Hammond rückt ins Tor der Avalanche
In einer wichtigen Saisonphase muss Colorado auf seinen dritten Torwart zurückgreifen
von Bernd Rösch / NHL.com/de Chefautor
Sie müssen zur Stelle sein, sobald die Vorderleute patzen, sie müssen die Ruhe bewahren, wenn es auf dem Eis turbulent zugeht oder die Emotionen überkochen und sie bringen die Massen in Verzückung, wenn ihnen eine Parade gelingt, bei dem sich jeder Normalsterbliche das Schultergelenk auskugeln würde.
Nicht zu vergessen: Ein guter Torhüter gibt seinen Mitspielern jene Sicherheit, die sie im Angriffsspiel benötigen, um erfolgreich zu sein. Manche riskante Aktion würde ein Stürmer nicht wagen, wenn er sich nicht bewusst wäre, dass im Falle eines Misslingens hinten jemand drinsteht, auf den er sich verlassen kann.
Im Falle der Colorado Avalanche waren die gesamte Saison über Semyon Varlamov (23-16-0; GAA 2,74; Fangquote 91,8 Prozent) und Jonathan Bernier (18-11-0; GAA 2,83; Fangquote 91,3 Prozent) die Endstation des Gegners. Sie teilten sich die Aufgaben im Kasten der Avalanche und leisteten ihren nicht zu unterschätzenden Anteil dazu bei, dass das Team überraschend ein Wörtchen um die Vergabe der Stanley Cup Playoff-Plätze mitredet, nachdem es mit nur 48 Punkten und einer Bilanz von 22-56-4 die vergangene Saison als 14. der Western Conference abgeschlossen hatte.
Das große Saisonziel 'Playoff-Teilnahme' vor Augen, müssen die Avalanche in den wichtigsten Partien des Jahres auf ihre zwei Stammkräfte im Tor verzichten. Bei Bernier hat sich eine Wunde infiziert und Varlamov ist erkrankt, so dass Colorado in die Heimpartie gegen die Philadelphia Flyers mit Andrew Hammond als Starter und mit dem 22-jährigen Rookie Spencer Martin auf der Bank gehen musste.
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Es ist müßig darüber zu spekulieren, ob für sie das Spiel mit einem anderen Schlussmann besser verlaufen wäre, die Avalanche verloren mit 1:2, doch unumstritten verlief die erste Viertelstunde für Hammond alles andere als glücklich, nachdem er von den ersten elf Torschüssen, die es zu halten gab, zwei passieren lassen musste.
Ihm eine Schuld an der Niederlage zu attestieren ist aber keinesfalls angebracht. Über 40 Minuten verblieben den Hausherren zum Geradebiegen, doch es sprang nur ein Treffer von Linksaußen Matt Nieto für sie heraus. Dreimal hatten die Avs sogar Gelegenheit bei Überzahl zum Torerfolg zu kommen. Ausbeute: Null.
Ihr Problem ist nicht die Torhüterposition, Hammond beendete die Partie mit 31 Saves und bewahrte mit einer Glanztat gegen Matt Read zu Beginn des zweiten Durchgangs seine Farben vor einem 3-Tore-Rückstand, sondern die Offensivabteilung.
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In ihren letzten vier Auftritten (1-3-0) gelang ihnen in der regulären Spielzeit jeweils nur ein Tor und von 13 Überzahlsituationen im gleichen Zeitraum schlossen sie nur eine erfolgreich ab (7,7 Prozent). Das ist einfach zu wenig, um im engen Endspurt bei der Vergabe der Playoff-Plätze die Nase vorne zu behalten.
Von ihrer ersten Sturmformation muss mehr kommen. Nathan MacKinnon, Gabriel Landeskog und Mikko Rantanen blieben viermal in Folge punktlos.
Der Rücken wird ihnen schon freigehalten werden, wie auch immer der Mann heißt, der hinten drinsteht, sei es Varlamov, Bernier, Hammond oder Martin.
Obwohl die Avalanche aus den Playoff-Rängen gerutscht sind, haben sie es bei noch fünf ausstehenden Spielen in der eigenen Hand über den Strich zu klettern. Drei ihrer noch verbleibenden Saisonauftritte bestreiten sie gegen direkte Konkurrenten um einen Wildcard-Platz, die jeweils nur einen Punkt mehr auf dem Konto haben, als das Franchise aus Denver.
Im Honda Center der Anaheim Ducks am 1. April, tags darauf bei den Los Angeles Kings und zum Saisonabschluss zuhause gegen die St. Louis Blues müssen jene Punkte zwingend geholt werden, die sie zuletzt verschenkt haben.