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An jedem Tag zwischen dem 2. Dezember und dem 1. Januar veröffentlicht NHL.com/de den Wunschzettel eines der 31 NHL-Teams im Hinblick auf die kommende Saison. Was ist nötig, damit die kommende Spielzeit für den jeweiligen Klub möglichst erfolgreich verläuft.
Heute die Wünsche der Philadelphia Flyers.

Am 5. September war der Traum der Philadelphia Flyers vom ersten Titelgewinn seit 45 Jahren ausgeträumt. Platzen ließen ihn vor allem Thomas Greiss und Scott Mayfield in Spiel 7 der Zweitrundenserie gegen die New York Islanders. Der deutsche Schlussmann hielt mit 16 Paraden seinen Kasten sauber und Mayfield schoss mit seinem ersten Tor in der Postseason 2020 die Islanders auf die Siegerstraße. Mayfields Treffer in der zehnten Spielminute zeigte Wirkung, wie Flyers Coach Alain Vigneault im Rückblick auf die Begegnung attestierte.
"Mir hat gefallen, wie wir das Spiel begonnen haben. In den ersten sechs Spielminuten waren wir auf Zack, wir hatten starke Spielzüge und wir haben in ihrem Drittel gespielt. Nachdem sie das erste Tor geschossen hatten, hatten wir einfach nicht mehr den gleichen Schwung. Das war sehr enttäuschend für unsere ganze Gruppe", sagte Philadelphias Trainer Alain Vigneault.
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Der Stachel saß besonders tief, da die Flyers als viertbestes Team der Eastern Conference, noch vor dem Erzrivalen aus Pittsburgh, in die Stanley Cup Qualifikation eingezogen waren und die Round Robin der Top 4 ungeschlagen mit 11:3-Toren als Tabellenerster abgeschlossen hatten. Des Weiteren rangen die Flyers in der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs die Montreal Canadiens mit 4:2-Siegen nieder. Seit der Saison 2010/11 hatten die Flyers nicht mehr eine solch starke Mannschaft ins Rennen um den Stanley Cup geschickt.
In der Saison 2020/21 würden die Flyers gerne noch einen Zahn zulegen. Damit ihnen das gelingt, sollten folgende Wünsche in Erfüllung gehen.
Hart überzeugt ebenso auf fremden Eis
Im Wells Fargo Center fühlt sich Philadelphias Schlussmann Carter Hart pudelwohl wie im heimischen Wohnzimmer. Mit ihm im Kasten gewannen die Flyers in 2019/20 20 von 25 Heimpartien und verloren nur drei Spiele in der regulären Spielzeit. Harts Heimbilanz von 20-3-2 mit einer Punktegewinnquote von 84,0 Prozent ist die beste eines Torhüters der Flyers seit Pelle Lindbergh in der Saison 1984/85 (23-3-4; 86,2 Prozent).
Eine Franchise-Bestmarke stellte Hart mit seiner Heim-Fangquote von 94,3 Prozent auf. Unter den Flyers-Goalies, die mindestens in 20 Heimspielen einer Saison auf dem Eis standen, hatte seit 1967/68 kein Geringerer als Bernie Parent mit 93,8 Prozent den Bestwert inne. Überragend ist auch Harts Heim-Gegentrefferschnitt von 1,63. Diesen konnten in der Historie der Flyers nur zwei Stammtorhüter unterbieten: Roman Cechmanek (2002/03: GAA 1,59; 14-8-6) und Parent (1974/75: GAA 1,40; 27-6-2).
In der Fremde lief es dagegen für Hart weniger gut: Von 18 Einsätzen, 15 als Starter, gewann er mit einer Fangquote von 85,7 Prozent und einer GAA von 3,81 lediglich vier (4-10-1). Steigert sich der 22-Jährige auswärts, sind die Flyers ein Anwärter auf den ersten Platz in der East Division.

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Philadelphias Powerplay zündet
Zu einem Spitzenteam gehören effektive Special Teams, gerade dann, wenn es darauf ankommt. Im Schlussklassement der regulären Saison standen die Flyers mit ihrer Penalty-Killing-Quote von 81,8 Prozent (Platz 11) und ihre Powerplay-Quote von 20,8 Prozent (Platz 14) im Liga-Mittelfeld, doch in der Postseason konnten sie nicht mehr an diese Werte anknüpfen.
Vor allem im Überzahlspiel offenbarte die Vigneault-Truppe große Schwächen. Ihre Powerplay-Effektivität von 7,7 Prozent war vor den New York Rangers die zweitschlechteste unter den 24 Postseason-Teilnehmern. Beim Zweitrunden-Aus ließen die Flyers 13 Überzahlsituation torlos verstreichen (0-13) und fingen sich vier Powerplaytore der Islanders ein (4-21). Seit 2014/15 (23,4 Prozent; Platz 3) sind die Flyers nicht mehr unter den besten zehn Powerplay-Teams zu finden, das soll sich ändern.
Patrick und Lindblom kehren genesen zurück
Philadelphias Youngsters Nolan Patrick, 22, und Oskar Lindblom, 24, blicken auf ein schwieriges Jahr 2019/20 zurück. Bei Lindblom wurde im Dezember eine Form von Knochenkrebs diagnostiziert und Patrick leidet an einer Migräne-Erkrankung.
Sein letztes Spiel für die Flyers bestritt Patrick am 2. April 2019 in Dallas, wo er mit einem Assist seinen 31. Saisonpunkt (13 Tore, 17 Assists) erzielte und damit seine Ausbeute von 30 Punkten (13 Tore, 17 Assists) in seiner Rookie-Saison 2017/18 überbot. In Philadelphia hält man große Stücke auf den jungen Center, den sie beim NHL Draft 2017 in der ersten Runde an insgesamt zweiter Stelle gezogen haben. Er wäre ein wichtiger Mann für ihre zweite Sturmformation, wodurch sich ihnen weitere Optionen bei der Zusammenstellung ihrer Angriffsreihen ergeben würden.
Lindblom war mit 18 Punkten (11 Tore, 7 Assists) in 30 Spielen bis zum 7. Dezember auf dem besten Weg 2019/20 eine persönliche NHL-Bestmarke aufzustellen. Dann ereilte ihm die schreckliche Diagnose Ewing-Sarkom. Nach erfolgreicher Behandlung kehrte der schwedische Flügelstürmer in den Playoffs 2020 für Spiel 6 und 7 gegen die Islanders wieder zurück. In den zwei Partien blieb er noch punktlos, doch die Flyers bauen darauf, dass er wieder zu seiner alten Torgefährlichkeit zurückfindet.

Team ist weiter zusammengewachsen
Die Flyers haben ihren Kader weitestgehend zusammengehalten. Ihr Übungsleiter wird 2020/21 erneut Vigneault heißen, der am 15. April 2019 das Amt übernommen hat. Die Spieler dürften ihre Mannschaftskollegen und das von ihrem Trainer georderte Spielsystem zur Genüge kennen.
Männer wie Claude Giroux, Sean Couturier oder Michael Raffl sind mit den Flyers schon durch dick und dünn gegangen. Sie haben miteinander bereits Höhen und Tiefen erlebt. Das schweißt zusammen. Neuankömmlinge werden umgehend integriert und jeder Akteur stellt seine persönlichen Bedürfnisse hinten an. Nur gemeinsam, an einem Strang ziehend, kann es ihnen gelingen Klub-Geschichte zu schreiben wie einst 1975.

Starke Defensive trotz Niskanen-Verlust
Mit der Verpflichtung des erfahrenen Matt Niskanen im Sommer 2019 war den Flyers ein Glücksgriff gelungen. Der 34-jährige Routinier für die Defensive bildete zusammen mit Ivan Provorov ihr erstes Verteidigerpaar. Und er lieferte auch in der Offensive. 33 Scorerpunkte (8 Tore, 25 Assists) wurden für Niskanen notiert, womit er nach Provorov der zweitbeste Verteidiger in Reihen der Flyers war.
In 2020/21 müssen die Flyers auf Niskanens Dienste verzichten, denn der 34-Jährige erklärte sein Karriereende. Andere werden in die Bresche springen, denn in der Tiefe ist Philadelphia auf dieser Position ganz gut besetzt. Als Kandidaten zählen hauptsächlich der 23-jährige Rechtsschütze Philippe Myers und der 24 Jahre junge Travis Sanheim. Beide stehen am Anfang ihrer NHL-Laufbahn und haben noch lange nicht ihren Leistungszenit erreicht.