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Irgendwie war es zu erwarten, dass die Geschichte in der Nacht genauso ausging, wie sie eben ausging. Die Vegas Golden Knights siegten als Neuling auch in Spiel 4 ihrer Stanley Cup Playoffserie gegen die Los Angeles Kings in der ersten Runde der Western Conference im Staples Center zu Los Angeles mit einer Differenz von einem Treffer mit 1:0 und setzten damit ihren ohnehin schon seit Monaten märchenhaften Auftritt in der NHL standesgemäß fort.

Ein Erfolg bei einem routinierten, sehr playofferfahrenen Team, vollendet gar mit einem Sweep zudem noch auswärts in der sprichwörtlichen 'Höhle des Löwen'. Viel unwahrscheinlicher geht das Alles, gerade für einen Ligarookie, eigentlich nicht.
Doch ein Blick auf die bisherige Saison der Knights zeigt schon, dass diese Fortentwicklung, bei allem grundsätzlich berechtigten Staunen darüber, eigentlich nur konsequent ist, lief es doch schon von den ersten Spielen der Saison 2017/18 an herausragend gut für das neu zusammengesetzte Team.
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Ein Rekord nach dem nächsten wurde in den letzten Monaten bereits von den Golden Knights pulverisiert. Ein sensationell auftretendes Expansion-Team setzt seine positive Entwicklung einfach auch in den Playoffs um den Stanley Cup, zumindest in der ersten Woche, völlig unbeeindruckt fort.
Als ein Zeichen der unerwartet raschen Reife kann es in jedem Falle gewertet werden, dass Vegas den Stanley Cup-Siegern der Jahre 2012 und 2014 dabei lediglich insgesamt drei Treffer in den vier Begegnungen des Duells ermöglichte.
Viele Kader brauchen Jahre dazu soweit zusammenzuwachsen, in Las Vegas ging das alles scheinbar im Rekordtempo. Ein viel größeres Kompliment kann es für den Coach, im konkreten Falle Gerard Gallant, gar nicht geben. Was der zuvor unter anderem für die Florida Panthers aktive Übungsleiter in so kurzer Zeit aus dem Team geformt hat, das verdient allerhöchste Anerkennung der Eishockeyfreunde in aller Welt.

Es erscheint demnach nur irgendwie folgerichtig, dass die Golden Knights ihre beeindruckende Reise nach ein paar Tagen des Durchatmens in ungefähr einer Woche weiter fortsetzen dürfen und den Sieger aus dem Duell der San Jose Sharks gegen die Anaheim Ducks um den Einzug in das Western Conference Finale fordern werden.
Herausragender Akteur auf dem Eis war in der ersten Runde unbestritten Torwart Marc-Andre Fleury. Dieser wurde durch die Leistungen der letzten Woche zum erst 13. Spieler der Ligageschichte, dem bei einem Playoff-Sieg per Sweep mindestens zwei Shutouts gelangen. Sein Gegentorschnitt von 0,65 ist der drittbeste Wert, den ein Goalie in einer auf vier Spiele beschränkten Serie aufweisen konnte, seit die NHL im Jahre 1955 anfing diese Werte zu erfassen.
Zugleich ist die errechnete Fangquote von 97,7 % ein echter Traumwert, rangiert in den Statistik-Büchern der Liga ebenfalls in der absoluten Spitzengruppe. Unübertroffen auch von Fleury sind allerdings immer noch die Bestwerte, die im Finale der Western Conference des Jahres 2003 gegen die Minnesota Wild aufgestellt wurden und bis heute von Anaheim Ducks-Torhüter J.S. Giguere gehalten werden. Der vielen DEL-Fans sicherlich aus seiner Zeit in Hamburg gut vertraute Keeper, kam seinerzeit auf einen Gegentorschnitt von schier unglaublichen 0,22 und eine Fangquote von 99,2%.
Fleury, der per Expansion Draft im vergangenen Jahr vom Titelverteidiger, den Pittsburgh Penguins nach Las Vegas kam, zeigte sich nach der Begegnung vom Dienstag überrascht, zugleich jedoch auch bescheiden: "Meine Erwartungen waren ganz andere, als ich hierher wechselte. Mir ging es zunächst darum das Team zu etablieren, den Leuten gute Unterhaltung zu bieten. Dass es sportlich direkt dermaßen gut laufen würde, wie es das jetzt schon lange für uns tut, das hätte ich in dieser Form niemals erwartet als ich gewechselt bin."
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In der Tat konnte sein Team, die in der Hauptrunde bereits gezeigte gute Form in Gänze in die Playoffs herüberretten. Dass die Jungs aus Los Angeles mit einem Sweep in den vorzeitigen Sommerurlaub geschickt werden konnten, das ist schon rein statistisch gesehen keine Selbstverständlichkeit, schließlich wurden in den vergangenen zehn Spielzeiten zuletzt nur 12,5 % der Playoffserien so frühzeitig ohne einen einzigen Sieg des Gegners beendet. Die Ritter wurden damit zudem seit 1936 zum ersten Expansion-Team, dem ein solcher lupenreiner Triumph gelang.
Viele Gründe für das junge Franchise, um mit dem Erreichten schon mehr als zufrieden zu sein. Die Kunst wird nun sein, sich den bisher stets bewiesenen Hunger, die Konzentration auf die nächsten Ziele, die Zielstrebigkeit also, mit der Vegas die Kings schier zur Verzweiflung brachte und diese Form in der mindestens eine Woche dauernden Pause zu erhalten.
Gelingt dies weiterhin, dann sollte die Fortsetzung des modernen Eishockeymärchens in der zweiten Runde keine Utopie sein. Golden Knights-Stürmer Pierre-Edouard Bellemare ist diesbezüglich jedenfalls optimistisch: "Diese Geschichte übt aktuell gar keinen besonderen Druck auf uns aus. Vermutlich sind die Leute bei uns jetzt einfach froh, dass unser laufendes Märchen noch weiter geht."