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Die NHL-Teams haben durch den späteren Beginn der Saison 2020/21 ihre unter Vertrag stehenden europäischen Spieler, insbesondere jüngeren Alters, teilweise an Mannschaften in Europa verliehen, um ihnen frühzeitig Spiel- und Trainingspraxis zu verschaffen. NHL.com/de wird in einer wöchentlichen Serie über einzelne dieser Spieler berichten, wie sie ihre Zeit bis zum Start der kommenden NHL-Saison überbrücken. In der heutigen Ausgabe: Pius Suter.

In der NHL ist der Name Sutter sowohl mit zwei als auch mit einem t geschrieben schon lange ein Begriff, wenn nicht ein Markenzeichen. Die aus Alberta, Kanada stammende Familie Sutter ist eine der bekanntesten in der NHL. Die sechs Brüder Brent, Brian, Darryl, Duane, Rich und Ron drückten der Liga in den 1970er- und 1980er-Jahren ihren Stempel auf. Vier von ihnen wirken bzw. wirkten bis vor Kurzem als General Manager oder Trainer eines Teams.
Aber auch Suter ist ein Nachname, der in der NHL durchaus aufhorchen lässt. Bob Suter gewann 1980 mit Team USA beim Miracle on Ice der Olympischen Spiele die Goldmedaille und sein Bruder Gary Suter hatte von 1985 bis 2002 mit den Calgary Flames, Chicago Blackhawks und San Jose Sharks eine erfolgreiche NHL-Karriere mit 1145 Spielen in der regulären Saison und 108 in den Stanley Cup Playoffs. 1989 gewann er mit Calgary den Stanley Cup. Seit 2005 bis heute ist der Sohn von Bob, Ryan Suter das Aushängeschild. Der Verteidiger steht bei 1142 Spielen in der regulären Saison und 81 Playoff-Spielen für die Nashville Predators und Minnesota Wild.

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Gut möglich, dass Ryan in Kürze Verstärkung durch einen Schweizer erhält, der den gleichen Nachnamen trägt, aber kein bekanntes Verwandtschaftsverhältnis zu ihm hat. Pius Suter, der letztjährige Topscorer der Schweizer National League, hatte als ungedrafteter Spieler im April einen Vertrag bei den Chicago Blackhawks unterschrieben und schickt sich an, der nächste Vertreter des berühmten Namens in der NHL zu werden.
"Mir hat das Paket, das Chicago anbot, am besten gepasst", erzählt Suter im Telefoninterview mit NHL.com/de, warum er die Offerte der Blackhawks annahm, die dem Vernehmen nach nicht die einzige war. "Der Kader und die ganze Organisation haben mich überzeugt und ich denke, der Ort passt gut zu mir."
Ein weiterer Pluspunkt war, dass Suter den Assistenztrainer der Blackhawks, Marc Crawford, aus gemeinsamen Zeiten in der Schweiz gut kennt, wie er berichtete.
"Für mich ist das Ziel, dass ich mir einen Platz im NHL-Team erkämpfe, egal wer dort ist, und danach meinen Beitrag leiste, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind", schildert Suter seinen Plan. Er bezieht sich damit auf die angesichts von Chicagos Transferpolitik von Kapitän Jonathan Toews vorgebrachte Kritik, dass niemand geäußert habe, dass sich das Team im Umbruch befinde.
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Diese Tatsache könnte Suter auch eine größere Chance bieten, sich durchzusetzen. "Ja klar, aber es sind noch andere da", stellt er pragmatisch fest. "Du musst immer deine Leistung bringen und dich gegen eine gewisse Anzahl anderer guter Spieler durchsetzen."
Zu diesen Konkurrenten gehört mit Philipp Kurashev ein weiterer Schweizer, der wie Suter als Center geführt wird, wenngleich beide auch am Flügel eingesetzt werden können. Beide werden womöglich im Trainingscamp um einen Platz kämpfen müssen. "Natürlich gibt es nur eine gewisse Anzahl von Plätzen", betont Suter. "Ich sehe es als positiv an, wenn ein weiterer Schweizer dort ist, aber sicher werden wir einen Konkurrenzkampf haben. Ich kenne ihn persönlich noch gar nicht und habe ihn erst einmal gesehen. Aber es ist immer schön auch etwas Deutsch sprechen zu können."
Bis das Trainingscamp beginnt, hält sich Suter im Trainings- und Spielbetrieb der GCK Lions fit. Die Blackhawks haben ihn offiziell an sein früheres Team ausgeliehen. Allerdings kommt er bisher nur im zweitklassigen Farmteam und nicht bei den erstklassigen ZSC Lions zum Einsatz. Suter wolle niemand den Platz dort wegnehmen, schon gar nicht seinem Bruder Kaj, wird seine ehrbare Haltung in den Schweizer Medien zitiert. Dieser spielt aber mittlerweile ohnehin an seiner Seite.
"Als klar war, dass der Beginn der NHL-Saison nach hinten geschoben wird, haben wir darüber gesprochen, welche Möglichkeiten es gibt", schildert Suter. "Als sich ein Ausländer bei den Lions längerfristig verletzte, kamen wir ins Gespräch. Ich fand, dass es für mich gut wäre, in Spielpraxis zu bleiben, weil neun Monate ohne wären echt hart gewesen. So bin ich besser vorbereitet, wenn das Trainingscamp anfängt."

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Obwohl er nach sechs Spielen mit fünf Punkten (zwei Tore, drei Assists) zusammen mit NHL-Talent Tyler Benson (Edmonton Oilers) der Topscorer der GCK Lions ist, hört sich Suter wohl zurecht nicht gerade zufrieden an. "Die Chancenauswertung stimmt nicht und meine Linie bekommt zu viele Gegentore", gibt er unumwunden zu. "Von daher ist es noch nicht so, wie wir es uns das vorgestellt haben." Ligaweit belegt er nur den 27. Platz in der Scorerwertung.
In der Tat hat Suter mit 26 Schüssen aufs Tor mit Abstand so viele abgegeben wie kein anderer in seiner Mannschaft und trotzdem nur zwei Mal getroffen. In der Tabelle steht für die GCK Lions nach zwei Siegen und vier Niederlagen nur der drittletzte Platz zu Buche. Und mit lediglich zwölf Toren stellen sie die zweitschlechteste Offensive der Swiss League.
Suter ist trotzdem überzeugt, dass er rechtzeitig in Fahrt kommt und den Sprung in die NHL schaffen wird. "Das Selbstvertrauen ist da", sagt er überzeugt. "Ich weiß, was ich kann und was ich machen muss. Den Rest muss man sehen, wenn es losgeht."