Draft-Serie: Lian Bichsel im Porträt

Am 7. (1. Runde) und 8. Juli (2. bis 7. Runde) findet der NHL Draft 2022 im Bell Centre in Montreal statt. Viele Talente aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dürfen sich Hoffnung machen, von einem der 32 NHL-Teams ausgewählt zu werden. NHL.com/de stellt die besten Spieler vor.

In dieser Ausgabe: Lian Bichsel (Schweiz)
Unter allen Schweizern hat Bichsel die besten Karten, beim NHL Draft 2022 früh ausgewählt zu werden. Mehr noch: Er könnte sogar in der ersten Runde gezogen werden. "Das ist natürlich etwas Großes für mich und nicht alltäglich. Ich denke, dass es auch für die Schweiz etwas Besonderes ist", sagt Bichsel. "Ich werde in Montreal sein und freue mich sehr. Ich bin natürlich ein bisschen nervös. Du weißt nie genau, wann und von welchem Team du gedraftet wirst. Das macht es umso spannender."
Beim Draft Combine in Buffalo wurde das Schweizer Top-Talent bereits von den NHL-Klubs unter die Lupe genommen. "Es war großes Interesse da, ich habe mit allen 32 Teams gesprochen", berichtet Bichsel. "Es lief sehr positiv: Viele Interviews, gute Resultate für mich und mit den deutschen und österreichischen Kollegen war es ebenfalls toll. Wir waren zusammen Essen und hatten viel Spaß zwischen den Tests und Interviews."
In den Gesprächen kam es teilweise zu kuriosen Tests und Fragen. "Ich musste Süßigkeiten in einen Mülleimer werfen", erzählt Bichsel. "Eine Frage war, wie ich meine Persönlichkeit in einem Tier sehen würde. Ich habe den Gorilla genommen, weil ich ein physischer und kräftiger Spieler bin. Der Gorilla ist ein Kämpfer, ich auch, er hat also am besten zu mir und meiner Größe gepasst."
Physis als wichtigster Faktor
Der Verteidiger bringt 1,96 Meter aufs Maßband und 102 Kilogramm auf die Waage. Oder mit anderen Worten: Der Abwehrkoloss ist für die NHL gebaut. "Mich zeichnen meine Physis und Kampfkraft aus. Ich bin ein Zwei-Wege-Verteidiger und mag es, auf dem Eis um jeden Puck zu kämpfen. Ich versuche den Puck oft am Schläger zu haben und das Spiel mit Pässen und Skating zu kontrollieren", beschreibt Bichsel seine Stärken. Insbesondere auf die physische Komponente legt der Linksschütze großen Wert. "Das kommt aber nicht von ungefähr: Ich musste dafür viel trainieren, vor allem für mein Gewicht. Das beinhaltet viel Krafttraining und kostet viel Zeit. Ich arbeite immer noch daran. Mein Spiel ist es, meinen Körper einzusetzen, was ich gut kann. Das ist wichtig, wenn man Männer-Eishockey spielen möchte."

Genau das tat Bichsel in der abgelaufenen Saison für Leksands IF in der schwedischen Top-Liga SHL. "Ich habe einen großen Sprung gemacht und bin sehr zufrieden. Das war für
meine Weiterentwicklung wichtig. Ich habe in der zweiten Saisonhälfte 16, 17 Minuten Eiszeit oder mehr bekommen, war ein Top-6-Verteidiger und hatte eine wichtige Rolle in Unterzahl."
Gleichzeitig weiß der 18-Jährige, in welchen Bereichen er noch zulegen muss: "Vor allem an der Mobilität auf dem Eis, beim Wenden, Vorwärts- und Rückwärtsdrehen, da kann ich noch geschmeidiger werden. Bei meiner Größe ist das enorm wichtig."
Hoffen auf die Rangers - Josi und Seider als Vorbilder
Bichsel ist für sein Alter recht weit. Bereits mit 16 Jahren debütierte der in Olten geborene und ausgebildete Abwehrmann beim EHC Biel-Bienne in der heimischen National League. Die Schweizer U16- und U18-Juniorennationalmannschaften führte er schon als Kapitän aufs Eis.
Parallelen zum Calder-Trophy-Gewinner Moritz Seider (Detroit Red Wings) oder Roman Josi (Nashville Predators) sind schnell gefunden. "Ich habe keinen Lieblingseinzelspieler, den ich mir jetzt gezielt anschaue. Ich blicke eher auf mehrere und probiere, mir jeweils das Beste abzuschauen. Dazu zählen beispielsweise Roman Josi, Rasmus Dahlin oder Moritz Seider. Es sind also ein paar Verteidiger, die ich sehr beeindruckend finde", verrät Bichsel.
Von wem er beim Draft 2022 am liebsten gepickt werden würde? "Ich hatte nie das eine Lieblingsteam, aber ich würde gerne zu den New York Rangers gehen", so Bichsel. "Mir gefallen die Stadt und die treuen Fans, das hat mich echt gefesselt. Das ist ähnlich wie in Leksand und passt mir daher."