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NHL.com/de hat sich kürzlich mit einigen der besten Spieler aus der NHL getroffen und sie befragt, um einen Einblick in ein breites Themenspektrum zu bekommen.
In dieser Ausgabe John Tavares über die hohen Erwartungen in Toronto:

Als die Toronto Maple Leafs am 2. Mai 1967 den letzten ihrer 13 Stanley Cup Gewinne feierten, stand das Beatles'-Album "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" kurz vor seiner Veröffentlichung, Nancy & Frank Sinatra eroberten in Kanada Platz eins in den Music Charts mit dem Titel 'Somethin' Stupid' und die Mondlandung von Apollo 11 sollte noch zwei weitere Jahre auf sich warten lassen. Die Fans der Maple Leafs sehnen sich seit über einem halben Jahrhundert nach einem weiteren Titelgewinn ihres Teams, so lange wie keine anderen Anhänger der 31 Franchisenehmer.
Wer möge es verdenken, dass die Erwartungen in der eishockeyverrückten kanadischen Metropole in den Himmel wuchsen, als die Maple Leafs am 1. Juli 2018 die Verpflichtung von John Tavares, einem Topstar der Liga, bekanntgaben.

OTT@TOR: Produktives Preseason-Debüt von Tavares

Der 28-jährige Center und ehemalige Teamkapitän der New York Islanders war sich durchaus der Tragweite seiner Wahl bewusst, als er den 7-Jahres-Vertrag über 77 Millionen Dollar bei dem Traditionsteam unterschrieb.
"Es war eine schwere, eine lebensverändernde Entscheidung. Ich habe diesen Sommer auch geheiratet, also befand ich mich wirklich an einer Weggabelung und wusste, dass dies eine für mich sehr seltene Gelegenheit sein könnte, die ich vielleicht nie wieder in meinem Leben bekommen würde. Es war auch eine schwierige Entscheidung, da ich es sehr genossen habe, bei den Islanders zu sein, für sie zu spielen. Andererseits habe ich mich gerne so entschieden, denn ich habe das Gefühl, dass es für mich das Richtige war und ich freue mich auf die bevorstehende Herausforderung", erzählte Tavares NHL.com/de.
Der Druck auf die Maple Leafs ist durch die Neuverpflichtung noch einmal enorm gewachsen, nachdem sie bereits in den vergangenen zwei Spielzeiten mit ihrem offensiv ausgelegten Spielstil, die Massen in der größten Stadt Kanadas begeisterten. Zweimal in Folge qualifizierten sich die Maple Leafs für die Stanley Cup Playoffs. Nun werden sie von vielen Spielern sogar als heißer Kandidat auf den Stanley Cup gehandelt. Tavares bestreitet, dass er sich aus diesem Grund für Toronto entschieden habe.

BUF@TOR: Tavares macht erstes Tor zu Hause

"Ich bin gekommen, um mir selbst zu bestätigen, dass die Entscheidung richtig war, weil ich daran geglaubt und das Gefühl habe, dass es die richtige Wahl für mich ist. Klar wusste jeder, wie die Dinge in Toronto gelaufen waren, dass dort etwas Gutes aufgebaut wurde. Für uns ist es noch ein langer Weg.... Wir haben viele Hürden zu überwinden, viele Herausforderungen vor uns. Das Ziel ist natürlich den Stanley Cup zu gewinnen. Das ist es doch, wofür man jedes Jahr spielt und man nimmt kein Jahr als selbstverständlich hin, also will man keine Gelegenheit verpassen. Was auch immer andere sagen, man versucht an seinem eigenen Prozess festzuhalten und daran, wie wir intern besser werden können, um dorthin zu gelangen, wo wir jeden Tag hinwollen. Es ist einfach, das große Ganze im Auge zu haben, doch wenn man die Reise dorthin genießen will, dann muss man die kleinen Schritte genießen, die hierzu notwendig sind. Das gibt einem bessere Erfolgschancen."
Tavares ist in der knapp 30 Kilometer westlich von Torontos Zentrum gelegenen Stadt Mississauga geboren und mit der Vision aufgewachsen als Maple Leaf den Cup zu gewinnen.

"Schon als fünf-, sechs-, siebenjähriges Kind spürte ich, dass es etwas Besonderes sein würde. Sie sind ein Original Six Franchise mit einer langen Historie. Ich komme ja aus der Gegend, wuchs hier auf, begann hier Eishockey zu spielen und lernte das Spiel zu lieben. Man kann es sich schon vorstellen den Cup zu gewinnen], aber ich glaube nicht, dass man jemals wirklich wissen kann, wie es tatsächlich sein wird, bis man hoffentlich die Gelegenheit bekommt, es selbst zu erleben."
Als Torontos großer Hoffnungsträger durch die Stadt zu laufen, dürfte ihm nicht so leichtfallen, doch Tavares möchte dadurch nicht seine Lebensweise ändern.
"Ich verhalte mich so, wie ich mich zuvor auch verhalten habe. Ich wollte nicht diese Entscheidung treffen und anschließend nicht mehr ich selbst sein. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, wie das Leben abseits des Eises aussehen würde, und ehrlich gesagt, das Einzige, was sich wirklich geändert hat, ist die höhere Aufmerksamkeit, wenn ich auf dem Eis stehe. Ich war schon immer ein Typ, der nicht im Mittelpunkt stand, also mache ich einfach mein Zeug. Wenn die Leute mich erkennen, ob im Supermarkt oder beim Spazierengehen, dann sind sie immer sehr respektvoll gewesen, das war so als ich auf Long Island gespielt habe und es ist auch hier so, seit ich wieder zu Hause bin. Ich nehme es nicht als selbstverständlich hin, dass einige zu einem aufblicken. Ich erinnere mich daran, dass ich, als ich jung war, zu vielen großartigen Eishockeyspielern aufblickte. Also fühlt man sich sehr glücklich, wenn einem das dadurch passiert, womit man jeden Tag seinen Lebensunterhalt verdient. Die Leute schauen zu einem auf und schätzen offensichtlich sehr, dass ich nach Toronto zurückgekehrt bin. Ich finde es erstaunlich, in einer Stadt zu spielen, die Eishockey und das Team so sehr liebt wie die Stadt Toronto ihre Maple Leafs.
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Es besteht selbstverständlich auch die Gefahr, dass der 'Retter' Tavares, der nach über einem halben Jahrhundert den Cup nach Toronto bringen soll, stark in die Kritik gerät, sobald es einmal nicht so gut läuft.
Tavares ist sich der Schwere dieser Bürde bewusst: "Ich weiß, dass es klischeehaft klingt, aber das sind eben Dinge, die ich wirklich nicht kontrollieren kann. Ich muss mein Tagesgeschäft erledigen. Ich verstehe, dass die Leute darüber reden werden. Sie sind interessiert, weil sie das Team lieben und sie möchten, dass das Team erfolgreich ist. Das ist es auch wirklich, worauf es ankommt. Soll ich mich sorgen, dass jetzt, wo ich hier bin, die Erwartungen gestiegen sind oder weil jeder glaubt, dass wir jetzt den Cup gewinnen? Ich möchte selbst jedes Jahr den Stanley Cup gewinnen. Es ist eine Reise, es ist ein Prozess und ich will das schaffen. Alles, was ich dazu beitragen kann, ist jeden Tag mein Bestes zu geben, so fleißig wie möglich zu sein, so konzentriert und engagiert und entschlossen wie möglich zu sein. Ich möchte die beste Person sein, die ich sein kann, egal ob gegenüber meinen Teamkollegen in der Kabine, den Menschen um mich herum oder den Fans. Wenn viele Erwartungen in einen gesetzt sind, bedeutet das normalerweise, dass man eine große Chance vor sich hat. So betrachte ich das. Ich sehe es nicht als Last oder als etwas Negatives oder etwas, das mich bedrückt. Schau, was ich täglich für meinen Lebensunterhalt tun kann und wie glücklich ich bin. Also verschwende es nicht, nimm es nicht als selbstverständlich. Genieße jede Sekunde und gib alles, was du hast."
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Ob es Tavares wirklich gelingen wird, schon in diesem Jahr den Maple Leafs die Meisterschaft zu bescheren, steht genauso in den Sternen, wie die Nummer 1 der Billboard Charts im Juni 2019.