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In der Rubrik "Person of Interest" widmet NHL.com/de jeden Dienstag einem Spieler oder einer anderen Persönlichkeit aus der NHL-Familie eine Story abseits des aktuellen Tagesgeschehens.
In dieser Ausgabe: Sven Bärtschi (Vancouver Canucks)

Im Match gegen die Dallas Stars am vergangenen Samstag erlebte Sven Bärtschi einen ganz persönlichen Glücksmoment. Nach einem Fehlpass des Gegners in der neutralen Zone nahm er den Puck auf, setzte sich auf der rechten Seite durch und schlenzte ihn durch die Beine von Stars-Schlussmann Anton Khudobin zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung der Canucks ins Netz. Der Treffer besaß einen hohen Symbolwert für den 26 Jahre alten Schweizer. Es war sein erstes Tor nach der zweiten mehrwöchigen Verletzungspause, die er in der laufenden Spielzeit einlegen musste. Entsprechend groß fiel der Jubel bei Bärtschi, seinen Mitspielern und den Fans in der Rogers Arena aus.
"Es fühlte sich großartig an. Schließlich war es eine Weile her, seit ich das letzte Mal getroffen hatte", sagte der Langenthaler im Anschluss an die Partie. "Ich habe Elias Pettersson auf der anderen Seite stehen sehen und mir gedacht, dass er schon genug Tore geschossen hat. Also habe ich selbst abgezogen", fügte er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu.

DAL@VAN: Baertschi bezwingt Khudobin durch die Beine

Freudige Erlebnisse wie gegen Dallas hatten in den zurückliegenden Monaten eher Seltenheitswert für Bärtschi. Die Saison 2018/19 ist für ihn vielmehr eine lange Leidensgeschichte, die am 28. Oktober in der Begegnung gegen die Vegas Golden Knights ihren Anfang nahm. Nach einem Zusammenprall mit einem gegnerischen Spieler zog er sich eine Gehirnerschütterung zu. Über zwei Monate konnte der Angreifer seiner Arbeit nicht mehr nachgehen.
Kurz vor dem Jahreswechsel kehrte Bärtschi aufs Eis zurück. Alles lief gut, bis zum 2. Februar. Nach der Begegnung bei den Colorado Avalanche ging es ihm miserabel. "Ich wusste zunächst nicht, was die Ursache dafür war. Im Spiel selbst hatte es keinen Zwischenfall gegeben. Die Nacht in Denver war richtig hart. Wir entschieden deshalb, dass es besser für mich ist, nach Vancouver zurückzufliegen und mich eingehend untersuchen zu lassen", schilderte er.
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Zu Hause suchte Bärtschi die Spezialisten auf, die ihm bei der Rekonvaleszenz im Herbst zur Seite standen. "Ich wollte genau wissen, was da vor sich geht. Sie erklärten mir, dass es sich um Nachwirkungen der Gehirnerschütterung handelte. Das fand ich wirklich beängstigend. Ich fühlte mich zwischendurch ja wieder fit und dachte eigentlich, dass ich alles überstanden hatte", berichtete er. Stattdessen folgte die nächste Krankschreibung. Diesmal musste er sieben Wochen aussetzen.
Bärtschi ließ sich von dem Rückschlag nicht entmutigen. "Wenn man weiß, was einem fehlt, hilft einem das. Man kann sich dann voll auf den Heilungsprozess konzentrieren. Ich habe in den vergangenen Wochen viel über meinen Körper gelernt", sagte er.
Es war nicht das erste Mal in seiner Laufbahn, dass ihn eine schwere Verletzung außer Gefecht setzte. In der Saison 2017/18 laborierte er an einem Kieferbruch, die Runde davor machte ihm eine Blessur an der Schulter mächtig Ärger.

CAR@VAN: Bärtschi vollendet den Doppelpass

Dankbar ist Bärtschi, dass ihm die Canucks wiederum alle Zeit gegeben haben, um gesund zu werden. "Die Verantwortlichen haben toll reagiert und mir jede erdenkliche Unterstützung zukommen lassen. Niemand hat mich unter Druck gesetzt", betonte er. "Auch mir war wichtig, dass alles wirklich zu 100 Prozent überstanden ist, bevor ich ein Comeback starte. Wenn man sich noch Sorgen macht, dass man wieder einen heftigen Check abbekommen könnte, macht es keinen Sinn."
In der zweiten März-Hälfte signalisierte Bärtschi grünes Licht für einen Einsatz, nachdem er kurz zuvor wieder voll ins Mannschaftstraining eingestiegen war. "Das Selbstvertrauen war da, um spielen zu können. Also habe ich dem Coach gesagt, dass ich bereit bin."
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Ausgerechnet bei seinen ersten Gehversuchen unter Wettkampfbedingungen erwischten die Canucks jedoch einen rabenschwarzen Tag und gingen vor eigenem Publikum gegen die Columbus Blue Jackets mit 0:5 unter. Bitter für Bärtschi: Bei drei Gegentoren stand er auf dem Spielfeld. Doch spätestens seit dem glanzvollen Auftritt gegen Dallas ist das alles vergessen. Nicht nur wegen seines Tores wurde deutlich, wie wertvoll der Linksaußen für Vancouvers Offensive ist.
Für die Canucks geht es in den verbleibenden Tagen nur noch darum, die Hauptrunde versöhnlich zu Ende zu bringen. Die Stanley Cup Playoffs werden zum vierten Mal hintereinander ohne sie stattfinden. Trotz einer deutlichen Steigerung im Vergleich zum Vorjahr reichte es nicht, um sich in der Western Conference ein Ticket für die Endrunde zu sichern. So bleibt Bärtschi nichts anderes übrig, als in der spielfreien Zeit neue Kräfte zu sammeln, um nächste Saison einen neuen Anlauf zu starten. Sein aktueller Vertrag in Vancouver läuft noch weitere zwei Jahre.