Greiss Save

Marco Sturm hat zwar nie den Stanley Cup gewinnen können, aber er hat als Deutscher in der NHL die meisten Spiele absolviert und Punkte geholt. Von 1997 bis 2012 war er in der NHL für sechs Mannschaften aktiv und hat 938 Spiele in der regulären Saison und 68 Playoff Spiele gespielt. Der heutige deutsche Bundestrainer wird in einer regelmäßigen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.
Hier die neueste Ausgabe:

Zwei Wochen NHL liegen hinter uns und schon gibt es erste Überraschungen und auch Enttäuschungen zu verzeichnen. Dabei ist mein Blick natürlich besonders auf die deutschen Spieler gerichtet.
Es freut mich, dass Korbinian Holzer bei den Anaheim Ducks seine regelmäßige Eiszeit bekommt und dort seine defensive Stärke zeigen kann. Es wäre ihm zu gönnen, wenn er sich dauerhaft in dieser guten Mannschaft durchsetzen könnte.
Leon Draisaitl ist ohne Zweifel unser Aushängeschild. Er ist gut gestartet und fällt leider wegen einer möglichen Gehirnerschütterung für eine unbekannte Zeit aus. Am Wochenende war zu sehen, wie es die Edmonton Oilers schmerzt, wenn er nicht dabei sein kann.
Dennis Seidenberg hat jetzt ein paar Mal für die New York Islanders nicht gespielt. Es klingt zwar blöd, aber ich hoffe für ihn, dass er verletzt und nicht überzählig ist. Insgesamt haben sich die Islanders nach der guten Vorbereitung für den Saisonstart sicher mehr erwartet. Thomas Greiss ist ein Phänomen, wie er nach seinem schlechten Auftakt und der Auswechslung im ersten Spiel wieder mit Stärke zurückkam und zuletzt 40 Saves machte.

Philipp Grubauer war nach den acht Gegentoren bei seinem Einsatz bestimmt sehr unglücklich, doch er ist ein äußerst talentierter Torhüter, der seinen Weg machen wird. Sowohl bei Thomas, als auch bei Philipp zeigt sich, was die NHL ausmacht. Durch die lange Saison hat jeder Spieler oder jede Mannschaft einmal einen schlechten Tag, aber wichtig ist, keine negative Konstanz zu bekommen, sondern an einem anderen Spieltag wieder besser zu sein und zurückzukommen.
Tobias Rieder und Tom Kuhnhackl wollen sicher mehr. Beide haben einen auslaufenden Vertrag und müssen sich schon aus diesem Grund zeigen. Tom ist immerhin wieder im Team der Pittsburgh Penguins, auch wenn seine Rolle klein ausfällt, füllt er diese gut aus. Ich hoffe für ihn sehr, dass der Trainer an ihm festhält. Bei Tobi läuft es für das gesamte Team der Arizona Coyotes momentan nicht gut.
Die Coyotes sind für mich bisher eher enttäuschend. Sie haben im Sommer viel verändert: Neuer Trainer, einige neue Verpflichtungen, doch ein Fortschritt ist nicht zu erkennen und der Schuss scheint nach hinten loszugehen, weil es eine Niederlage nach der anderen setzt. Das ist für eine Mannschaft schon frustrierend. Natürlich haben sie eine niedrige Gehaltsobergrenze, aber das System insgesamt sollte dort hinterfragt werden.

Eine weitere noch größere Enttäuschung sind bislang die New York Rangers. Sie haben einen großen Anspruch, den Stanley Cup gewinnen zu wollen und starten mit fünf Niederlagen in sechs Spielen. Ich könnte mir vorstellen, dass es deswegen in New York schon brodelt. Wenn es für eine Mannschaft mit der Qualität nicht läuft und sie sich schlecht präsentiert, dann muss hinterfragt werden, wo die Gründe dafür liegen.
Phänomenal sind die Vegas Golden Knights. Für eine neu zusammengestellte Mannschaft ist es nie einfach, aber vier Siege in fünf Spielen sind schon eine Aussage. Das hätte wirklich keiner gedacht. Doch die Mannschaft überzeugt mit viel Freude und Einsatz. Das schreckliche Attentat war ein zusätzlicher Anreiz, die Stadt würdig zu vertreten. Im ersten Spiel hat man gesehen, wie emotional aufgekratzt die Spieler waren. Das kann durchaus einen zusätzlichen Push geben. Hinzu kommt der Hype um den neuen Standort und Gerard Gallant ist ein hervorragender Trainer, den ich aus meiner aktiven Zeit persönlich kenne. Von daher wird sich der Erfolg noch eine Weile hinziehen, aber dann sicherlich noch das eine oder andere Tief kommen.
Ohnehin ist die NHL-Saison lang. Nach nur zwei Wochen sind es eben nur kleine Tendenzen, die zu erkennen sind. Doch andererseits ist Thanksgiving Ende November nicht so weit entfernt. Zu dem Zeitpunkt wird einiges aussagekräftiger. Es gibt schließlich eine Statistik, die belegt, dass viele Mannschaften, die dann in den Playoff-Rängen stehen, auch am Ende dabei sind. Deswegen dürfen wir auf die kommenden Wochen gespannt sein, wie es in der NHL weitergehen wird.