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Da war es nur noch Einer! Ein Sieg, der den Florida Panthers fehlt, um das erste Mal in ihrer Franchise-Geschichte den Stanley Cup nach Sunrise zu entführen. Das Team liegt im Stanley Cup Finale gegen die Edmonton Oilers mit 3:0-Siegen vorne. Nach dem 0:3- und 1:4-Heimerfolg am Samstag und Montag gaben sie am Donnerstag den Oilers mit 4:3 das Nachsehen im Rogers Place von Edmonton.

Maßgeblichen Anteil am jüngsten Erfolg hatte wieder einmal Floridas Kapitän Aleksander Barkov. Der 28-jährige Finne steuerte dem Auswärtssieg ein Tor und eine Vorlage bei und weist in den drei Finalspielen summiert vier Scorerpunkte (ein Tor, drei Assists) aus.

Doch allein an den erzielten Punkten ist nicht messbar, wie wertvoll der Center für die Panthers ist. Nicht von ungefähr wurde er am Ende der Saison 2023/24 zum zweiten Mal in seiner Karriere mit der Frank J. Selke Trophy als defensivstärkster Stürmer ausgezeichnet.

Zur ersten Pause in Spiel 1 des Finales äußerte sich kein Geringerer als ‚The Great One‘ Wayne Gretzky zu Barkov und adelte ihn mit einem Vergleich: „Ich sagte zu meiner Frau während des ersten Drittels: 'Nr. 16 ist der beste Defensivspieler, den ich seit Bryan Trottier gesehen habe. Ich habe gegen Bryan Trottier vier Mal gespielt und was habe ich bekommen? Keine Tore. Und was haben wir bekommen? Keinen Pokal. Barkov macht einen unglaublichen Pass und er ist auch offensiv gut, wie Trottier es war."

Der so gelobte fühlt sich sehr geehrt, nachdem er über Gretzkys Aussage informiert wurde. „Wow. Vor allem, wenn es von ihm kommt, bedeutet es mir sehr viel. Jeder weiß, was er für den Eishockeysport getan hat, und wenn besondere Menschen wie er so etwas sagen, bedeutet das natürlich viel. Also weiß ich es zu schätzen."

Floridas Cheftrainer Paul Maurice findet keinen Grund, am Spiel seines Kapitäns etwas zu bemängeln oder gar zu versuchen, es zu verbessern. „Wie lautet der Spruch für einen Arzt: 'Regel Nummer eins, keinen Schaden anrichten'. Ich treibe es einmal auf die Spitze und nehme einen anderen Spieler als Beispiel, Paul Coffey. Zu diesem Zeitpunkt hatte er nur vier Mal den Stanley Cup und drei Mal die Norris-Trophy gewonnen, also hätte ich als Cheftrainer seinem Spiel wahrscheinlich nicht viel hinzufügen können“, erklärt Maurice lachend und erläuterte weiter zu Barkov: „Im Laufe eines Jahres arbeiten wir nur sehr wenig an seinem spezifischen Spiel - da gibt es für ihn nicht viel zu lernen. Es geht mehr darum, wo er sein Spiel in das einpassen kann, was wir versuchen zu erreichen. Es geht um seine Rolle als Kapitän, nach dem Thema, der Stimmung, wie er als Anführer interagiert. Und eines der Dinge, über die wir letztes Jahr mehr gesprochen haben, ist, dass jeder dieser Kapitäne, die wir haben, eine völlig andere Persönlichkeit ist. Und er wurde ermutigt, sich nicht zu verändern, um Kapitän zu sein, nicht Kapitän zu werden, sondern so zu sein, wie er ist, und er ist einfach der Kapitän. Wie er mit seinen Mannschaftskameraden umgeht, ist fantastisch. Das war eine wirklich lange Antwort, und ich denke, das sind wahrscheinlich mehr Worte, als ich in den letzten zwei Jahren für Barky als Trainer gebraucht habe.“

Barkov wurde beim NHL Draft 2013 in der ersten Runde an zweiter Stelle von den Panthers ausgewählt, bereits in der darauffolgenden Saison 2013/14 absolvierte er 54 Partien. Das Amt des Assistenzkapitäns wurde ihm vier Jahre später übertragen und seit der Saison 2018/19 trägt er das ‚C‘ als Kapitän der Panthers auf der Brust.

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Wertschätzend äußern sich auch seine Teamkollegen über ihn als Mensch und als Sportler.

„Ich habe das Gefühl, dass jeder so sein möchte wie er. Aber ihn jeden Tag aus der Nähe zu sehen, all die Details, das ist schon sehr beeindruckend. Ich habe so viel von ihm gelernt, und er ist auch derjenige, der uns hilft, der anderen hilft. Was er weiß, gibt er weiter. Er will, dass ich besser spiele. Wir pushen uns gegenseitig, und das macht unser Team noch besser“, verrät Anton Lundell und bescheinigt seinem Kapitän eine Detailbesessenheit: „Ich habe schon immer gerne Eishockey gespielt, und jetzt, wo ich hier die Gelegenheit hatte, ihn und die anderen aus nächster Nähe zu sehen, habe ich gesehen, mit welcher Liebe zum Detail sie arbeiten. Von der Ernährung über das Training bis hin zu den Spielen und den Pausen - ich lerne ständig etwas Neues. Das ist schon cool. Ich kann ihn zu allem befragen, von kleinen Details bis hin zum Leben außerhalb des Eises. Er ist seit etwa zehn Jahren hier, kennt also diesen Ort wie seine Westentasche. Er liest auch viel und will auch neue Dinge lernen. Er experimentiert mit neuen Dingen, um herauszufinden, was bei ihm funktioniert.“

Mit 711 Punkten (266 Tore, 445 Assists) in 737 Spielen der regulären Saison ist Barkov Floridas All-time Topscorer und Franchise-Spieler.
„Er ist ein wichtiger Teil der gesamten Organisation und ich denke, er ist das Gesicht dieser Eishockeymannschaft. Ich kannte ihn vorher schon ein bisschen. Ich weiß, dass er auf dem Eis ein Vorbild ist, und abseits des Eises ist er nicht der lauteste Typ, aber wenn er spricht, hören alle zu“, sagt Verteidiger Niko Mikkola über seinen Landsmann.

In die gleiche Kerbe schlägt ebenso Carter Verhaeghe: „Barky ist unser Anführer und Kapitän, und er ist eine solche Kraft auf dem Eis. Er deckt so viel Eis ab. Ich meine, es ist wirklich einfach, mit ihm zu spielen. Er war die ganzen Playoffs über eine Macht, er ist ein so wichtiger Teil des Teams und beeinflusst das Spiel in so vielerlei Hinsicht. Wir lieben es, ihn zu haben.“

Seine Qualitäten erneut unter Beweis stellen, kann Barkov bereits am Samstag in Spiel 4 des Stanley Cup Finales (8 p.m. EDT; Sonntag, 2 Uhr MESZ; live auf Sky Sport, MySports, NHL.tv), und vielleicht darf er bereits anschließend die begehrteste Trophäe des Eishockeysports in Empfang nehmen.

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