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Marco Sturm hat zwar nie den Stanley Cup gewinnen können, aber er hat als Deutscher in der NHL die meisten Spiele absolviert und Punkte geholt. Von 1997 bis 2012 war er in der NHL für sechs Mannschaften aktiv und hat 938 Spiele in der regulären Saison und 68 Playoff Spiele gespielt. Der heutige deutsche Bundestrainer wird in einer regelmäßigen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.
Hier die neueste Ausgabe:

Ich war am Wochenende bei ein paar Spielen in der DEL zu Gast. Dort läuft die Saison schon etwas länger als in der NHL. Trotzdem sind bereits die ersten zwei Wochen in Nordamerika absolviert. Natürlich sind die Tabellenstände deswegen noch nicht wirklich aussagekräftig.
Ich blicke gerne auf die NHL Global Series 2018 zurück, die die Edmonton Oilers mit Leon Draisaitl und Tobias Rieder zu einem Vorbereitungsspiel nach Köln gebracht hat. Es war ein tolles und von der NHL perfekt organisiertes Event, das dem deutschen Eishockey sicher sehr gut getan hat. Ich war als NHL-Botschafter der Veranstaltung vor Ort und es war begeisternd zu sehen, wie sehr die Fans bei der Sache waren.
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Auf dem Heimflug nach München wurde mir erst so richtig bewusst, wie viele Fans aus ganz Deutschland extra nach Köln angereist sind. Es ist phantastisch zu sehen, was die Eishockey-Fans auf sich nehmen, um bei so einem Spiel dabei zu sein. Wir hoffen sehr, dass es in Kürze eine Fortsetzung geben wird und wir wieder eine oder sogar zwei NHL-Mannschaften bei uns in Deutschland begrüßen dürfen.
Wir spüren schon, dass seit der Silbermedaille bei Olympia im Februar das Interesse am Eishockeysport zugenommen hat. Solche Events wie die Global Series helfen dabei natürlich auch, denn es bringt ein entsprechendes Medieninteresse mit sich.
Dass für die Oilers der Saisonstart anschließend nicht so gut lief, ist für mich bedauerlich. Ich hoffe nicht, dass sie in einen Trott kommen, wie es letztes Jahr der Fall war und sie am Ende die Playoffs klar verpassten. Ich meine aber, dass die Probleme erkannt und an den richtigen Stellschrauben angesetzt wurde, so dass es besser laufen könnte. Ich kenne den Trainer Todd McLellan und auch den General Manager Peter Chiarelli sehr gut und deswegen gönne ich Edmonton, nicht nur wegen Leon und Tobi, dass sie in dieser Saison wieder Erfolg haben werden.

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Das wäre auch Tom Kühnhackl zu wünschen, der meiner Meinung nach eine gute Vorbereitung mit einiger Eiszeit absolviert hat und dann von den New York Islanders schon sehr überraschend auf die Waiver-Liste gesetzt wurde. Zum Glück ist er noch im Kader und wurde nicht ins Farmteam geschickt, aber es zeigt wieder, was für ein hartes Geschäft es ist, in der NHL Fuß zu fassen und dort zu bleiben.
Marcel Noebels, Yasin Ehliz und Brooks Macek haben diese Erfahrung ebenfalls gemacht und in den Trainingscamps ihrer Teams den Sprung in die NHL nicht geschafft. Sie wussten, auf was sie sich einlassen würden, als sie in Nordamerika unterschrieben hatten. Jetzt in so einer Situation brauchst du das nötige Glück, um im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein und dann prompt zu überzeugen.
Schade finde ich es für Dennis Seidenberg, der nach wie vor auf einen neuen Vertrag hofft. Ich denke, wer Dennis kennt weiß, dass er fit ist und in der Lage wäre, weiter ein guter NHL-Verteidiger zu sein, doch leider haben sich die Islanders für den jüngeren Schweizer Luca Sbisa entschieden, der genauso mit einem Tryout-Vertrag im Camp war. Von da an war klar, dass es Dennis schwer haben würde. Wie es mit ihm weitergeht, kann nur er selbst beantworten.

CHI@MIN: Kahun verwertet Zuspiel von Toews

Richtig Freude empfinde ich für Dominik Kahun, der bei den Chicago Blackhawks gut mitmischt. Ich habe stets betont, dass er das Potenzial hat, weil er ein ungewöhnlicher Spieler ist. Der Vorteil für ihn gegenüber den anderen Deutschen war, dass die Blackhawks bei seiner Verpflichtung eine klare Planung mit ihm hatten und diese konsequent verfolgten. Es war ihr Ziel, ihn in den Kader einzubauen. Aber Dominik ist schon ein Phänomen, er ist selbstbewusst aufgetreten und ich hoffe sehr, dass er uns noch lange in der NHL Spaß bereiten wird.
Im Bereich der Superstars wird häufig davon gesprochen, dass Connor McDavid von den Oilers der beste Eishockeyspieler der Welt wäre. In dieser Kategorie hat Auston Matthews von den Toronto Maple Leafs in den ersten Spielen mit seinen vielen Punkten ein Ausrufezeichen gesetzt. Ich habe ihn schon sehr früh, vor ein paar Jahren bei der Weltmeisterschaft erlebt und dort war schon zu sehen, was er im Stande ist zu leisten. Ich denke, er kann im Rennen um den besten Scorer in dieser Saison ein ernstes Wörtchen mitreden und McDavid den Titel streitig machen, wenn er verletzungsfrei bleibt.
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Nicht nur mit dieser Frage stehen uns spannende Wochen bevor. Ich werde mich in vier Wochen im November mit der nächsten Ausgabe erneut zu Wort melden.