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NHL.com/de hat sich im Rahmen der European und North American Player Media Tours mit einigen der besten Spieler aus der NHL zu längeren Gesprächen getroffen. Mit diesen Exklusivinterviews werden wir euch im September auf die bevorstehende Saison 2019/20 einstimmen.
In dieser Ausgabe Andrei Vasilevskiy von den Tampa Bay Lightning.

Was hat es dir bedeutet, im Vorjahr als bester Torhüter der Liga ausgezeichnet worden zu sein?
Ich habe es als eine Belohnung für die viele harte Arbeit angesehen. Ich kann nicht sagen, dass ich es darauf abgesehen hatte, die Vezina zu gewinnen. Das Hauptziel war der Stanley Cup. Doch das trübt nicht meine Freude über diese Auszeichnung.
Im Vorjahr warst du nur die Nummer 15 in der Liga in Sachen Starteinsätze (53), mit 39 Siegen aber die Nummer 1. Was sagt das aus deiner Sicht aus?
Das ist recht einfach. Wir hatten eine gute Mannschaft. Ich habe schon häufiger betont, dass du kein guter Torwart sein kannst, wenn du nicht in einer guten Mannschaft spielst. Diese Statistiken sind das Resultat einer geschlossenen Teamleistung. Nur so kannst du auch die Vezina gewinnen. Ohne meine Mannschaftskameraden wäre das alles nicht möglich gewesen.

Andrei Vasilevskiy holt die Vezina Trophy

Der letzte Torwart der vergleichbare Werte hatte, war Chris Osgood mit den Detroit Red Wings in der Saison 1995/96. Die Mannschaft gewann damals ebenfalls 62 Saisonspiele, so wie ihr zuletzt auch.
Und auch sie enttäuschten dann in der KO-Phase (lacht), obwohl sie ein echtes Dreamteam beisammenhatten. So wie wir...
Herzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Achtjahresvertrag, den du im Sommer bei den Lightning unterzeichnet hast. Was bedeutet dir dieser Vertrag?
Das gibt mir Selbstvertrauen für die Zukunft. Über Verträge muss ich mir jetzt keine Gedanken mehr machen. Auch wenn ich jetzt einen schwächeren Start in die Saison erwische bin ich abgesichert. Ich bin froh, dass das Thema für die nächsten neun Jahre erledigt ist. Natürlich freue ich mich auch in Tampa bleiben zu können. Das ist eine tolle Stadt mit herausragenden Fans. Ich hatte schon immer den Traum meine ganze Karriere einem Team treu bleiben zu können, um ehrlich zu sein, so wie Steve Yzerman, Pavel Datsyuk, Martin Brodeur oder auch Alex Ovechkin. Den kurzen Aufenthalt von Marty in St. Louis einmal nicht mitgerechnet. Das sind alles echte Legenden. Besonders die Torhüter, die einem Team treu geblieben sind beeindrucken mich. Aus meiner Sicht ist das ein Beweis von Klasse. Wenn du als Spieler stets für ein Team aufläufst, dann zeigt das, dass du gebraucht wirst. Ich hatte viele Optionen in diesem Sommer, hätte woanders mehr Geld verdienen können, doch ich wollte lieber hierbleiben.
War die Vertragslaufzeit von acht Jahren das gemeinsame Ziel der Organisation und dir?
Tampa war sehr gesprächsoffen. Ich wollte gerne etwas Langfristiges. Der Klub war grundsätzlich flexibel, hat sich mir gegenüber sehr großzügig und entgegenkommend gezeigt. Am Ende ist das dabei herausgekommen, da ich dem Team, wie gesagt, gerne die Treue halten wollte.
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Entsteht durch den neuen Vertrag zusätzlicher Druck?
Im Gegenteil! Es herrscht jetzt eher weniger Druck als zuvor, würde ich sagen. Im letzten Jahr hatte ich persönlich deutlich mehr davon. Zumindest habe ich mir den selber gemacht. Jetzt, wo ich weiß, was in den nächsten neun Jahren los ist, brauche ich mir diesen Druck nicht mehr zu machen. Was andere Leute von mir erwarten ist für mich nicht so entscheidend dabei.
Was denkst du über die Entwicklung von Mikhail Sergachev in den vergangenen beiden Jahren?
Er war einfach großartig. Der Typ ist erst 21 Jahre alt und hat schon zwei volle Spielzeiten in der NHL hinter sich. Er ist sehr weit für sein Alter. Er wird sich noch steigern. Ein wirklich toller Kerl, ein großartiger Spieler. Im Training arbeitet er stets hart an sich. Er wird die Klasse eines (Victor) Hedman erreichen können.
Sergei Bobrovsky ist für die nächsten Jahre zu einem direkten Rivalen in eure Division gewechselt. Hat dich das gefreut?
Das wird sicherlich sehr interessant für die Fans, insbesondere für alle Russen. Zwei Torhüter aus Russland, die sich regelmäßig miteinander messen, das ist eine gute Sache. Jeder wird davon profitieren, da bin ich mir sicher. Ich freue mich auf die Duelle gegen ihn. Ich habe ihm auch damals direkt zu seinem Wechsel gratuliert, denn jetzt hat er 365 Tage Sonne im Jahr. Auch er hat sich für mich gefreut, als ich in Tampa unterschrieben habe.

TBL@WSH: Vasilevskiy setzt Klubrekord mit 54 Saves

Es sieht so aus, als wäre die Rivalität der beiden Teams aus Florida jetzt auf einem ganz anderen Niveau. Die Panthers haben sich ja beachtlich verstärkt über den Sommer.
Wie ich schon sagte, jeder sollte davon am Ende profitieren können. Auch für uns werden die Spiele noch aufregender. Das wird ihnen nicht anders gehen, und auch die Fans können sich freuen.
Konntest du dir von Brobrovsky etwas abschauen, als sie euch in der ersten Runde der Playoffs im direkten Duell ausgeschaltet haben?
Nicht wirklich. So genau beobachte ich ihn nicht. Ich habe meinen eigenen Stil, meine eigenen Trainingsroutinen, meine eigene Technik. Ich versuche niemanden einfach zu kopieren. Als ich jünger war, da war (Ben) Bishop ein Vorbild für mich. Aber ich kann nicht sagen, dass ich mir etwas von Sergey abgeschaut hätte. Er hat natürlich toll gespielt gegen uns, das ist gar keine Frage.
Auch andere Teams im Osten haben sich offenbar kräftig verstärkt. New Jersey und die Rangers seien da mal genannt. Erwartest du grundsätzlich noch engere, spannendere Begegnungen in der Conference?
Waren die jemals leicht (lacht)? Wir haben sogar gegen Ottawa zwei Mal verloren im Vorjahr. In der NHL kann jedes Team gegen jede andere Mannschaft gewinnen. Jeder Favorit kann straucheln. Es ist doch gut für diese Teams, wenn sie in euren Augen besser geworden sind. Aber große Namen garantieren noch immer keinen Erfolg. Nichts wird dir in dieser Liga geschenkt. So war das schon immer. Es ist ganz egal, ob dein Gegner einen Kader voller Stars hat, oder ob es vergleichbar durchschnittliche Akteure sind.