GettyImages-2157515885

Wie muss das Gefühl nach einer regulären NHL-Saison mit 82 Spielen und Stanley Cup Playoffs mit weiteren vier harten Runden sein, wenn man nur noch einen Sieg vor dem ultimativen Triumph, dem Gewinn des Stanley Cups steht, wofür man sein komplettes Leben und Karriere gekämpft hat?

Die Florida Panthers führen in der Best-of-Seven-Serie von den Stanley Cup Finals 2024 gegen die Edmonton Oilers vor Spiel 4 am Samstag (8 p.m. ET; NHL.tv, Sky Sport, MySports; So. 2 Uhr MESZ) mit 3:0 und benötigen nur noch einen weiteren Sieg, um ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen.

„Wir machen einfach das, was wir schon seit Jahren tun, wir wollen uns auf das eine Spiel konzentrieren und die Dinge einfach halten“, verdeutlicht Stürmer Matthew Tkachuk am Freitag. „Wir müssen jede Eiszeit fokussiert bleiben. Heute werden wir etwas relaxen und dann morgen neu angreifen.“

Vorschau: EDM-FLA Spiel 4

Doch da ist noch die viel besagte „Angst vor dem Siegen“, die ein psychologisches Phänomen bezeichnet. Sportler in aussichtsreicher Position versagen plötzlich und können ihre Chance, den Sieg zu erringen, nicht nutzen, wenn die Emotionen und Gedanken an das Mögliche einen hemmen. Selten hat es mit dem Bedrohungserlebnis der Angst zu tun.

Doch bevor wir in eine psychologische Doktorarbeit abdriften, wollen wir weiter über den Eishockey-Sport schreiben. Die Panthers machen in diesem Jahr nicht den Eindruck, dass sie nachlassen werden und das gilt auch nicht für das kommende Spiel 4.

„Wir wissen sehr gut, was auf dem Spiel steht, aber wie Chucky gesagt hat, werden wir unser Spiel spielen und uns weiter auf die Details konzentrieren, bis der Job erledigt ist“, ergänzt Anton Lundell.

Von den Spielern im Kader von Florida haben nur Vladimir Tarasenko im Jahr 2019 mit den St. Louis Blues und Carter Verhaeghe im Jahr 2020 mit den Tampa Bay Lightning einen Stanley Cup gewinnen können. Für alle anderen inklusive Trainer Paul Maurice, der schon zwei Endspiele als Trainer verloren hat (2002 mit Carolina Hurricanes und 2023 mit Florida), wäre es der erste Gewinn des Stanley Cups. Erhöht das nicht die Drucksituation?

„Heute genießen wir, wo wir stehen und ich mache mir jetzt noch keine Gedanken, was morgen passieren kann“, erzählt Maurice bei der Pressekonferenz am Freitag. „Morgen, wenn wir zur Halle kommen und unseren Tag gestalten mit den Essen usw., dann wird es darum gehen, dass wir unseren Kopf frei kriegen und das Spiel so unbeschwert angehen wie immer. Aber ich kann Ihnen sagen, dass ich keinen Zweifel daran habe, dass wir das hinkriegen.“

Trotzdem gibt es Spieler in den Reihen der Panthers, die schon viel in ihrer Karriere erlebt haben und noch nicht annähernd in der Position waren, in der sie jetzt sind. Dazu gehört der langjährige Akteur der Buffalo Sabres Stürmer Kyle Okposo und Verteidiger Oliver Ekman-Larsson, der lange Zeit bei den Arizona Coyotes aktiv war und zuletzt bei den Vancouver Canucks keine einfache Zeit hatte, ehe er vor der Saison aus seinem Vertrag herausgekauft wurde und in Florida anheuerte.

„Es ist eine Reise, so viel ist klar“, stellt Okposo klar. „Ich bin jetzt seit 17 Spielzeiten dabei und hatte viele Höhen und Tiefen, persönlich und mit dem Team. Aber die letzten Jahre habe ich versucht, Buffalo hinter mir zu lassen, wo ich immer versucht habe, die Organisation bei ihrem Aufbau zu unterstützen. Ich wollte in diesem Jahr in eine Position kommen, um in den Playoffs vertreten zu sein und um den Stanley Cup zu spielen. Es war keine einfache Entscheidung, aber es gab mir die Chance, jetzt hier zu sein und das ultimative Ziel zu erreichen. Aber auch ich muss dem Moment nehmen, wie er kommt.“

Okposo brach weiterhin eine Lanze für viele Spieler in der Liga. „Wenn man nicht viel Playoff-Erfolge hat, dann wird das häufig als negativ ausgelegt“, kritisiert er. „Aber es geht so viel um das richtige Timing, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zu sein und das ist selten der Fehler der Spieler. Man muss auf die Persönlichkeit schauen und die Art, welcher Spieler es ist und ob er in der Lage ist, dem Team zu helfen, um Playoffs zu spielen. Viele Spieler in der Liga erfüllen das, auch wenn sie nicht so viel Playoffs gespielt haben. Aber sie werden abgestempelt, obwohl sie Kämpfer in den Playoffs wären und wir haben hier bei uns sehr viele Kämpfer vereint. Ich sauge einfach jeden Moment auf und genieße es, dass ich diese Chance bekommen habe.“

Ähnlich verhält es sich bei Ekman-Larsson. „Ich bin nur überaus glücklich hier zu sein, in dieser Situation“, sagt er. „Natürlich hatte ich schwere Jahre in Vancouver und wurde aus dem Vertrag gekauft. Nur in dieser Position zu sein und die Möglichkeit mit dieser Organisation zu haben, ist herausragend. Aber ich nehme es Tag für Tag und denke nicht daran, was morgen passieren kann.“

Um die „Angst vor dem Siegen“ zu besiegen, ist es wichtig, den Erfolg unter allen Umständen zu wollen. Der Wille spielt also eine große Rolle. Die Panthers machen den Eindruck, als ob sie dieser Wille trägt und auch zum letzten Schritt verleiten wird.

Verwandte Inhalte