Die Winnipeg Jets sind als erstes Team in der 1. Runde der Stanley Cup Playoffs 2023 ausgeschieden. Winnipeg verlor am Donnerstagabend bei den Vegas Golden Knights in der T-Mobile Arena Spiel 5 mit 1:4 und damit auch die Best-of-7-Serie der Western Conference (1:4). NHL.com/de analysiert die Gründe für das Aus der Jets.

Bowness stinksauer: "Ich bin enttäuscht und angewidert"
"Du arbeitest das ganze Jahr hart, um in die Playoffs zu kommen. Wir wollten dort einen Lauf starten. Der Glaube an unser Team war groß. Jetzt ist es nach fünf Spielen schon vorbei. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Wir sind enttäuscht", sagte ein niedergeschmetterter Jets-Stürmer Adam Lowry.
Sein Trainer Rick Bowness schäumte dagegen fast vor Wut: "Ich bin gerade so enttäuscht und angewidert. In dieser Serie hatten wir keinerlei Gegenwehr. Ihre Top-Spieler waren so viel besser als unsere. Wir waren nicht einmal nah dran."
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Beim Blick auf die Statistik schien Einsatzbereitschaft nicht der ausschlaggebende Punkt gewesen zu sein: Winnipeg fuhr die meisten Checks (259 Hits, 48 Checks/Spiel) aller Playoff-Teams und blockte die sechstmeisten Schüsse (92 Blocks, 17 Blocks/Spiel). Auch in Sachen Special Teams waren den Jets gut aufgestellt, hatten mit 41,7 Prozent Erfolgsquote das zweitbeste Powerplay sowie mit 81,3 Prozent das sechstbeste Penalty Killing. Warum also gab es in der Serie gegen Vegas trotzdem nur einen einzigen Sieg zu holen?
Bei der Ursachenforschung spielt die Produktivität in der Offensive eine große Rolle. Winnipeg gab nur 30,8 Schüsse/Spiel ab, was den viertschlechtesten Wert darstellt. Auch gelangen nur 2,8 Tore/Spiel (Rang 10 von 16). Gerade einmal sechs Treffer erzielten die Jets bei Gleichzahl - nur die New Jersey Devils haben hier weniger (vier). Auffällig war auch ein Einbruch im Mitteldrittel, wo die Kanadier mit einer Tordifferenz von -7 (3:10 Tore) den schlechtesten Wert aller teilnehmenden Teams haben.

NSH@WPG: Scheifele trifft aus dem Slot

Die von Bowness angesprochenen Top-Spieler wie Mark Scheifele (1-0-1), Pierre-Luc Dubois (2-2-4), Kyle Connor (3-1-4) oder Blake Wheeler (2-4-6) blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Die Rückkehr von Stürmer Nikolaj Ehlers in Spiel 5 (0-0-0) konnte den Angriff nicht beleben. Auch die Verletzung von Offensivverteidiger Josh Morrissey (drei Spiele, 0-1-1) half da nicht weiter. Top-Scorer war mit Neal Pionk (0-7-7) ein Abwehrspieler. Sinnbildlich dafür stand Spiel 5: Obwohl die Golden Knights ohne die beiden wichtigen Verteidiger Shea Theodore und Brayden McNabb antraten, erzielte Winnipeg nur ein einziges Tor.
"Wir haben einfach in der Offensive zu wenig generiert. Bei 5-gegen-5 haben wir zu wenig kreiert, um zu gewinnen", sagte Verteidiger Brenden Dillon. "Es ist frustrierend. Sie haben ihre Chancen genutzt, wir haben es nicht hinbekommen."
Überraschend war auch, dass Elite-Torwart Connor Hellebuyck (3,44 Gegentore/Spiel, 88,6 Prozent Fangquote) das Goalie-Duell mit Vegas-Torhüter Laurent Brossoit (2,42 Gegentore/Spiel, 91,5 Prozent Fangquote) verlieren würde. Hellebuyck hatte nur in Spiel 1 eine Fangquote von über 90 Prozent und war nicht der Unterschiedsspieler, den sich die Jets erhofft hatten.
"Es muss Gegenwehr geben. Es muss Stolz geben. Man muss sich wehren, wenn es nicht so läuft. Das haben wir nicht getan", polterte ein sichtbar erzürnter Bowness. "Sie haben es verdient, zu gewinnen, denn sie waren schon in der regulären Saison die bessere Mannschaft und auch jetzt in dieser Serie."
Niederreiter steigert sich kontinuierlich - Gawanke in den AHL-Playoffs gefordert
Auch der Schweizer Stürmer Nino Niederreiter, der vor der Trade-Deadline von den Nashville Predators transferiert wurde, konnte das Erstrunden-Aus nicht abwenden. Der 30-Jährige aus Chur erhielt im Schnitt 17:03 Minuten Eiszeit pro Playoff-Spiel, sammelte vier Scorerpunkte (ein Tor, drei Assists) in fünf Partien, teilte mit 23 Checks die drittmeisten in seiner Mannschaft aus und hatte eine Plus-Minus-Bilanz von -7.

VGK@WPG, Sp3: Niederreiter verkürzt für Jets im 3.

In der regulären Saison hatte Niederreiter in Winnipeg eine 6-7-13-Ausbeute aus 22 Spielen. Er konnte seine Punktequote in den Playoffs also von 0,59 auf 0,8 Punkte/Spiel steigern. In Nashville hatte der Flügelangreifer einen Schnitt von 0,5 (56 Spiele, 18-10-28). Niederreiters Vertrag bei den Jets läuft noch ein Jahr bis 2024.
Der deutsche Offensivverteidiger Leon Gawanke kam die ganze Saison nicht in der NHL zum Einsatz. Am heutigen Freitag startet der 23-jährige Berliner mit dem AHL-Farmteam Manitoba Moose in die Calder Cup Playoffs gegen die Milwaukee Admirals. Dabei ist Gawanke ein Schlüsselspieler. Nach 20 Toren und 45 Punkten aus 68 Hauptrunden-Spielen war er der torgefährlichste Abwehrspieler der Moose und wurde zudem zu Manitobas Verteidiger der Saison ausgezeichnet. Nach der Saison läuft Gawankes Vertrag aus.
Perfetti als Speerspitze des Talentepools
Im Sommer dürfte es spannend sein, ob Winnipeg den umworbenen Center Pierre-Luc Dubois, dessen Kontrakt ausläuft, halten kann.
Als aufstrebendes Talent gilt Angreifer Cole Perfetti (22, Draft 2020, 1. Runde, 10. Stelle), der seine erste volle NHL-Saison bei den Jets verbrachte (51 Spiele, 8-22-30). Auch Abwehrspieler Ville Heinola (22, Draft 2019, 1. Runde, 20. Stelle) will sich nun dauerhaft in der NHL etablieren.
Weitere interessante Prospects in der Pipeline sind die Stürmer Brad Lambert (19, Draft 2022, 1. Runde, 30. Stelle), Rutger McGroarty (19, Draft 2022, 1. Runde, 14 Stelle), Nikita Chibrikov (Draft 2021, 2. Runde, 50. Stelle), Chaz Lucius (Draft 2021, 1. Runde, 18. Stelle) und Daniel Torgersson (Draft 2020, 2. Runde, 40. Stelle) und Verteidiger Simon Lundmark (Draft 2019, 2. Runde, 51. Stelle).