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Willkommen bei Outside the NHL. Während der Saison 2018/19 wird Euch NHL.com/de mit Einblicken und Stories über die Eishockey-Welt außerhalb der NHL versorgen. In dieser Ausgabe geht es um Marco Sturm und seinen Abschied von der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft.

Es ist nicht unbedingt das Sportliche, das bei der diesjährigen Ausgabe des Deutschland Cups im Mittelpunkt steht. Nachdem am vergangenen Sonntag bekannt wurde, dass Bundestrainer Marco Sturm seinen nächsten Karriereschritt machen und eine neue Herausforderung als Assistenztrainer der Los Angeles Kings annehmen wird, steht das deutsche Eishockey auf dem Scheideweg.
Der scheidende Bundestrainer wird sich beim Nationenturnier in Krefeld (vorerst) vom deutschen Eishockey verabschieden. Es ist sein letzter Job an der Bande der deutschen Herren-Auswahl und es wird einen emotionalen Abschied geben.
"Ich will mich schön verabschieden und das noch einmal genießen", sagte Deutschlands Rekord-NHL-Spieler vor dem ersten Turnierspiel gegen Russland.
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Im Sommer 2015 übernahm Sturm das Traineramt vom glücklosen Pat Cortina. Schon im November 2015 feierte der Trainer-Neuling seinen gelungenen Einstand. Er gewann den Deutschland Cup 2015 und setzte zu einem sensationellen Höhenflug an. Dieser gipfelte im Februar 2018, als seine Schützlinge bei den olympischen Spielen in Pyeongchang die Silbermedaille gewannen und damit den größten Erfolg der deutschen Eishockeygeschichte möglich machten.
"Was wir nicht vorausgesehen haben, ist Olympia. Das hat für uns alle und mich persönlich einiges verändert", sagte Sturm am Mittwoch auf einer vom DEB einberufenen Pressekonferenz in Krefeld über das gestiegene Interesse an seiner Person. "Die Anfrage kam auch für mich überraschend."
Nach dem Sensations-Erfolg beim wichtigsten Turnier im internationalen Eishockey, streckte die NHL ihre Fühler nach deutschen Talenten aus. Gleich mehrere von ihnen wechselten im Sommer über den großen Teich. Jetzt schnappte sich die stärkste Eishockeyliga auch den Bundestrainer.
"Die NHL war immer mein Traum, als Spieler, aber auch als Trainer. Es ist das Größte, was es gibt. Ich habe 15 Jahre in der NHL gespielt, da lernt man sehr viele Leute kennen", sagte Sturm dem Spiegel und betonte, dass sein neuer Auftrag eine gewaltige Chance für ihn darstellt. "In der NHL kann man nicht von null auf hundert durchstarten und sofort Cheftrainer werden - gerade als Europäer."
Nach Ralph Krueger, der von 2010 bis 2013 als Co- und Cheftrainer im Trainerstab der Edmonton wirkte, wird Sturm der zweite Deutsche und erste in Deutschland geborene Trainer eines NHL-Teams sein.

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Sturm steht in Los Angeles einem erfahrenen Mann zur Seite. Neben Interims-Headcoach Willie Desjardins soll der gebürtige Landshuter die Geschicke der Kings lenken. Desjardins trainierte zuvor von 2014 bis 2017 die Vancouver Canucks, mit denen er zuletzt zwei Mal hintereinander die Stanley Cup Playoffs verpasste.
Nach seiner Entlassung bei der kanadischen Organisation trainierte er bei den olympischen Spielen in Pyeonchang die kanadische Auswahl. Mit dem Team aus dem Mutterland des Eishockeys scheiterte er jedoch im Halbfinale an der deutschen Mannschaft und erreichte lediglich den Bronzeplatz.
Sturms neue Aufgabe ist wie schon die, die er im Jahr 2015 beim DEB annahm, keine einfache. Die Kings stolperten so miserabel in die neue Spielzeit wie selten zuvor. Unter ihrem Ex-Trainer John Stevens sammelte das so ambitionierte Team aus der kalifornischen Metropole in den ersten 13 Saisonspielen nur neun Punkte. Der erhoffte Stanley Cup Playoff-Platz ist schon zu dieser frühen Saisonphase aus dem Blick geraten.
Doch dass er großen Aufgaben gewachsen ist und unmögliches möglich machen kann, bewies Sturm schon beim DEB. Dessen Suche nach einem neuen Mann überschattet nun die sportlichen Ereignisse beim Deutschland Cup.
"Wir hatten mit Marco großes Glück. Noch einmal auf Glück zu setzen, ist nicht mein naturell", sagte DEB-Präsident Franz Reindl. "Ich bin mir sicher, dass wir eine gute Lösung finden werden."

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Sturm war beim DEB sowohl Trainer als auch General Manager. Diverse Namen zirkulieren auf der Liste potenzieller Nachfolger. Wer es letztendlich wird und welche Rolle der neue Mann einnehmen soll, ist noch nicht bekannt. Auch eine Lösung mit einer Aufgabenteilung und zwei Personalien ist denkbar. Sicher ist nur, dass Sturms Nachfolger deutschsprachig sein soll.
"Der deutsche Nationaltrainer muss deutsch sprechen, das ist für mich klar", ergänzte Reindl.
Egal mit wem sich der DEB am Ende auch einigen wird, der neue DEB-Trainer bekommt von Sturm eine intakte Mannschaft überreicht, wenngleich einige Routiniers nach Olympia aufhörten. Sturm beendete die turbulenten Cortina-Zeiten und steuerte das deutsche Eishockey in ruhige Fahrwasser.
Beim Auftaktspiel gegen die Sbornaja am Donnerstag schickte er eine junge aber außerordentlich talentierte DEB-Auswahl ins Rennen. Diese musste sich erst in der Verlängerung mit 3:4-Toren geschlagen geben. Auch im zweiten Turnierspiel am Samstag gegen die Schweiz konnten die Schwarz-Rot-Goldenen punkten. Dank eines späten Ausgleichtreffers von Youngster Lean Bergman kämpfte sich Deutschland ins Penaltyschießen, zog dort jedoch den Kürzeren und verlor vor 6.113 Zuschauern erneut mit 3:4.
Für Sturm ist es eine Selbstverständlichkeit, seinem Nachfolger eine geordnete Überleitung zu ermöglichen. "Ich finde es persönlich sehr wichtig, wie es weitergeht", sagte er. "Es ist noch genügend Potenzial in dieser Mannschaft."
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Dass er nicht derjenige ist, der dieses Potenzial aus ihr herauskitzeln wird, nimmt ihm in Eishockey-Deutschland niemand übel, weder der DEB noch seine Spieler. "Auch wenn es weh tut so wurde es mir wenigstens gesagt können sie es alle verstehen", sagte Sturm.
Ein Wiedersehen ist außerdem nicht ausgeschlossen, denn viele nicht in den Playoffs vertretene Trainer sind bei der IIHF Weltmeisterschaft aktiv und so hat Sturm selbst gerne auf Assistent Geoff Ward, der heute in den Diensten der Calgary Flames steht, zurückgegriffen. Eines ist sicher, Sturm wird beim DEB stets willkommen sein.