Spektakuläre Szenen gibt es in einer NHL-Saison quasi am laufenden Band. Tolle und technisch hervorragend herausgespielte Tore, krachende Checks, fantastische Paraden und großartige Events. NHL.com/de wirft einen Blick auf die zehn eindrucksvollsten Ereignisse der Saison 2019/20.
Auf Platz Nummer 3: Dumbas Ansprache gegen Rassismus

Es war eines der emotionalsten Momente in der Endrunde 2020: Vor dem ersten Stanley-Cup-Qualifikationsspiel zwischen den Edmonton Oilers und den Chicago Blackhawks am 1. August standen die jeweiligen Spieler aufgereiht um den Mittelkreis. Ein roter Teppich wurde ausgerollt. Auf den gigantischen LED-Wänden im Rogers Place standen in großen Buchstaben Botschaften wie "End Racism" (deutsch: "Beendet Rassismus") oder "#WeSkateForBlackLives" ("Wir spielen für schwarze Leben"). Während dramatische Musik lief sagte der Stadionsprecher. "Heute und für immer skaten wir aus den richtigen Gründen: Unterstütze die NHL in ihrem Kampf gegen Rassismus. Bitte heißt Matt Dumba willkommen!"
Unter dem Applaus der Spieler schritt der Verteidiger der Minnesota Wild über den roten Teppich in den Spielerkreis. Der 26-jährige Kanadier trug einen schwarzen Hoodie. Auf dessen Vorderseite stand in weißen Lettern "HDA", das Kürzel der Hockey Diversity Alliance, die von Spielern wie Evander Kane und Akim Aliu gegründet wurde und der neben Dumba auch Spieler wie Trevor Daley, Anthony Duclair, Nazem Kadri, Wayne Simmons, Chris Stewart oder Joel Ward angehören und die gegen systemischen Rassismus und Intoleranz im Eishockey ankämpfen. Links neben ihm standen mit Darnell Nurse von den Oilers sowie Malcolm Subban von den Blackhawks ebenfalls schwarze Eishockeyspieler. Dumba atmete noch einmal tief durch und begann dann mit einer emotionalen Ansprache.
Dumba: "Rassismus ist überall - und wir müssen ihn bekämpfen"
"Ich möchte mich bei allen Fans da draußen bedanken, die im Moment einen positiven Unterschied in unserer Welt ausmachen, wir wissen das sehr zu schätzen", begann Dumba und führte mit ruhigen Worten weiter aus: "Während dieser Pandemie geschah etwas Unerwartetes, aber längst Überfälliges: Die Welt erwachte und erkannte die Existenz von systemischem Rassismus und wie tief er in unserer Gesellschaft verwurzelt ist. Rassismus ist eine vom Menschen geschaffene Schöpfung, und alles, was er anrichtet, ist eine Verschlechterung unseres kollektiven Wohlstands. Rassismus ist überall. Rassismus ist überall - und wir müssen ihn bekämpfen."
Vorausgegangen war der tragische Tod von George Floyd, einem Schwarzen, der in Minneapolis, der Schwesterstadt von Saint Paul, wo die Wild beheimatet sind, Bei seiner Festnahme durch Polizeigewalt starb. Schon zuvor wurde das Thema angefeuert vom Nachwuchsspieler Akim Aliu, der offen über Rassismus im Eishockey sprach.

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Dumba: "Eishockey ist ein großartiges Spiel, aber es könnte noch viel größer sein"
"Im Namen der NHL und der Hockey Diversity Alliance geloben und versprechen wir, für Gerechtigkeit einzutreten und für das Richtige zu kämpfen", betonte Dumba weiter. "Ich weiß aus erster Hand, als eine Minderheit, die das großartige Spiel Eishockey spielt, die unerklärlichen und schwierigen Herausforderungen, die damit verbunden sind. Die Hockey Diversity Alliance und die NHL wollen, dass sich Kinder jedes Mal, wenn sie eine Arena betreten, sicher, bequem und aufgeschlossen fühlen. Ich stehe heute im Namen dieser Gruppen vor ihnen und verspreche ihnen, dass wir gegen Ungerechtigkeit kämpfen und für das kämpfen werden, was richtig ist."
Seine emotionale Rede beendete Dumba mit einem wichtigen Blick in die Zukunft und diesen Worten: "Eishockey ist ein großartiges Spiel, aber es könnte noch viel größer sein, und das beginnt mit uns allen."
Dumba schnaufte durch, während die Spieler applaudierten. Es ertönte die US-amerikanische Nationalhymne und Dumba setzte ein weiteres Zeichen, indem er sich hinkniete. Nurse und Subban solidarisierten sich und griffen an Dumbas Schulter.
Draisaitl und Bettman pflichten bei
Für seine Rede erntete der Wild-Verteidiger viel Lob. Unter anderem auch vom deutschen Superstar und doppelten MVP Leon Draisaitl. "Egal welcher Abstammung oder Nationalität du angehörst oder ob du weiblich oder männlich bist - wir sind alle gleich", betonte der Oilers-Stürmer.

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Auch NHL-Commissioner Gary Bettman sagte, dass "das, was wir bis zu diesem Zeitpunkt getan haben, nicht genug ist" und versprach, dass sich die Liga in der Zukunft mehr engagieren wird: "Wir müssen und werden also mehr tun und besser sein, um unseren Sport zu einem willkommenen Ort für alle zu machen", so Bettman.
Reaves und viele andere setzen Zeichen
Im weiteren Verlauf der Playoffs 2020 kam das Thema Rassismus übrigens immer wieder auf: Am 3. August knieten in der Partie zwischen den Vegas Golden Knights und den Dallas Stars vier Spieler bei den Nationalhymnen nieder: Ryan Reaves und Robin Lehner von den Golden Knights sowie Tyler Seguin und Jason Dickinson von den Stars.
Ende August, nach erneuten Vorfällen von Rassismus und Polizei-Brutalität in den USA, entschloss sich die NHL, den Spielbetrieb für zwei Tage ruhen zu lassen, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen.
Anstoß für diese Protest-Aktion hatten übrigens weiße Spieler gegeben. "Die Konversation hat angefangen, weil weiße Spieler aus den anderen Teams über dieses Thema reden wollten. Ich denke, das ist das stärkste Zeichen, das gesetzt wurde", erklärte Reaves, der selbst schwarz ist. "Das Zeichen, dass sie heute gesetzt haben, wird anhalten. Diese zwei Tagen werden zwar nichts reparieren, aber die daraus entstehenden Gespräche und die getätigten Aussagen sind sehr kraftvoll, besonders, wenn sie aus dieser Liga kommen."

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Dumba erhält die King Clancy Memorial Trophy
Dumbas Ansprache hatte also durchaus große Auswirkungen. Nach der Saison wurde der 26-Jährige übrigens noch mit einer Trophäe geehrt: Er erhielt die King Clancy Memorial Trophy, die an den Spieler vergeben wird, der auf und abseits des Eises Führungsqualitäten vorgelebt und einen bemerkenswerten humanitären Beitrag in seiner Gemeinde geleistet hat.
Dumba hatte sich nicht nur für Toleranz und Gleichberechtigung im Eishockey eingesetzt, sondern unterstützte auch aufgrund des Coronavirus in Not geratene Familien, spendete Geld für die australische Waldbrandhilfe und spielte eine tragende Rolle im Kampf gegen Krebs.
"Das ist ein besonderer Tag für mich und meine Familie", erklärte Dumba. "Ich hätte diese Anerkennung nicht gebraucht, aber jetzt, wo ich sie bekomme, fühlt es sich gut an. Mir fehlen die Worte, wenn ich darüber spreche."
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