United States v Switzerland: Quarterfinals - 2025 IIHF World Junior Championship

Die Story könnte kaum besser sein: David Aebischer, der frühere NHL-Torhüter und erste Schweizer Stanley Cup Sieger mit den Colorado Avalanche in 2001, hat mit Elijah Neuenschwander ein Juwel unter seinen Fittichen, das als große Nachwuchshoffnung für das Schweizer Eishockey gilt, besonders auf der Torwartposition. Neuenschwander hatte sich von Platz sieben unter den internationalen Torhütern in der Rangliste des NHL Scouting zur Mitte der Saison auf Platz drei zum Ende der Spielzeit verbessert. Seine Einladung zum NHL Combine in dieser Woche in Buffalo deutet auf eine Auswahl im vorderen Bereich beim NHL Draft 2025 am 27. und 28. Juni in Los Angeles hin.

Die Schweiz war Anfang dieses Jahrtausends mit Aebischer (2000-2008), Martin Gerber (2002-2011) und etwas später Jonas Hiller (2007-2016) mit drei Torhütern gut in der NHL vertreten, ehe bis auf ein Intermezzo von Reto Berra (2013-2018) ein kleines Loch auftrat. Erst Akira Schmid (2021-2024 New Jersey Devils, seit 2024 Vegas Golden Knights) schickt sich in den letzten Jahren an, wieder eine Starterposition in der NHL zu erkämpfen.

Mit Neuenschwander, der mit Aebischer beim HC Fribourg-Gottéron trainiert, könnte sich ein neues Torhüter-Talent anschicken, den Weg in die NHL zu finden, auch wenn dieser noch weit ist. Der Draft ist zumindest der erste Schritt dazu und in dessen Vorbereitung ist die Teilnahme am Combine, wo die besten Nachwuchskräfte in Fitnesstests und Interviews mit Teams auf Herz und Nieren geprüft werden, ein wichtiger Termin.

2025 NHL Combine  Portraits

NHL.com/de hatte die Möglichkeit, sowohl mit Neuenschwander persönlich beim Combine, als auch telefonisch mit seinem Trainer Aebischer exklusiv zu sprechen. Das 18-jährige in Biel-Bienne geborene Talent und der 47-jährige Ex-NHL-Goalie scheinen beide das Ziel zu verfolgen, einen neuen NHL-Torhüter zu formen.

„Ich habe sehr viel von ihm gelernt, besonders seine Einstellung“, erzählt Neuenschwander über Aebischer. „Er will, dass man hart an sich arbeitet. Das hilft mir jeden Tag, besser zu werden. Er ist nicht der Typ, der leicht zufriedenzustellen ist. Von ihm habe ich deshalb auch gelernt, immer noch eine Schippe draufzulegen. Er hat mir außerdem dabei geholfen, mir einen Game-Plan zuzulegen, der für mich passt, und im technischen Bereich des Torhüterspiels habe ich mir ebenfalls viel von ihm abgeschaut.“

Aebischer erzählt nur Gutes über die Zusammenarbeit. „Wir sind sehr zufrieden mit seiner Entwicklung, er macht stetig Fortschritte“, verdeutlicht er. „Nachher ist es sicher noch ein langer Weg bis zum Ziel NHL, aber er arbeitet hart und ist ein sehr intelligenter und gut aufgestellter Junge.“

Zum Hinweis, dass er sehr viel fordert, weiß Aebischer zu berichten: „Das kann schon sein, aber ich weiß, was nötig ist, um auf dem höchsten Level spielen zu dürfen“, erklärt er. „Darum versuche ich das, so gut wie es geht, weiterzugeben und die Messlatte stetig hochzuhalten. Nur so kann ich jungen Torhütern helfen und sie entwickeln.“

Neuenschwander, der im Rahmen des Combine neun Interviews mit Teams führen wird, weiß sich im Englischen gut auszudrücken und lernt während seiner Zeit in Fribourg sein Französisch zu verbessern.

Neben allen technischen und anderen Fertigkeiten sieht Neuenschwander einen Bereich als besonders wichtig an. „Man muss als Torhüter immer Selbstvertrauen haben“, stellt er klar. „Man muss den gegnerischen Spielern verdeutlichen, dass man das Vertrauen hat, sie stoppen zu können. Das ist einer der wichtigsten Aspekte.“

Lausanne HC v EHC Biel-Bienne - National League

Über seine Stärken macht Neuenschwander klare Angaben: „Ich glaube, dass meine Positionierung und mein Skating Stärken von mir sind“, sagt er. „Ich bin ein technikorientierter Torhüter und stehe gut auf den Schlittschuhen. Ich lerne und begreife schnell.“

Trotzdem gibt es noch einiges Verbesserungspotenzial, das Neuenschwander vor allem auf das Körperliche fokussiert. „Ich muss kräftiger werden“, erläutert er, der mit 1,94 Metern Größe das in der NHL gesuchte Gardemaße hat. „Dafür ist viel Arbeit abseits des Eises notwendig. Ich habe mich hier schon gut entwickelt, aber es gibt noch manches zu tun.“

Aebischer wird etwas konkreter, wenn es um die Entwicklungsbereiche geht. „Das Torhüterspiel ist in der Gänze sehr komplex, so dass wir in fast allen Bereichen noch Fortschritte machen können“, stellt er klar. „Sicher, der körperliche und physische Aspekt, da sehen wir Luft nach oben, aber wir arbeiten daran und Elijah legt dort jeden Tag zu. Auf dem Eis hat er schon gute Fähigkeiten, die wir jedoch weiter verfeinern müssen.“

Dabei soll allerdings kein Stil eines NHL-Schlussmanns oder Vorbilds kopiert werden. „Ich möchte meinen eigenen Stil entwickeln und wenn möglich mit den besten Aspekten von allen Torhütern, die ich bisher beobachten konnte“, macht Neuenschwander eine klare Ansage. „Aber man muss auch klar sagen, dass es Dinge gibt, die für mich nicht gehen oder unpraktikabel sind, dann lasse ich sie sein. Das Ziel ist es, meinen eigenen Spielstil zu entwickeln und nicht die Kopie eines anderen zu sein.“

Das Ziel NHL ist jedoch ein klares und Neuenschwander hofft an die Zeiten erfolgreicher Schweizer Torhüter in der höchsten Klasse Nordamerikas anknüpfen zu können. „Es wäre eine Ehre, wenn ich mich dort einreihen könnte“, sagt er. „Ich arbeite hart dafür und es ist natürlich ein Traum von mir, der Wirklichkeit werden soll. Ich hoffe, dass es so viele Schweizer Torhüter wie möglich in die NHL schaffen werden. Einer von ihnen zu sein, wäre toll.“

Nach dem Combine geht es erst einmal zurück in die Schweiz und von dort verfolgt er den Draft Ende Juni mit der Familie verfolgt. Neuenschwander gesteht, dass er ein Faible für die Dallas Stars und Chicago Blackhawks hat, seitdem während des Lockouts 2012 Tyler Seguin und Patrick Kane in Biel-Bienne spielten. Dallas hat zumindest schon Interesse gezeigt, da es unter den Teams ist, die ein Interview mit ihm angefragt haben. „Aber insgesamt bin ich Fan der gesamten NHL und mag jedes Team“, öffnet er den Fokus. „Mir gefällt generell, wie dort gespielt wird und feuere daher kein bestimmtes Team an.“

United States v Switzerland: Quarterfinals - 2025 IIHF World Junior Championship

Aebischer will keine Prognose abgeben, da er weiß, wie es abläuft. „Die erste Runde ist für einen Torhüter sehr schwierig machbar“, räumt er ein. „Ich möchte daher nicht zu viele Erwartungen wecken. Er hat jedoch eine super Ausgangslage, da wir happy mit der Saison sind, die er hatte. Wichtiger als die Stelle ist es, überhaupt gedraftet zu werden und ein Team zu bekommen, das einen fördert und irgendwann das Vertrauen gibt.“

Für die Zeit danach gibt es ebenfalls schon einen Plan. Im Sommer wird in der Schweiz trainiert, danach soll eine weitere Saison in der Heimat angehängt werden. „Ich will ein weiteres Jahr mit David Aebischer arbeiten und in die Swiss League ausgeliehen werden, um Spielpraxis zu sammeln“, ergänzt Neuenschwander. „Dann wollen wir von Jahr zu Jahr schauen, was passiert und entsprechend entscheiden.“

Aebischer ist sich bewusst, dass das mit dem Team noch abzustimmen sein wird, das letztendlich die Rechte erwirbt. Doch er hofft, dass sein Name als Trainer die nötige Überzeugungsarbeit leistet. „Wir werden uns mit dem Team, das es wird, absprechen und gemeinsam einen Plan für das nächste Jahr aufstellen“, sagt Aebischer, der durchaus stolz darauf sein kann, was er mit jungen Torhütern leistet.

„Man will immer mit solchen Athleten arbeiten, die alles daransetzen, dass sie besser werden“, ergänzt er. „Mit ihnen ist es einfach zu arbeiten, wenn man so will. Für den Coach ist es eine Genugtuung, wenn einer seiner Schützlinge Erfolg hat und darauf hoffen wir bei Elijah natürlich.“

Sebastien Deschambault - Director & Managing Editor von LNH.com hat zu diesem Bericht beigetragen

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