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Am Sonntag beginnt in den Stanley Cup Playoffs 2020 das Finale in der Western Conference zwischen den Vegas Golden Knights und den Dallas Stars. Sie treffen zum ersten Mal in der Postseason in einer Best-of-7-Serie aufeinander.

Das letzte Duell zwischen beiden Mannschaften gab es in der Platzierungsrunde der diesjährigen Playoffs. Dabei setzten sich die Golden Knights mit 5:3 durch. In der regulären Saison 2019/20 fanden zwei Begegnungen statt. Am 25. November behielten die Stars in der heimischen American Airlines Arena mit 4:2 die Oberhand und am 13. Dezember zogen sie an gleicher Stätte mit 2:3 n. V. den Kürzeren.
Die jüngsten Vergleiche zwischen den Final-Kontrahenten und ihre Auftritte in der Endrunde machen deutlich, was die Fans erwarten dürfen: Hochspannung und jede Menge Offensivaktionen.
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Der Weg ins Conference Finale
Die Golden Knights bewiesen bereits in der Platzierungsrunde in der Western Conference ihre gute Form. Mit Erfolgen gegen die Stars, die St. Louis Blues (6:4) und die Colorado Avalanche (4:3 n. V.) sicherten sie sich Rang 1 in der Setzliste. In der ersten Runde der Playoffs schalteten sie die Chicago Blackhawks mühelos mit 4:1 aus. In der zweiten Runde sah es zunächst wieder nach einem Durchmarsch aus. 3:1 lagen die Mannen von Trainer Peter DeBoer in der Serie gegen die Vancouver Canucks schon vorne, als die bis dato so erfolgreiche Abteilung Attacke plötzlich von einer Ladehemmung befallen war. Nach zwei Niederlagen mit nur einem Treffer (1:2, 0:4) mussten die Golden Knights kurz ums Weiterkommen zittern. Im entscheidenden Spiel 7 machten sie dann mit einem 3:0 den Einzug ins Conference Finale klar.
Die Bilanz der Stars in der Platzierungsrunde im Westen fiel durchwachsen aus. Nach einem Sieg gegen die Blues (2:1 n. P.) und Niederlagen gegen die Golden Knights und die Avalanche (0:4) landeten sie auf Position 3 in der Tabelle. In der ersten Playoff-Runde bezwangen sie die Calgary Flames mit 4:2. Danach erging es den Schützlingen von Coach Rick Bowness ähnlich wie den Golden Knights. In der Zweitrundenserie gegen die Avalanche vergaben sie beim Stand von 3:1 zwei Matchbälle, ehe sie sich in einem dramatischen Showdown mit 5:4 n. V. in Spiel 7 durchsetzten.

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Die Stärken
Die Trumpfkarte der Golden Knights ist ihre Stärke an beiden Enden des Eises. Einerseits bestechen sie mit ihrer geballten Offensivkraft und andererseits verstehen sie es bestens, den Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten und nur wenig klare Chancen zuzulassen. Vegas gab in den laufenden Playoffs mit 37,1 im Durchschnitt die meisten Schüsse aller Teams ab, die mindestens zehn Spiele bestritten haben. Zugleich mussten sie mit 24,1 im Schnitt die wenigsten Schüsse aller Mannschaften auf das eigene Tor hinnehmen, wenn man die gleiche Mindestzahl an Spielen zugrunde legt.
Der Kader der Golden Knights verfügt in allen Bereichen über eine enorme Tiefe und Qualität. Dadurch ist das Team sehr schwer ausrechenbar. Alle 20 eingesetzten Feldspieler haben wenigstens einen Scorerpunkt auf dem Konto. Die erfolgreichsten Scorer sind Verteidiger Shea Theodore mit 16 Punkten sowie die Angreifer Mark Stone (15) und Reilly Smith (13).
Die Stars überzeugten durch ihre Willenskraft, die sich in einigen spektakulären Comebacks während der Endrunde manifestierte, und ihre Torgefährlichkeit. Mehr Treffer als Dallas (53 aus 16 Spielen) hat nur Colorado (60 aus 15 Partien) vorzuweisen. Mit Miro Heiskanen und John Klingberg besitzt die Mannschaft über zwei extrem offensivstarke Blueliner. Heiskanen führt die NHL-Scorerwertung in den Playoffs mit 21 Punkten (fünf Tore, 16 Assists) aus 16 Einsätzen an. Klingberg sammelte in ebenso vielen Auftritten 12 Punkte (zwei Tore, zehn Assists).

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Die Schwächen
Bei aller Spielfreude ließen die Golden Knights zwischendurch die Effizienz im Abschluss vermissen. Besonders augenfällig war das in der Serie gegen die Canucks. Trotz drückender Überlegenheit in Spiel 5 (Torschussverhältnis 43:17) und Spiel 6 (48:23) brachten sie den Puck in 120 Minuten lediglich ein einziges Mal im gegnerischen Gehäuse unter. Einen derartigen Chancenwucher sollte Vegas im Conference Finale nicht mehr betreiben. Das könnte gegen einen ausgebufften Gegner wie den Stars ins Auge gehen.
Obwohl sie kein wirklich schlechtes Spiel ablieferten, besteht bei den beiden Torleuten Robin Lehner und Marc-Andre Fleury noch Luft nach oben. Das ein oder andere Gegentor, das die Golden Knights im Verlauf der Playoffs kassierten, schien durchaus vermeidbar. Aber das ist eher ein Luxusproblem. Noch dazu, wenn man bedenkt, dass Lehner bei seinen zwölf Einsätzen im Schnitt nur 1,99 hinter sich greifen musste.
Die Stars galten lange Zeit als eines der abwehrstärksten Teams der Liga. Davon war in den Playoffs nichts mehr zu spüren. Immerhin brachten sie das Kunststück fertig, mit einem negativen Torverhältnis von 53:56 ins Conference Finale zu kommen. So viele Gegentreffer zu kassieren, sind die Torhüter Anton Khudobin und Ben Bishop nicht gewohnt. In der regulären Saison waren sie lange Zeit aussichtsreiche Kandidaten für den Gewinn der William M. Jennings Trophy, die an das Goalie-Tandem mit den wenigsten Gegentoren verliehen wird. Am Ende landeten sie mit 177 Gegentoren aus 69 Spielen auf Platz 2.
Hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist bislang die Top-Reihe der Stars mit Jamie Benn, Tyler Seguin und Alexander Radulov. Nur Benn belegt derzeit mit 13 Punkten (fünf Tore, acht Assists) einen Platz in den Top 5 der teaminternen Scorerwertung.
Die Prognose
Die Golden Knights gewinnen das Conference Finale, wenn es ihnen gelingt, weiterhin ihr Offensivfeuerwerk abzubrennen und ihre Torgelegenheiten konsequenter zu verwerten.
Die Stars behalten die Oberhand, wenn sie ihre Löcher in der Abwehr stopfen und die Routiniers im Angriff ihre Punkteproduktion deutlich steigern.
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Der X-Factor
Die Verpflichtung von Lehner bei der NHL Trade Deadline im Februar hat sich für die Golden Knights als Volltreffer erwiesen. Seit dem Re-Start ist er die unumstößliche Nummer 1. Um eine Offensive vom Schlage der Stars in Schach zu halten, braucht es einen Schlussmann, der jederzeit über sich hinauswachsen kann. Genau diese Fähigkeit besitzt Lehner. Das hat er in seiner Laufbahn schon häufiger nachgewiesen.
Für die Stars scheint keinen Rückstand zu geben, den sie nicht aufholen können. Das ist die wichtigste Lehre, die sich aus ihren Vorstellungen in den Playoffs ergeben hat. Die Gegner dürfen sich wegen dieser außergewöhnlichen Comeback-Fähigkeit zu keinem Zeitpunkt in Sicherheit wiegen. Zumal Dallas dazu neigt, bei den Aufholjagden gleich mehrere Tore innerhalb kurzer Zeit zu erzielen. Bestes Beispiel dafür ist Spiel 6 der Erstrundenserie gegen die Flames. In sechseinhalb Minuten machten sie im zweiten Drittel aus einem 1:3 ein 5:3. Am Ende hieß es gar 7:3. Rookie Denis Gurianov zeichnete sich als vierfacher Torschütze aus.