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Für Nino Niederreiter und seine Minnesota Wild läuft es derzeit rund in der NHL. Sie sind mit 31 Siegen und 67 Punkten die punktbeste Mannschaft in der Western Conference und damit war zu diesem Zeitpunkt aufgrund der starken Konkurrenzsituation nicht unbedingt zu rechnen. Der Schweizer selbst steuert mit 33 Punkten seine neue persönliche Saisonbestleistung an, die er erst vergangenes Jahr mit 43 Punkten aufgestellt hatte.
Kaum verwunderlich also, dass wir beim Telefoninterview mit NHL.com/de am anderen Ende der Leitung einen fröhlichen und gut gelaunten Niederreiter hatten.

"Wir sind uns bewusst, dass wir eine gute Mannschaft haben, aber damit haben wir sicherlich nicht gerechnet", analysierte er zunächst ehrlich die Situation des Teams. " Alle jungen Spieler wussten, dass wir dieses Jahr eine Schippe zulegen mussten, um den nächsten Schritt zu erreichen. Das hat funktioniert und deswegen stehen wir oben."
Natürlich wird es noch ein hartes Stück Arbeit, die Führungsposition bis zum Saisonende zu verteidigen. Beachtlich war aber, dass Trainer Bruce Boudreau bereits nach dem Spiel am Sonntag das Wort Meisterschaft in den Mund nahm und damit etwas von der bisherigen Underdog Rolle der Wild abweicht.
"Wir möchten sicher alle den Stanley Cup gewinnen, obwohl wir nicht gewohnt sind in dieser Position zu sein", bekannte auch Niederreiter. "Wir sind zwar die letzten Jahre in die Playoffs gekommen, aber durch die Wild Cards hatten wir zum Auftakt immer gleich schwere Gegner. Jetzt sind wir das gejagte Team und es wäre gut mit einer besseren Platzierung reinzukommen. Dann sollte einiges möglich sein."
Auch für ihn persönlich läuft es wie erwähnt gut und seine Meinung hierzu ist klar gefasst. "Ich glaube, dass ich auf dem richtigen Weg bin, ein kompletter Spieler zu werden", sagte Niederreiter. "Es war auch mein Ziel konstant immer besser zu werden und für diesen Prozess ist jeder Schritt wichtig. Hinzukommt, dass ich die letzten beiden Jahre erst am Saisonende mehr gepunktet habe, also dieses Jahr zum jetzigen Zeitpunkt deutlich mehr Punkte habe, so dass eine Verbesserung der Bestleistung möglich sein sollte."

Eine gute Saison ist aus einem anderen Aspekt ebenfalls wichtig. Sein Vertrag läuft am Ende aus und dies verbessert natürlich die Verhandlungsposition. "Auch wenn mein Vertrag noch lange liefe, wäre es gut besser und besser zu werden", betonte Niederreiter. "Natürlich ist das letzte Vertragsjahr aber immer ein ganz wichtiges Jahr. Es wäre gelogen, das zu verneinen. Es hilft natürlich gerade in diesem Jahr so gut wie möglich zu spielen und konstant zu sein."
Der Stürmer Niederreiter hat auch ein Auge für die Situation seines Schweizer Landsmanns Christoph Bertschy, der sich im System der Wild befindet, allerdings bisher nur Kurzeinsätze in der NHL hatte und zumeist zurück ins Farmteam in der AHL musste.
"Es ist sehr schwer für ihn in die Mannschaft zu kommen, denn wir sind sehr gut besetzt und selbst die vierte Reihe spielt sehr stark", verdeutlichte Niederreiter. "Chris Stewart hat zum Beispiel auch schon zehn Tore in der vierten Reihe erzielt. Das zeigt, warum wir in der Tabelle oben stehen, weil wir durchgehend gut besetzt sind und jede Linie Tore schießen kann. Von daher wird es derzeit für Christoph nicht einfach sich durchzusetzen."
Nicht überrascht habe den 24-jährigen Niederreiter der Erfolg der Schweizer U20-Nationalmannschaft, die bei der Junioren-Weltmeisterschaft Anfang Januar nur knapp im Viertelfinale am späteren Sieger USA gescheitert war. "Wir haben einen sehr guten Nachwuchs und in der Schweiz wird zunehmend besser mit dem Nachwuchs gearbeitet", erzählte er. "Viele merken plötzlich, dass der Weg in die NHL möglich ist und arbeiten hart dafür. Dank NHL Gamecenter und ein paar Livespielen im Fernsehen können auch die Spiele in der Schweiz geschaut werden. Das wirkt sich einfach positiv aus."
Mit Nico Hischier steht ein weiteres Talent in den Startlöchern. In der Rangliste des NHL Scouting zur Saisonmitte wurde er auf den zweiten Platz gesetzt und droht damit, die Platzierung von Niederreiter aus dem Jahr 2010 als Fünfter und damit bester Schweizer aller Zeiten im Draft zu toppen. Würde ihn das stören?

"Nein überhaupt nicht", sagte er. "Ich habe mich damals so aufgestellt, dass ich bestmöglich gedraftet werde und es wurde ein früher Zug. Aber letztendlich bin ich jetzt auch nicht mehr bei den New York Islanders, die mich geholt hatten. Es ist schwierig zu sagen, aber in unserem Jahrgang sind alle Top 5 Drafts mittlerweile getradet worden. Ich meine, es ist weniger die Platzierung wichtig, sondern eher die richtige Mannschaft zu bekommen, die einem Vertrauen entgegenbringt und die Chance gibt, sich zum NHL Spieler zu entwickeln. Das ist um einiges wichtiger."
Etwas zurückhaltender ist Niederreiter, eine Einschätzung zu dem jungen Mann abzugeben. "Ich kenne ihn persönlich nicht, aber ich habe die U20 WM geschaut und er ist sicher ein sehr guter Spieler, an dem die Schweiz noch viel Freude haben wird."
So wie an Niederreiter derzeit.