Kings @ Oilers | Zusammenfassung | Runde 1, Spiel 4

Nach dem Morningskate am Sonntag, wenige Stunden vor dem wichtigen Spiel 4 der Ersten Runde in den Stanley Cup Playoffs zwischen den Edmonton Oilers und den Los Angeles Kings, sorgte ein Vier-Augen-Gespräch zweier Spieler für Aufsehen. Leon Draisaitl hatte sich intensiv mit seinem Kollegen Evan Bouchard unterhalten. Dabei bediente er sich einer Taktiktafel und erklärte seinem Teamkameraden einige Details ihres Zusammenspiels.

Das Gespräch sollte sich lohnen. Am Abend trugen beide entscheidend zum 4:3-Heimsieg der Oilers nach Verlängerung bei und sorgten dafür, dass die Gastgeber aus einem 0:2-Rückstand nach den beiden Auftaktbegegnungen in Los Angeles, in der Best-of-Seven-Serie nun ein 2:2 hergestellt haben.

Draisaitl zeichnete sich dabei nicht nur für den Siegtreffer in der Verlängerung verantwortlich, sondern steuerte auch drei Assists für sein Team bei. Zwei Mal proftitierte von dieser Vorarbeit des Kölners Bouchard und trat doppelt als Torschütze zum 2:3 und 3:3 in Erscheinung. Dabei lagen die Oilers fast die gesamte Spieldauer im Rückstand und selbst zu Beginn des dritten Spielabschnitts noch mit 1:3 im Hintertreffen.

LAK@EDM, Sp4: Draisaitl versenkt Rebound zum PPG in Overtime

Draisaitls Leidenschaft für Details zahlt sich aus

Oilers-Trainer Kris Knoblauch hatte bereits vor dem Spiel Draisaitls Eishockey-Begeisterung und seine Versessenheit auf Details gelobt. Zugleich aber betonte er, dass solche Vier-Augen-Gespräche bei Top-Athleten aus seiner Sicht nicht ungewöhnlich seien. „Nach den Ansagen der Trainer reden die Spieler oft noch einmal untereinander über bestimmte Aspekte und gehen dabei noch tiefer ins Detail“, betonte der Coach. „Die Besten wollen sich ständig verbessern, an Kleinigkeiten feilen oder Schwächen des Gegners aufdecken. Und Leon liebt Eishockey. Er ist fast immer der Erste beim Training, lebt den Sport und denkt praktisch ununterbrochen darüber nach“, lobte er den gebürtigen Kölner.

Nach dem Spiel stand fest, dass sich das Gespräch mit Bouchard gelohnt hatte. Für Draisaitl war es sein achtes Playoff-Spiel in der NHL mit vier Punkten. Damit liegt er zusammen mit Mario Lemieux auf Platz fünf der Ligageschichte, hinter Wayne Gretzky (26), Jari Kurri (11), Mark Messier (11) und Paul Coffey (neun).

Zugleich schraubte Draisaitl seine persönliche Bilanz gegen die Kings in beachtliche Höhen. Er hat in 18 Playoff-Spielen in Folge gegen die Kalifornier zumindest einen Punkt erzielt und liegt damit auf Platz drei der Spieler mit den längsten Serien gegen ein Franchise in der Geschichte der Stanley Cup Playoffs – hinter Messier (19 Spiele gegen die Kings) und Gretzky (19 Spiele gegen die Calgary Flames).

LAK@EDM, Sp4: Bouchard hämmert einen Onetimer zum Ausgleich spät im 3. rein

Bouchard mit historischem Doppelpack und charakterstarke Oilers

Auch Bouchards Statistiken verbesserten sich durch seine zwei Treffer auf ein bemerkenswertes Niveau. Er ist erst der vierte Verteidiger in der NHL-Geschichte, dem es gelang, in zwei Playoff-Spielen hintereinander einen Doppelpack zu erzielen. Damit reiht er sich in die namhafte Riege mit Rob Blake (2002, Colorado Avalanche), Al Iafrate (1993, Washington Capitals) und Denis Potvin (1981, New York Islanders) ein.

„Das ist unsere Identität hier, die wir uns vor Jahren aufgebaut haben“, lenkte Draisaitl nach seinem Siegtreffer in der 19. Minute der Verlängerung die Aufmerksamkeit auf die gesamte Mannschaft. „Es ist eine Mentalität, die wir haben, dass wir niemals aufgeben, egal was passiert. Das haben wir in der Serie bisher gezeigt – vielleicht sogar ein bisschen zu sehr. Das zeugt von viel Charakter, und darauf können wir wirklich stolz sein, aber man will das nicht jeden Abend machen“, ergänzte er selbstkritisch.

In der Tat war es einmal mehr ein hartes Stück Arbeit für die Oilers. Der Start in die Begegnung verlief alles andere als wunschgemäß. Die Gäste aus Kalifornien hatten sich bis zur 28. Minute eine 3:1-Führung herausgearbeitet. Trevor Moore (11.), Warren Foegele (22.) und der Schweizer Kevin Fiala (28.), der seinen dritten Treffer in den diesjährigen Playoffs verbuchte, stellten die Hausherren vor große Probleme. Die Kings schienen auf einem guten Weg zu sein, ihre Serienführung vielleicht schon vorentscheidend auszubauen.

Doch wie schon in Spiel 3 steigerten sich die Oilers im letzten Drittel deutlich. Der im Einzelgespräch mit Draisaitl sensibilisierte Bouchard traf in der 48. und 60. Minute zum Ausgleich und ermöglichte so die Verlängerung. Draisaitls große Stunde schlug schließlich während eines Powerplays in der 79. Minute, als er seinen ersten Siegtreffer in einer Verlängerung der Stanley Cup Playoffs erzielte und das Comeback Edmontons erfolgreich abschloss.

Oilers 4, Kings 2

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Reaktionen nach einem nervenaufreibenden Spiel

„Da wir wissen, dass sich Dinge ändern, und verstehen, dass sich Dinge ändern, hätten wir einfach aufgeben, nach L.A. fahren und versuchen können, uns da wieder herauszuarbeiten“, lobte auch Oilers-Kapitän Connor McDavid den Charakter der Mannschaft. Er hatte in der Verlängerung die Strafe gegen Vladislav Gavrikov wegen Beinstellens herausgeholt. „Aber ich glaube, alle haben sich einfach reingehängt. Ich bin mir sicher, dass viele Leute immer noch an uns zweifeln, aber das ist uns egal“, sagte McDavid kämpferisch.

„Viele Leute schreiben uns schon ab, aber wir arbeiten hart, um eine gute Mannschaft zu schlagen. Sie sind wirklich ein großartiges Team, das sind sie wirklich, und wir kämpfen“, gab McDavid die Stimmungslage im Kader wieder.

Leicht niedergeschlagen zeigte sich dagegen die Gefühlslage auf Seiten der Gäste. „Wir haben uns viel bewegt. Ich dachte, wir wären das ganze Spiel über gut unterwegs gewesen. Das war etwas, was wir verbessern wollten“, sagte Kings-Coach Jim Hiller. „Ich fand, dass wir heute Abend viel besser aufgetreten sind als in Spiel 3 und viele Chancen hatten, das Spiel zu entscheiden – diese aber nicht genutzt haben“, trauerte Hiller der verpassten Möglichkeit in Spiel 4 hinterher. „Nun stehen wir hier. Wir fahren mit einem 2:2 nach Hause. Sie bekommen ein Powerplay in der Verlängerung. Das ist hart“, ergänzte er.

Spiel 5 der Serie steht am Dienstag (10 p.m. ET; Mi. 4 Uhr MESZ; NHL.tv) auf dem Programm. Dann genießen die Kings wieder ihren Heimvorteil in der Crypto.com Arena. Ob Draisaitls Vier-Augen-Gespräch mit Bouchard auch dafür ein Erfolgsrezept hervorgebracht hat, bleibt abzuwarten.

Richard-Gewinner weiterhin Top-Scorer der Oilers

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