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Die New York Islanders (28-15-4) fuhren am Freitag mit einem 2:0-Sieg bei den Washington Capitals in der Capital One Arena den vierten Sieg in Folge ein und konnten 14 ihrer 17 zurückliegenden Auftritte für sich entscheiden. Sie übernahmen damit die Tabellenführung in der Metropolitan Division.

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Diese Spitzenposition überrascht nicht nur, weil die Islanders im vergangenen Sommer mit John Tavares einen ihrer besten Scorer und Kapitän als Free Agent an die Toronto Maple Leafs abgeben mussten, sondern auch weil sie letztmalig zum Ende der Saison 1987/88 ihre Division gewinnen konnten. Seit 28 Jahren lagen sie nach dem Überschreiten der Saisonhälfte nur einmal ganz vorne im Ranking und zwar 2014/15 bis zum 69. Spiel. Letztendlich schlossen sie als Dritter ihre Division ab.
Neben der Mannschaft, die als gutes Kollektiv auftritt, ist es vor allem ein Verdienst von zwei alten Hasen in ihrem Metier, die diesen Erfolg zu verantworten haben. Der mittlerweile 76-jährige Lou Lamoriello, der im Juni überraschend den Posten des General Managers bei den Islanders übernommen hatte und kurz darauf Trainer Barry Trotz verpflichtete, als dieser nach dem Gewinn des Stanley Cups bei den Capitals unerwartet zurückgetreten war.
Den beiden gelang es jedoch nicht, Tavares zu überreden bei den Islanders zu bleiben. Dementsprechend fielen die Saisonprognosen vieler Experten für die in Brooklyn und Long Island beheimatete Mannschaft eher düster aus. Der Abgang ihres besten Stürmers hinterließ natürlich ein großes Loch, denn 84 Scorerpunkte (37 Tore, 47 Assists), die Tavares im Vorjahr erzielt hatte, müssen erst einmal adäquat ersetzt werden.
Doch die eigentliche Baustelle war weniger der Sturm, der mit 264 erzielten Toren als zweitbester der Metropolitan und fünftbester der Eastern Conference die Saison 2017/18 abschloss, sondern die Defensive. Mit 296 Gegentoren (3,61 pro Spiel) kassierten die Islanders die meisten Treffer aller 31 NHL-Teams. Zum gleichen Saison-Zeitpunkt wie jetzt, nach 47 Spielen, waren es 173 Gegentore (3,68) gewesen.

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Heute verfügen sie mit 119 Gegentoren (2,53) über die beste Defensive der NHL und das Torhüterduo mit Thomas Greiss und dem im Sommer neu von den Buffalo Sabres verpflichteten Robin Lehner befindet sich auf dem besten Weg, die William M. Jennings Trophy für das Team mit den wenigsten Gegentoren in der regulären Saison zu gewinnen. Greiss wäre der zweite Deutsche nach Olaf Kölzigs Gewinn der Vezina Trophy im Jahr 2000 und der erste in Deutschland geborene Spieler, der eine der begehrten individuellen NHL-Trophäen einheimsen könnte.
Lehner hatte dem 32-jährigen Füssener zuletzt etwas den Rang abgelaufen und durch starke Leistungen mehr Einsatzzeit bekommen, doch Greiss setzte mit seinem zweiten Saison-Shutout gegen den Titelverteidiger Washington und am vergangenen Sonntag mit 38 Saves gegen den souveränen Tabellenführer Tampa Bay Lightning zwei dicke Ausrufezeichen. Die Islanders haben in acht ihrer elf letzten Auftritte nur maximal zwei Tore kassiert.
Wenige Gegentore sind nicht nur ein Verdienst guter Torhüterauftritte, sondern auch der taktischen Ausrichtung und konsequenter Defensivarbeit. Hier hat Trotz als erfahrener Trainer ganze Arbeit geleistet und aus der Schießbude der Liga, ein schwer zu überwindendes Bollwerk geformt. Ein weiterer Beweis dafür, dass er zu Recht als einer der besten seines Fachs zählt.
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"Ich denke sie haben uns in Schach gehalten", betonte Washington Center Nicklas Backstrom. "Drittes Drittel, wir hätten in der Lage sein müssen, mehr zu zeigen." Doch lediglich vier Torschüsse der insgesamt 19 musste Greiss in den letzten 20 Minuten abwehren. Das defensive System der Islanders kam gegen die starke Offensive der Capitals voll zu Entfaltung.
Doch damit nicht genug mit beeindruckenden Zahlen: Zum fünften Mal in ihrer Franchise-Geschichte gelang es den Islanders mindestens sechs Auswärtssiege in Folge einzufahren. Selbst der Rekord von acht doppelten Punktgewinnen in Serie aus der Saison 1980/81 ist für sie in greifbarer Nähe.
In ihren Back-to-back-Spielen, also zwei Partien an zwei Tagen hintereinander, bauten die Islanders ihre Bilanz auf 7-0-0 beim zweiten Spiel und auf insgesamt 12-2-0 aus. Keine andere Mannschaft ist in diesem Punkt besser.
"Die Botschaft war 'lasst uns weiter klettern'", verdeutlichte Islanders Stürmer Cal Clutterbuck. "Wir spielen gutes Eishockey. Ich denke wir spielen natürlich defensiv gut und wir sind sehr geduldig. Wir spielen gerade genau richtig und wir wollen immer noch besser werden."
Die Islanders sind erneut ein Beweis dafür, dass im Mannschaftssport manches Defizit durch Einsatz und Kampfgeist, sowie ein gutes taktisches System wettgemacht werden kann.