VAN@OTT: Ryans fünfter NHL-Hatty führt Sens zum 5:2

Spektakuläre Szenen gibt es in einer NHL-Saison quasi am laufenden Band. Tolle und technisch hervorragend herausgespielte Tore, krachende Checks, fantastische Paraden und großartige Events. NHL.com/de wirft einen Blick auf die zehn eindrucksvollsten Ereignisse der Saison 2019/20.
Auf Platz Nummer 8: Bobby Ryan kehrt drei Monate nach Bekanntgabe seiner Alkoholprobleme mit einem Hattrick auf das Eis zurück.

Manchmal schreibt der Sport Geschichten, die sich kein Drehbuchautor besser hätte ausdenken können. Das erfolgreiche Comeback von Bobby Ryan am 27. Februar 2020 ist eine dieser Geschichten. Drei Monate nachdem der Flügelstürmer der Ottawa Senators sich aufgrund von Alkoholproblemen in Behandlung gegeben hatte, kehrte er gegen die Vancouver Canucks zurück und führte seine Mannschaft mit einem Hattrick zum Sieg.
Bereits als er vor dem Spiel das Eis betrat, war im Canadian Tire Centre von Ottawa zu spüren, dass dies kein Abend wie jeder andere sein würde. Die Fans hielten ihre Botschaften wie "Welcome back Bobby" oder "We missed you" in die Höhe, riefen immer wieder seinen Namen und gaben Standing Ovations. "Ich wusste, dass der Empfang gut sein würde", sagte Ryan später. "Es wurde während des Spiels immer schwieriger, die Emotionen im Zaum zu halten. Es war unglaublich. Die Zuschauer haben mich unterstützt und ich zahlte es ihnen zurück."
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Connor Brown hatte die Senators in Führung gebracht, ehe Ryan in der 8. Minute die Führung auf 2:0 ausbaute. Der Sieg für Ottawa geriet allerdings in Gefahr, als die Canucks im dritten Spielabschnitt wieder bis auf 2:3 herankamen. Doch dann drehte Ryan noch einmal richtig auf. Gut zwei Minuten vor Spielende traf er zum 4:2, indem er ein Zuspiel von Chris Tierney zunächst im Stil eines Fußballspielers mit dem Schlittschuh annahm und dann aus naher Distanz ins Tor traf. 19 Sekunden später gab es schon wieder Grund zum Jubeln, da Ryan ins leere Tor zum Endstand von 5:2 traf. Fast schon ein wenig ungläubig lächelte er, als seine Teamkollegen erneut euphorisch auf ihn zustürmten. "So wie es gelaufen ist, kann man es gar nicht schreiben", erklärte Ryan. "Es war einfach ein unglaublicher Abend, danke an alle."
Bei aller Qualität, über die er verfügt, haben Dreierpacks bei Ryan eher einen Seltenheitswert. Der letzte Hattrick davor hatte sich am 29. Dezember 2014 ereignet. "Es ist schon lange her, dass mir so etwas gelang", wusste er. Umso kurioser, dass ihm ausgerechnet bei seinem Comeback ein Hattrick gelang. Ryan selbst hätte nie mit einer solch erfolgreichen Rückkehr gerechnet: "Ich weiß nicht, was ich von diesem Abend erwartet habe. Ich hatte nur gehofft, in meinem Spiel einen Schritt nach vorne zu machen." Selbst die gegnerische Mannschaft fühlte mit Ryan mit. "Es tat einfach gut, ihn da draußen wieder spielen zu sehen", sagte Canucks-Coach Travis Green und fügte hinzu: "Es ist das menschliche Element innerhalb dieses Spiels, wenn Jungs durch harte Zeiten gehen und echte Probleme bekämpfen."
Wie groß diese Probleme waren, verriet Ryan eine Woche vorher bei einem Medientermin. Der US-Amerikaner sprach über den Moment, als ihm die Tragweite seines Alkoholproblems bewusst wurde. "Ich denke, man könnte es eine Panikattacke nennen. Es war aber eher die Erkenntnis, dass der Weg, den ich eingeschlagen hatte, sportlich und persönlich kein gutes Ende nehmen würde", verriet er. "Ich wachte oft morgens auf und war überwältigt von Schuld und Scham. Irgendwann kam ich an einen Punkt, an dem ich mir sagte, nun ist es genug. Ich war einfach nicht mehr die Person, die ich für meine Familie sein wollte."
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Alkoholprobleme haben oftmals tiefere Ursachen. Im Falle von Ryan könnte seine schwierige Kindheit einer der Gründe gewesen sein. Als er zehn Jahre alt war, wurde sein Vater wegen versuchten Mordes angeklagt. Unter Alkoholeinfluss soll er versucht haben, seine Frau und damit die Mutter von Bobby zu ermorden. Mit mehreren Knochenbrüchen wurde sie ins Krankenhaus gebracht. Bobbys Vater ist daraufhin wegen versuchten Mordes angeklagt worden, setzte sich aber von Philadelphia nach El Segundo in Kalifornien ab, um der Strafe zu entgehen.
Später kam seine Familie nach, da sich seine Eltern wieder versöhnt hatten. Die Familie nahm einen neuen Nachnamen an, hieß statt Stevenson nun Ryan. Das "Versteckspiel" endete im Februar 2000, als mehrere US-Marshals das Haus der Familie stürmten und den Vater festnahmen. Nach dessen Geständnis musste dieser für vier Jahre ins Gefängnis. "Ich hatte viele Probleme damit", sagte Ryan, der diese Phase seines Lebens nie richtig verarbeiten konnte.
Umso wichtiger sei es, dass er selbst nun ein stabiles Privatleben habe. Daher richtete sich nach seinem erfolgreichen Comeback ein großes Dankeschön an seine Ehefrau Danielle: "Ihre Unterstützung zu haben, nicht nur als Eishockeyspieler, sondern auch als Ehemann und alles andere, bedeutet mir unglaublich viel."
Ryan wurde für seinen öffentlichen Umfang mit der Alkoholkrankheit und der erfolgreichen Therapie mit der Bill Masterton Memorial Trophy ausgezeichnet. "Ich habe meine Familiengeschichte und auch jetzt meine Alkoholprobleme nie versteckt", so der 33-Jährige, der mittlerweile bei den Detroit Red Wings unter Vertrag steht. "Ich habe mir gesagt: Wenn ich etwas tun will, muss ich mich an die Öffentlichkeit wenden und damit offen umgehen."
Umso schöner ist es dann, wenn die Öffentlichkeit an seinem emotionalen Comeback teilhaben kann.
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