Als Akira Schmid zum ersten Mal im Trikot der Vegas Golden Knights in Newark einlief, wartete ein Abend voller Emotionen auf ihn. Der ehemalige Devils-Torhüter parierte alle 24 Schüsse beim 3:0-Erfolg und sicherte sich seinen zweiten Shutout der Saison und den dritten in seiner NHL-Karriere. „Er wirkte nicht nervös, er hatte es den ganzen Abend unter Kontrolle“, befand Vegas-Trainer Bruce Cassidy und traf damit den Kern eines Auftritts, der für Schmid mehr war als nur zwei Punkte.

Der Goalie selbst gab zu, dass die Anspannung vor dem Spiel höher war als sonst. „Vielleicht war ich ein bisschen nervöser als in anderen Spielen, aber sobald du im Match bist, geht das meistens schnell weg“, erklärte Schmid. Spätestens als Shea Theodore 13 Sekunden vor der ersten Pause zum 1:0 traf, kippte die Partie endgültig zu seinen Gunsten. Aus der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte wurde eine Bühne, auf der Schmid seine Geschichte neu schrieb.

Vom Playoff-Held zum Trade-Baustein

Sein Weg dorthin begann in New Jersey. Über drei Spielzeiten absolvierte Schmid 43 Partien für die Devils, kam auf 14 Siege, 18 Niederlagen und drei Overtime-Pleiten bei einem Gegentorschnitt von 2,90 und einer Fangquote von 89,9 Prozent. Sein größter Moment blieb das Spiel 7 der ersten Runde 2023, als er die New York Rangers mit einem Shutout aus den Playoffs warf und New Jersey damit die erste gewonnene Serie seit mehr als einem Jahrzehnt bescherte.

Die Entwicklung verlief trotzdem nicht linear. Trotz des Playoff-Glanzes wurde Schmid nicht zur klaren langfristigen Nummer eins aufgebaut. Im Sommer 2024 wurde er zusammen mit Alexander Holtz zu den Golden Knights getradet, im Gegenzug kamen Paul Cotter und ein Drittrundenpick, aus dem Mason Moe wurde, nach Newark. Aus dem Playoff-Hoffnungsträger der Devils wurde ein Baustein in einem größeren Paket und die Frage, was aus seinem Potenzial werden würde, verlagerte sich nach Nevada.

VGK@NJD: Schmid bezwingt sein Ex-Team mit Shutout

Angekommen in Vegas

Die Antwort fällt bislang deutlich aus. Schmid steht in dieser Saison bei einer Bilanz von 10-2-4, hat in zehn seiner vergangenen elf Starts gepunktet und kommt auf einen Gegentorschnitt von 2,35 sowie eine Fangquote von 90,3 Prozent. Nur Jesper Wallstedt von den Minnesota Wild verzeichnete mit bislang vier Zu-Null-Spielen mehr Shutouts als Schmid, der sich in dieser Saison bereits zweimal in die Liste eintrug.

Im Team ist die Wahrnehmung klar. „Er hat ein paar massive Saves für uns gemacht, gerade im zweiten Drittel, als sie uns unter Druck gesetzt haben“, resümierte Mitch Marner. Cassidy lobte vor allem die Gelassenheit seines Goalies: „Er wurde ein-, zweimal etwas angerempelt, aber ansonsten stand er zwischen seinen Pfosten sehr sauber und spielte den Puck, wenn es nötig war.“ Schmid selbst blickte nach dem zehnten Saisonsieg sofort nach vorne: Er habe gar nicht gewusst, dass es ein Karrierebestwert sei und wolle „darauf aufbauen, es ist ja erst Dezember“.

Spezialteams und Struktur als Vegas-Vorteil

Dass der Abend in Newark so klar zu Ende ging, lag nicht nur am Torwart. Die Golden Knights spielten ein strukturiertes Auswärtsspiel, blieben in Unterzahl fehlerfrei und nutzten beide Powerplays im Schlussdrittel. Tomas Hertl lenkte einen Schuss zum 2:0 ins Netz, Ivan Barbashev staubte kurz vor Schluss zum 3:0 ab. „Der Aufbau im Powerplay war gut, die Puckbewegung auch“, blickte Marner auf die Gründe. „Am Ende sind es einfach Schüsse mit einem Abfälscher oder einem Rebound, aber beide haben das stark gemacht.“

Defensiv knüpfte Vegas an die Auftritte der letzten Spiele an. Nach einer Serie von vier Partien ohne Sieg (0-2-2) holten die Golden Knights nun ihren dritten Erfolg hintereinander. Im dritten Drittel nahmen sie Tempo aus dem Spiel, ließen kaum gefährliche Chancen zu und stellten Schmid das Gerüst, das ein Torhüter für einen Shutout braucht. „An den Spezialteams siehst du oft den Unterschied in so einem Spiel“, sagte Cassidy. „Heute haben wir das sauber auf unsere Seite gezogen.“

VGK@NJD: Hertl trifft per abgefälschtem Schuss im Powerplay

Devils vor leeren Regalen im Angriff

Auf der anderen Seite setzte sich ein bedenklicher Trend fort. Die Devils verloren nicht nur zum vierten Mal in Folge zu Hause, sie blieben, wie schon beim 0:3 gegen die Dallas Stars, ohne Tor. Erstmals seit Dezember 2008 wurden sie in zwei aufeinanderfolgenden Heimspielen zu null gehalten. In den vergangenen zehn Partien steht New Jersey nur bei einer 3-7-0-Bilanz, nachdem das Team Ende November noch die Metropolitan Division angeführt hatte.

Dabei gab es in diesem Spiel einen kurzen Moment der Hoffnung. Nico Hischier traf im ersten Drittel vermeintlich zum 1:0, doch die Golden Knights gewannen die Coaches Challenge, weil Timo Meier die blaue Linie vor dem Puck überquert hatte.

Die Szene wirkte wie ein Stich in einen ohnehin angeschlagenen Angriff. „Es ist gerade frustrierend“, grübelte Torhüter Jacob Markstrom, der 22 Schüsse hielt. Auf die Frage, ob er einen der Gegentreffer hätte halten müssen, antwortete er trocken: „Alle.“ Hischier betonte, man brauche „alle an Bord“, müsse wieder eine Basis finden und vor allem Wege, Tore zu erzielen. Coach Sheldon Keefe sah, wie die fehlende Effizienz auf die Bank durchschlug.

Zwei Wege, die sich kreuzen

So wurde Schmids Auftritt zum Symbol zweier gegenläufiger Entwicklungen. Vegas nutzte die Chance, nach der Schwächephase wieder Stabilität aufzubauen, und punktete zum achten Mal in Folge in New Jersey. Die einzige Mannschaft, gegen die die Golden Knights eine noch längere aktive Serie haben, sind die San Jose Sharks.

New Jersey dagegen rutschte weiter ab. Ohne Jack Hughes, der nach einer Fingeroperation bis zu zwei Monate fehlt, erzielen die Devils im Schnitt nur noch 2,18 Tore pro Spiel und gehören damit zu den schwächsten Offensiven der Liga. Vor seiner Verletzung lag der Wert noch bei 3,35 Toren pro Partie und damit im oberen Drittel der NHL. Während New Jersey nach Antworten sucht, hat Schmid die seine vorerst gefunden. Der Shutout gegen sein früheres Team markierte einen lauten Zwischenruf in seiner jungen Karriere und zeigte, dass er in Vegas längst mehr ist als nur ein Trade-Baustein.

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