-8, 72 Punkte) wären derzeit für die Playoffs qualifiziert. Doch der Vorsprung ist nur hauchzart, denn die Verfolger Winnipeg Jets (33-28-6, 72 Punkte), Arizona Coyotes (32-27-8, 72 Punkte) und Minnesota Wild (32-26-7) sitzen im Genick. Besonders spannend ist es in der Pacific Division: Vegas hat als Spitzenreiter nur sechs Punkte Vorsprung vor einem Nicht-Playoff-Platz. Zwischen dem letzten Wildcard-Rang im Westen und dem drittbesten Jäger liegt nur ein einziger Zähler. Jeder Punkt kann und wird am Ende entscheidend sein. Es kündigt sich ein Herzschlag-Finale an. In der ersten Runde würde es nach aktuellem Stand übrigens zum feurigen Derby, dem "Battle of Alberta" zwischen Edmonton und Calgary kommen.
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1 - Schreibt Draisailt NHL-Geschichte?
Die aus deutscher Sicht wohl spannendste Frage im letzten Monat der regulären Saison ist. Wird Leon Draisaitl NHL-Geschichte schreiben? Noch niemals konnte ein Deutscher die Hart Trophy als wertvollster Spieler der Hauptrunde oder die Art Ross Trophy als Top-Scorer gewinnen. Der 24-jährige Kölner ist derzeit für beide Auszeichnungen der Favorit: Mit 107 Scorerpunkten (43 Tore, 64 Assists) führt Draisaitl souverän vor Teamkollege Connor McDavid (Edmonton Oilers, 32-62-94), David Pastrnak (Boston Bruins, 47-44-91) und Artemi Panarin (New York Rangers, 32-58-90). Besonders aus deutscher Sicht darf der letzte Monat der regulären NHL-Saison 2019/20 mit Hochspannung verfolgt werden.