GettyImages-2247775576

NHL.com/de präsentiert in der Rubrik Rookie Watch aktuelle Themen rund um die diesjährigen Rookies. In dieser Ausgabe: Im Draft unterschätzt.

In der Geschichte der NHL gibt es viele Beispiele für sogenannte „Draft Steals“. Das sind Spieler, die im Draft unterschätzt und erst in den späteren Runden gewählt wurden, dann aber eine starke Karriere hatten. Luc Robitaille, einer der besten Außenstürmer aller Zeiten, wurde 1984 erst in der neunten Runde an 171. Stelle gewählt. Die New York Rangers drafteten Torwartlegende Henrik Lundqvist erst in der siebten Runde mit dem 205. Pick. Henrik Zetterberg, Daniel Alfredsson, Peter Bondra und Pavel Bure fallen in die gleiche Kategorie. Aktuell sind etwa Jamie Benn, Kirill Kapirzov und Connor Hellebuyck Beispiele für Draft Steals. In der laufenden Saison gibt es wieder einige Rookies, die sich zumindest in ihrer ersten NHL-Spielzeit besser schlagen, als ihre Draft-Position vermuten lässt.

Finnie setzt Tradition der Red Wings fort

Bei den Detroit Red Wings haben Draft Steals Tradition. Neben Zetterberg (1999, 7. Runde, Nr. 210) ergatterte Detroit mit Nicklas Lidstrom (1989, 3. Runde, Nr. 53), Pavel Datsyuk (1998, 6. Runde, Nr. 171), Tomas Holmstrom (1994, 10. Runde, Nr. 257) und Sergei Fedorov (1989, 4. Runde, Nr. 74) echte Schnäppchen, die die Franchise-Geschichte prägten.

Ganz so hoch sollte man die Erwartungen für Emmitt Finnie vielleicht nicht stecken. Es lässt sich aber nicht bestreiten, dass er bisher zu den Gewinnern der Saison gehört. Die Red Wings drafteten ihn 2023 erst in der siebten Runde mit dem 201. Pick. Über die nächsten zwei Jahre reifte er vor allem in der WHL, mit einigen wenigen Auftritten in der AHL, zu einem torgefährlichen Stürmer heran. Vergangene Saison erzielte er als Kapitän der Kamloops Blazers 84 Punkte (37 Tore, 47 Assists) in 55 Spielen.

Im Sommer erarbeitete er sich im Training Camp etwas überraschend einen Platz im Kader der Red Wings. Finnie überzeugte Trainer Todd McLellan so sehr, dass er in der ersten Reihe neben Topscorer Lucas Raymond und Kapitän Dylan Larkin eingesetzt wird. Mit 13 Punkten (fünf Tore, acht Assists) ist Finnie der sechstbeste Scorer der Red Wings und der achtbeste Rookie-Scorer der gesamten NHL.

SEA@DET: Finnie empfängt einen Querpass von Danielson im Powerplay und trifft mit einem schönen Schuss

Devils profitieren von Glücksgriff Gritsyuk

Auch in New Jersey freut man sich aktuell über ein Draft-Schnäppchen. Im Draft 2019 wählten die Devils in der fünften Runde mit dem 129. Pick den russischen Außenstürmer Arseny Gritsyuk. In der folgenden Saison verdreifachte er seine Ausbeute in der russischen Nachwuchsliga MHL von 21 Punkten im Vorjahr auf 63 Zähler (28 Tore, 35 Assists) in 59 Spielen. Über die nächsten Jahre etablierte er sich in der KHL und entwickelte sich zunächst bei Avangard Omsk und in den vergangenen beiden Jahren bei SKA St. Petersburg zum Leistungsträger. In der Spielzeit 2024/25 sammelte er für SKA 44 Punkte (17 Tore, 27 Assists) in 49 Partien.

Nun wagte Gritsyuk endlich den Schritt über den Atlantik. In New Jersey spielt der 24-Jährige jetzt in der dritten Reihe und seine Leistungen können sich sehen lassen. Obwohl er eine deutlich kleinere Rolle hat als Finnie bei den Red Wings, steht er nach 27 Spielen ebenfalls bei 13 Punkten (sechs Tore, sieben Assists). Gritsyuk liefert Torgefahr aus den hinteren Reihen und verschafft New Jersey mehr Tiefe im Angriff. Das ist im Moment besonders wichtig, da Starstürmer Jack Hughes verletzungsbedingt für einige Zeit ausfällt.

MIN@NJD: Gritsyuk hechtet nach vorne und erzielt seinen ersten NHL-Treffer

Im Draft übergangen, als Free Agents erfolgreich

Finnie und Gritsyuk wurden in ihrem Draft vielleicht unterschätzt, sie wurden aber immerhin ausgewählt. Noch weniger Beachtung erhielten Braeden Bowman und Max Shabanov. Bowman wäre ein Kandidat für den Draft 2021 gewesen, Shabanov für den Draft 2019. Beide wurden aber von keinem NHL-Team gewählt. Dass man trotzdem eine erfolgreiche Karriere haben kann, zeigten Spieler wie Adam Oates und Martin St. Louis oder aktuell Mats Zuccarello.

Für Bowman ging es zunächst in die OHL, während Shabanov sich in seiner Heimat Russland durch den Nachwuchs und die zweite Liga bis in die KHL kämpfte. Shabanov setzte sich schließlich im Kader von Traktor Chelyabinsk durch. Als er dort vergangene Saison 67 Punkte (23 Tore, 44 Assists) in 65 Spielen erzielte, schlugen die New York Islanders zu und verpflichteten ihn.

Auf Bowman wurden die Vegas Golden Knights aufmerksam, nachdem er für Guelph Storm in der OHL innerhalb von zwei Spielzeiten 143 Punkte (70 Tore, 73 Assists) erzielt hatte. Er bekam 2024 eine Einladung zum Training Camp und unterschrieb schließlich einen Vertrag.

Nach einem Jahr in der AHL begann er zunächst auch diese Saison nicht im Kader der Golden Knights. Am 13. November kam aber die große Chance für den 22-jährigen Außenstürmer. Mittlerweile hat er nach nur elf Spielen für Vegas neun Punkte (fünf Tore, vier Assists) auf seinem Konto.

Ähnlich gut läuft es für Shabanov bei den Islanders, auch wenn er bereits mit den ersten Herausforderungen zu kämpfen hatte. Er schaffte zum Saisonbeginn den Sprung in den Kader und startete mit einem Tor und zwei Vorlagen in den ersten sechs Spielen gut in seine NHL-Karriere. Dann verletzte er sich aber und verpasste zwölf Spiele.

Seit seiner Rückkehr am 16. November beweist Shabanov jedoch weiterhin seine Qualität. In zehn Partien gelangen ihm weitere zwei Tore und vier Assists. In nächster Zeit könnte sich diese Ausbeute sogar noch verbessern, denn der 25-jährige Flügelstürmer wurde notgedrungen befördert. Veteran Kyle Palmieri wird wohl aufgrund einer Bänderverletzung im Knie für den Rest der Saison ausfallen, daher testete Trainer Patrick Roy in den vergangenen Spielen Shabanov in der ersten Reihe. Mit drei Assists in vier Spielen überzeugte er seit Palmieris Ausfall durchaus.

Verwandte Inhalte