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DETROIT -- Als die Detroit Red Wings verkündeten, dass Henrik Zetterberg ihr Kapitän werden würde, warteten sie den richtigen Moment ab. Im Januar 2013 versammelten sie die gesamte Organisation im Trainingslager, damit es auch jeder mitbekommt. Es ging weniger um die Neuigkeit selbst, als um ihre Kontinuität und Kultur.

Zetterberg übernahm das Kapitänsamt von Nicklas Lidstrom, "The Perfect Human", der es von Steve Yzerman, "The Captain" übernahm, der wiederum auf die Legenden Sid Abel, Red Kelly, Ted Lindsay, Gordie Howe und Alex Delvecchio folgte.
"Mehr als alles andere", sagte Zetterberg. "Das ist die größte Verantwortung."
Und eine große Aufgabe. Die Stanley Cup Playoffsserie der Red Wings war bereits 21 Saisons alt. Wie lange könnte sie noch anhalten? Wie könnte Zetterberg die Tradition fortführen?
Jetzt sind über vier Jahre vergangen. Die Serie wird letztendlich nach 25 Jahren enden. Die Red Wings stehen auf dem 15. Platz der Eastern Conference und sind schon vor ihrem Spiel gegen die Minnesota Wild am Sonntag ausgeschieden. Aber das liegt nicht an Zetterberg. Er hat alles ihm Mögliche getan, um die Tradition in schweren Zeiten aufrecht zu halten.

Zetterberg schoss am Freitag bei der 2-1 Niederlage gegen die Tampa Bay Lightning sein 325. Tor in der NHL und zog an Norm Ullman vorbei auf den sechsten Rang der ewigen Bestenliste der Red Wings. Er liegt hinter Howe (786), Yzerman (692), Delvecchio (456), Sergei Fedorov (400) und Lindsay (335).
Zetterberg sammelte 61 Punkte, 22 mehr als jeder seiner Teamkammeraden. Niemand in der NHL führt sein Team mit größerem Abstand an. Er schaffte es bei den Red Wings, die das zweitschlechteste Powerplay der Liga haben. Mit 50 Punkten liegt er auf dem siebten Platz der NHL bei 5-gegen-5. Er liegt bei Plus-15 in einem Team, das eine Minus-34 Tordifferenz hat.
"Er hatte ein grandioses Jahr und ich denke, das spricht für seinen Willen, seine Leidenschaft für das Spiel und seinen Stolz auf das Team", erklärte Red Wings General Manager Ken Holland. "Er geht kämpfend unter."
Zetterberg hat jeden Grund, sich jetzt zurückzunehmen. Er hatte eine Rückenoperation in 2014. Er brach gegen Ende der vergangenen Saison ein und erzielte in den letzten 24 Hauptrundenspielen neun Punkte (ein Tor, acht Assists) und eine Minus-18 Bilanz. In fünf Playoffspielen gelang ihm ein Tor. Wegen einer Knieverletzung konnte er Team Schweden beim World Cup of Hockey 2016 nicht als Kapitän anführen.
Das Spiel wird schneller und jünger; Zetterberg war nie der schnellste und ist 36 Jahre alt. Zu Saisonbeginn plante Coach Jeff Blashill die Eiszeit von Zetterberg zu reduzieren. Er stellte ihn auf der Außenbahn auf, damit er nicht so viel laufen muss.
Doch nach zwei Spielen zog Blashil Zetterberg zurück in die Mitte und mit dem Verlauf der Saison wurden Zetterberg schwere Minuten gegen die Topreihen der Gegner abverlangt. Wen auch immer Blashill an seine Seite stellte, er machte ihn besser.
"Diese Wettbewerbsfähigkeit unterscheidet ihn von jedem anderen", sagte Blashill. "Er hat einfach diesen unbändigen Willen, großartig zu sein."
Er ist ein Kerl, der beim NHL Draft 1999 in der siebten Runde (Nr. 210) ausgewählt wurde und erst 2002 im Alter von 22 Jahren aus seinem Heimatland Schweden kam. Er wurde einer der besten Zweiwegecenter des Spiels, gewann die Conn Smythe Trophy als die Red Wings in 2008 den Stanley Cup holten und spielte auch im folgenden Jahr genauso gut, als sie nur ein Spiel an der Titelverteidigung scheiterten.

Geschwindigkeit ist wichtig, aber Stärke und ein Spielsinn sind das auch. Zetterberg ist unglaublich stark und schwer vom Puck zu trennen. Er fliegt nicht quer über das Eis und fokussiert sich nicht auf das was er nicht kann, sondern das was er kann.
"Es geht mehr darum, die richtigen Orte zu finden und die Geschwindigkeit der Mitspieler zu finden. Wenn sie einfliegen, dann kann ich sie innerhalb von Sekunden erreichen", sagte Zetterberg mit einem Lachen. "Es wurde in letzter Zeit viel darüber geredet, dass ein Center Geschwindigkeit braucht und über das Eis fliegen muss. In meinen Augen, ist es der Center, der die Geschwindigkeit kontrolliert."
Red Wings Center Dylan Larkin verglich Zetterberg mit Andrea Pirlo, dem italienischen Fußballspieler, der "das Spiel einfach langsam macht und den perfekten Pass an seine Nebenleute schickt". Er ist ein General. Er diktiert das Spiel.
Zetterberg ist auch in der Defensive sehr verlässlich.
"Er ist wirklich einverstanden damit, wenn 59 Minuten des Spiels nichts passiert", sagte Larkin. "Er sagt immer, 'sei geduldig. Sei geduldig. Warte auf deine Chance in diesem einen Wechsel, in dem du durchbrechen kannst.' Das ist seine Disziplin. So denkt er. Es ist großartig."
Verärgert über die Art und Weise, wie die vergangenen Saison endete, wollte Zetterberg in dieser Spielzeit konstanter sein. Er veränderte sein Training um mehr Energie zu haben. Er verzichtete auf den World Cup und konnte deshalb gesund in die Saison starten. Er fühlte sich physisch fit - relativ zumindest. Zetterberg erzählte, dass er und Verteidiger Niklas Kronwall, der auch 36 ist, jeden Tag über die jungen Spieler scherzen, wie frisch sie jeden Morgen aussehen.
"Kronner und ich schauen uns an und wundern uns, wie wir das da draußen auf dem Eis hinkriegen", scherzte Zetterberg.

Das ganze Jahr insistierte Zetterberg, dass die Red Wings nicht ihre Serie am Laufen haben wollen, sondern um den Cup mitspielen möchten. Sie wollen beweisen, dass sie ein gutes Team sind, wenn sie ihr Potenzial ausschöpfen. Sie können das Ruder rumreisen. Wenn nicht in dieser, dann in nächster Saison. Er ist den jungen Spielern ein Vorbild, wie es Yzerman und Lidstrom einst für ihn waren.
"Wenn du älter wirst, realisierst du, dass das Ende naht", sagte Zetterberg. "Du willst das Beste aus jedem Tag raushilen. Es ist ein besonderer Ort und für diesen Club so lange zu spielen ist großartig. Du willst es am Laufen halten und du willst dich dabei gut schlagen."