Los Angeles Kings - Kevin Fiala

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2025/26 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Die Analyse der Los Angeles Kings

Die Los Angeles Kings gingen mit hohen Erwartungen in die NHL-Saison 2024/25. Ziel war es, ernsthaft um den Stanley Cup mitzuspielen. Obwohl die Saison mit einem erneuten Ausscheiden in der Ersten Runde der Stanley Cup Playoffs vorzeitig endete, gab es beeindruckende Einzelleistungen, vielversprechende Entwicklungen bei jungen Spielern und einige Fragen, die in der laufenden Offseason geklärt werden müssen. Die Teambilanz lautete am Ende der Hauptrunde 48-25-9, was sich nach 82 Einsätzen zu 105 Punkten aufaddierte und Platz zwei in der Pacific Division bedeutete.

Adrian Kempe festigte in der abgelaufenen Spielzeit seinen Status als offensiver Eckpfeiler, Anze Kopitar blieb als Spielmacher unverzichtbar, und Warren Foegele entwickelte sich zu einer unerwarteten Bereicherung. Doch die Schwächen in den Playoffs, in denen es zum Auftakt einmal mehr gegen das starke Team der Edmonton Oilers (2:4 in der Best-of-Seven-Serie) ging, machten deutliche Defizite sichtbar.

EDM@LAK, Sp2: Kempe baut die Führung aus

Die Saison 2024/25 zeigte den Anhängern der Kalifornier mehr denn je sowohl die immense Kampfkraft, die in diesem Team steckt, als auch die Notwendigkeit, tiefgreifende Mängel in einem talentierten, aber unbeständigen Kader zu beheben.

Und doch zog der neue General Manager Ken Holland früh ein zufriedenes Zwischenfazit während der Offseason im Hinblick auf die im Oktober beginnende neue Spielzeit: „Wir befinden uns meiner Meinung nach gerade in einer Phase, in der das Team mit den besten Teams der National Hockey League mithalten kann.“ Dementsprechend sind und bleiben die Ziele in Los Angeles hoch.

Holland ersetzte in der Offseason Rob Blake als GM der Organisation, der acht Spielzeiten lang im Amt war. Mit 1.145 Siegen als GM rangiert Holland auf Platz fünf der NHL-Geschichte. In seinen 21 Jahren als General Manager gewann er drei Stanley Cups mit den Detroit Red Wings (1998, 2002, 2008). Zuletzt war er fünf Spielzeiten lang GM der Oilers, bis sein Vertrag am 1. Juli 2024 auslief.

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Der wohl prominenteste Neuzugang in diesem Sommer war auf Spielerseite Stürmerveteran Corey Perry. Während seiner 14 Spielzeiten bei den Anaheim Ducks galt Perry in den Augen der Kings-Fans als ‚Staatsfeind Nr. 1‘. Nun steht der 40-jährige Störenfried und Kämpfer im Dienst der Kings, nachdem er am 1. Juli einen Einjahresvertrag in Los Angeles unterschrieben hat. Sein Ziel ist es, dem Team zum ersten Mal seit dem Stanley Cup Triumph 2014 zu helfen, die erste Runde der K.o.-Phase zu überstehen.

Perry erzielte in der vergangenen Saison 30 Punkte (19 Tore, elf Assists) in 81 Spielen der regulären Saison sowie 14 Punkte (zehn Tore, vier Assists) in 22 Playoff-Spielen für die Oilers. Er soll künftig die vierte Reihe der Kings verstärken, die in der Sechs-Spiele-Niederlage gegen Edmonton kaum zum Einsatz kam, und im Powerplay Präsenz vor dem Tor zeigen.

Neu verpflichtet wurde auch Angreifer Joel Armia, ebenfalls zur Verstärkung der vierten Reihe. In der vergangenen Saison erzielte er in 81 Spielen für die Montreal Canadiens 29 Punkte (elf Tore, 18 Assists). Der 32-Jährige, der am 1. Juli einen Zweijahresvertrag unterschrieb, soll zudem im Penalty Killing zum Einsatz kommen.

Die Abwehr wurde durch Cody Ceci breiter aufgestellt. Der 31-Jährige unterzeichnete einen Vierjahresvertrag in Los Angeles und wird Teil eines neu formierten dritten Verteidigerpaares sein. In der vergangenen Saison kam er für die Dallas Stars und San Jose Sharks auf insgesamt 24 Punkte (vier Tore, 20 Assists) in 85 Spielen sowie drei Assists in 18 Playoff-Partien.

Ebenfalls neu im Kader ist Defensivspezialist Brian Dumoulin. Der 33-Jährige unterschrieb einen Dreijahresvertrag und soll voraussichtlich an der Seite von Ceci spielen.

Im Tor wurde Anton Forsberg verpflichtet. Er soll Stammkraft Darcy Kuemper als Ersatztorwart unterstützen. Der 32-Jährige kam in der vergangenen Saison für die Ottawa Senators in 30 Spielen (27 Starts) auf eine Bilanz von 11–12–3 bei einem Gegentorschnitt von 2,72, einer Fangquote von 90,1 Prozent und drei Shutouts.

Auf der Gegenseite verließ unter anderem Verteidiger Vladislav Gavrikov das Team in Richtung New York Rangers. Auch Jordan Spence hat die Kings verlassen. Torhüter David Rittich unterzeichnete am 1. Juli einen Einjahresvertrag bei den New York Islanders. In der vergangenen Saison kam er in 34 Spielen (31 Starts) auf eine Bilanz von 16–14–2, einen Gegentorschnitt von 2,84 und eine Fangquote von 88,7 Prozent. Stürmer Tanner Jeannot wechselte als Free Agent zu den Boston Bruins.

Schlüsselspieler

Kempe dominierte offensiv und führte die Kings in den Kategorien Tore (35), Punkte (73) und Powerplay-Tore (7) an. Seine Leistung blieb konstant und unterstrich seine Rolle als zuverlässiger Torschütze des Teams. Über die reinen Statistiken hinaus war Kempe in Drucksituationen entscheidend – fünf Siegtore in der regulären Saison sprechen für sich. Auch in den Playoffs erzielte er starke Zahlen: vier Tore und sechs Assists in sechs Spielen. Damit bewies er erneut seine Fähigkeit, in der Intensität der K.o.-Runde zu bestehen.

Der Schweizer Kevin Fiala erreichte ebenfalls 35 Tore in der regulären Saison, doch seine Defensivschwächen (–7 Rating) lassen noch einiges an Verbesserungspotenzial im Zwei-Wege-Spiel erkennen. Zusammen bildeten Kempe und Fiala das Rückgrat der Offensive, die im Schnitt 3,04 Tore pro Spiel erzielte.

Sieh dir die besten Tore von Fiala in der regulären Saison an

Kapitän Anze Kopitar untermauerte seinen Wert als Spielmacher und Führungspersönlichkeit. Mit 46 Assists war er in dieser Kategorie teamintern führend. Sein konstantes Zwei-Wege-Spiel (+14 in der regulären Saison) blieb unverzichtbar – auch wenn ein deutlicher Einbruch der Teamverteidigung in den Playoffs Fragen zur Tiefe und Defensivstruktur aufwarf.

Eine der positivsten Geschichten war der Durchbruch von Warren Foegele. Mit 24 Toren, 22 Assists und einem bemerkenswerten +36-Rating brachte er Tiefe in die Offensive und Stabilität in die gesamte Mannschaft. Dank seiner defensiven Verantwortung war er auf beiden Seiten des Eises effektiv.

In der Verteidigung ragten Vladislav Gavrikov und Brandt Clarke heraus. Gavrikov kam auf 23:05 Minuten Eiszeit pro Spiel und ein starkes +26-Rating. Clarke fand sich schnell in einer wichtigen Rolle zurecht und war mit 33 Punkten bester Verteidiger der Kings. Drew Doughty blieb als Veteran vor allem in den Playoffs mit über 27 Minuten Eiszeit pro Spiel ein wichtiger Faktor.

Spieler aus dem DACH-Raum

Der Schweizer Fiala beeindruckte als einer der wichtigsten Offensivspieler der Kings. Der 28-jährige Schweizer legte mit 35 Toren das beste Karrierejahr seiner NHL-Zeit hin und teilte sich die teaminterne Torjägerkrone mit Kempe. Mit zusätzlich 25 Assists kam Fiala auf 60 Scorerpunkte – hinter Kempe (73) und Kopitar (67) der drittbeste Wert im Team.

Besonders im Powerplay war Fiala stark: Mit 14 Überzahltoren war er die gefährlichste Waffe der Kings und erzielte doppelt so viele Treffer wie der zweitbeste PP-Schütze Kempe (7). Mit sechs Game-Winning-Goals rangierte er teamintern auf Platz drei hinter Kopitar und Foegele. Fialas Torinstinkt war in der abgelaufenen Spielzeit so ausgeprägt wie nie zuvor.

Stärken

Die Kings kassierten in der Hauptrunde 2024/25 mit nur 206 Gegentoren die zweitwenigsten der Liga – lediglich die Winnipeg Jets (191) waren defensiv noch stabiler. Mit 31 Heimsiegen war Los Angeles (gemeinsam mit Carolina) zudem das vor den eigenen Fans siegreichste Team der Liga.

Verbesserungspotenziale

Trotz positiver Entwicklungen im Offensivspiel traten bei den Kings in den entscheidenden Begegnungen erhebliche Probleme zwischen den Pfosten auf. Darcy Kuemper lieferte in der regulären Saison mit 31 Siegen, einem Gegentorschnitt von 2,02 und einer Fangquote von 92,2 Prozent zwar starke Zahlen, doch in den Playoffs offenbarte sich seine Anfälligkeit – insbesondere gegen Leon Draisaitl und die Oilers. Sein GAA stieg hier auf 3,74, die Fangquote sank auf enttäuschende 88,9 Prozent. Backup Rittich zeigte während der Saison ebenfalls Schwächen (88,7 % Fangquote), sodass klar wurde: Im Tor braucht es mehr Stabilität.

SEA@LAK: Kuemper kratzt den Puck spektakulär mit dem Schläger von der Linie

Auch die Special Teams waren phasenweise ein Schwachpunkt. Die Powerplay-Quote von 17,9 Prozent bedeutete nur Rang 27 ligaweit. Zwar lief es in den Playoffs mit acht Powerplay-Treffern in sechs Spielen etwas besser, doch die generelle Ineffizienz deutet auf strukturelle Probleme hin. Umgekehrt war das Penalty Killing mit 81,4 Prozent in der regulären Saison stark (Platz 8), versagte jedoch gegen das dynamische Oilers-Powerplay und wurde damit zum entscheidenden Nachteil.

Vielversprechende Talente

Große Hoffnungen ruhen auf Liam Greentree. Der Erstrundenpick (Nr. 26 im NHL Draft 2024) wird im Trainingslager um einen Stammplatz kämpfen. Für Windsor in der OHL erzielte der 19-Jährige 119 Punkte (49 Tore, 70 Assists) in 64 Spielen – ligaweit Platz drei in Punkten, Platz vier bei den Toren.

Auch Torhüter Erik Portillo machte mit einem starken Debüt auf sich aufmerksam. Beim 2:1-Sieg gegen die Anaheim Ducks am 29. November parierte er 28 Schüsse. Der 24-Jährige könnte bei Verletzungen von Kuemper oder Forsberg eine größere Rolle übernehmen.

Playoff-Chancen

Mit Kempe, Kopitar und zahlreichen aufstrebenden Talenten an der Spitze verfügen die Kings über großes Potenzial. Eine bloße Playoff-Teilnahme reicht in Los Angeles aber nicht mehr aus – der nächste Schritt ist Pflicht. Die Kings stehen an der Schwelle zum Durchbruch, doch der Grat zwischen Cup-Attacke und erneutem Enttäuschungsaus bleibt schmal. Die kommende Saison wird zeigen, ob der Kader endlich den ersehnten Durchbruch schafft – oder den Kreislauf aus Hoffnung und Ernüchterung fortsetzt.

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