Nachwuchstalente erfrischen Ottawas Offensive
Tkachuck, White, Lajoie und Chabot machen Karlsson fast vergessen und zeichnen das Bild offensiv herausragender Senators für die Zukunft
von Christian Göbel @DocGoebel / NHL.com/de Autor
Die Ottawa Senators zogen nach der enttäuschenden vergangenen Spielzeit die Reißleine. Mit einem spektakulären Trade von Erik Karlsson zu den San Jose Sharks leiteten die Senators den Neuaufbau ein. Die Frischzellenkur traf nicht nur den zweitbesten Scorer und einen der herausragendsten Offensivverteidiger, sondern mit Mike Hoffman auch den drittbesten Punktesammler. Hoffman wurde ebenfalls nach San Jose abgegeben, doch die Sharks tauschten ihn umgehend mit den Florida Panthers ein.
Für die Senators ging es nicht darum, gleichwertigen Ersatz zu erhalten, sondern mit Nachwuchstalenten und besonders mit Draft-Picks eine Mannschaft für die Zukunft zu formen.
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Mit dem Wechsel von Karlsson und Hoffman gaben die Senators zwei ihrer drei besten Scorer ab. Es schien unausweichlich, dass die offensive Performance der kommenden Jahre unter diesem Aderlass leiden wird. Die Realität der Saison 2018/19 zeichnet jedoch ein anderes Bild. Mit 116 erzielten Toren sind die Senators das siebtbeste Team in der Offensive. Die Ottawas Nachwuchsstars deuten an, dass die Zukunft für die Franchise auf einem guten Fundament gebaut werden kann.
Zwar sind die Senators mit einem Altersdurchschnitt von 29,55 Jahren das zehntälteste Team der Liga, doch unter ihren Top-Ten-Scorern hat lediglich Bobby Ryan die 30-Jahre-Grenze überschritten. Brady Tkachuck (19), Colin White (21), Maxim Lajoie (21) und Thomas Chabot (21) stehen noch am Anfang ihrer Karriere, beweisen aber bereits jetzt, dass sie in der Zukunft den Unterschied ausmachen können. Allgemein profitieren die Senators von ihren starken Rookies. Acht Spieler, die sich in ihrer ersten NHL-Saison befinden, hat Ottawa bisher eingesetzt. Sechs von ihnen konnten bereits Punkte beisteuern. Insgesamt sind die Rookies für 67 Punkte verantwortlich. 31 der 116 Tore wurden von Neulingen erzielt. Das entspricht einem Anteil von 26,7% und ist der ligaweite Bestwert.
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Colin White liegt, mit 23 Zählern in 34 Matches, hinter Elias Petterson von den Vancouver Canucks auf Rang zwei der Rookies mit den meisten Punkten. Brady Tkachuk folgt auf Rang vier mit zehn Treffern und acht Vorlagen in 24 Partien. Der Angreifer traf am Montag gegen die Nashville Predators zum 2:0 und ist mit dem zehnten Treffer im 24. Spiel der drittschnellste Neuling, der diesen Wert für die Senators erreichte. Nur Alexei Yashin (13 Partien) und Patrick Eaves (22 Begegnungen) konnten schneller die Zehn-Tore-Marke knacken.
Bei den Rookie-Verteidigern sticht Maxime Lajoie heraus. In 32 Begegnungen erzielte er sieben Tore und assistierte bei sechs weiteren. Der Punkteschnitt von 0,41 pro Partie macht ihn zum drittbesten, offensiv ausgerichtetem Rookie-Verteidiger. Nur Miro Heiskanen (7 Tore, 10 Assists) und der Nummer-Eins-Draftpick Rasmus Dahlin (3 Tore, 16 Assists) konnten mehr Zähler für ihre Teams beisteuern.
In der Verteidigung liegt das Hauptaugenmerk der Senators jedoch nicht auf den Rookies. Thomas Chabot spielt seine zweite Saison in der NHL und zeigt, dass er in seiner Entwicklung einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Der 21-jährige Verteidiger füllt die, durch Karlssons Abgang, an der blauen Linie gerissene Lücke aus. Tatsächlich übertrumpft er sogar die Werte, die Karlsson in den vergangenen Spielzeiten ablieferte. Chabot konnte in 35 Partien 36 Zähler verbuchen. Er ist auf dem Weg einen Punkteschnitt von über einem Zähler pro Partie zu erreichen. Sollte er weiter punkten wie bisher stünden am Saisonende 84 Punkte auf seinem Konto. Karlssons Bestwert liegt bei 82.
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Chabot reihte sich mit seinem 4:3-Siegtor in der Verlängerung gegen die Predators am Montag in eine historische Liste der Senators ein. Der Treffer war sein zehnter in dieser Spielzeit, womit er erst der neunte Verteidiger ist, dem dies für Ottawa gelang. Der zehnte steht auch schon in den Startlöchern, fehlen Lajoie doch nur noch drei weitere Treffer, um die Schallmauer ebenfalls zu knacken.
Die offensive Zukunft der Senators sieht strahlend aus. Durch den Trade von Karlsson konnten zusätzliche Draft-Picks erworben werden, die sich in den nächsten Jahren noch weiter auszahlen werden. Die junge Garde in Ottawa wird noch weiteren Zuwachs bekommen. Sollten diese Ergänzungen neben dem Angriff auch die noch schwächelnde Defensive (135 Gegentore, schlechtester Wert der Liga) verstärken, so kann in Ottawa ein Team entstehen, das um Titel kämpft.