NHL.com/de blickt auf bedeutende deutschsprachige Spieler zurück, die ihre Schlittschuhe für einzelne Franchises geschnürt haben. In dieser Folge die Boston Bruins.

Der erste deutsche Spieler, der sich das Trikot der Boston Bruins überstreifte, war Marco Sturm. Er wechselte am 30. November 2005 als Bestandteil eines Trades von den San Jose Sharks zum Traditionsklub nach Massachusetts. Im Gegenzug sicherten sich die Sharks seinerzeit übrigens die Dienste von Joe Thornton. Doch das sei nur am Rande erwähnt. In Boston knüpfte der Dingolfinger nahtlos an die starken Vorstellungen an, mit denen er zuvor bei den Kaliforniern zum Leistungsträger und Publikumsliebling avancierte. Sturm beendete die Saison 2005/06 mit 59 Scorerpunkten (29 Tore, 30 Assists) und stellte damit einen deutschen NHL-Rekord auf. Seine Bestmarke hatte elf Jahre Bestand. Als Rekordhalter abgelöst wurde er von Leon Draisaitl, der 2016/17 bei den Edmonton Oilers erstmals richtig groß auftrumpfte und die Hauptrunde mit 77 Punkten (29 Tore, 48 Assists) abschloss.
Auch in den folgenden vier Jahren drückte Sturm der Offensive der Bruins seinen Stempel auf. Mit Ausnahme der Saison 2008/09, in der er sich nacheinander eine Gehirnerschütterung und eine schwere Knieverletzung zuzog und deshalb nur 19 Spiele bestreiten konnte, knackte er jedes Mal die Marke von 20 Toren. 2007/08 war er mit 27 Treffern der erfolgreichste Angreifer seiner Mannschaft.

sturm

Im Dezember 2010 trennten sich die Wege von Sturm und den Bruins. Wegen einer weiteren langwierigen Verletzung, die er sich einige Monate vorher in den Stanley Cup Playoffs zugezogen hatte, stand er in der Saison 2010/11 kein einziges Mal für Boston auf dem Eis. Um Cap-Space zu generieren, transferierten ihn die Verantwortlichen des Klubs zu den Los Angeles Kings. Insgesamt kam Sturm auf 302 Einsätze für Boston in der regulären Saison und 193 Punkte (106 Tore, 87 Assists). In den Playoffs sind für ihn in der Teamstatistik zusätzlich 14 Auftritte und vier Punkte (zwei Tore, zwei Assists) vermerkt.
Anfang März 2010 stieß Dennis Seidenberg von den Florida Panthers zu den Bruins, bei denen er ein Jahr später Geschichte schreiben sollte. Als zweiter Deutscher in der NHL-Historie nach Uwe Krupp und als erster im Dress von Boston gewann er 2011 den Stanley Cup. In der regulären Saison 2010/11 gehörte der Schwenninger zu den überragenden Akteuren des Teams. In der Regel bildete er zusammen mit Kapitän Zdeno Chara das erste Verteidigerpaar. Mit 32 Zählern (7 Tore, 25 Assists) hatte er seine produktivste Hauptrunde zu verzeichnen, was die Scorerpunktzahl anbelangt. In den 25 Playoff-Partien auf dem Weg zum Cupsieg gelangen ihm ein Tor und zehn Vorlagen.
In der Finalserie zwangen die Bruins die Vancouver Canucks nach sieben Begegnungen in die Knie. Beide Kontrahenten hatten vor dem Showdown in der Rogers Arena jeweils ihre Heimspiele gewonnen. Im entscheidenden siebten Match setzte sich Boston in Vancouver mit 4:0 durch. Seidenberg steuerte zwei Assists bei.
"Es waren unglaubliche Playoffs damals", sagte er vor einiger Zeit in einem Gespräch mit NHL.com/de. "Wir hatten in den vorangegangenen Runden ein wenig Glück, schafften aber den Einzug ins Finale. Die Serie war hart umkämpft und als Krönung folgte der Sieg in Spiel 7 in Vancouver. Das weckt viele Erinnerungen, an die ich gerne zurückdenke."

bruins cup

2013 stand Seidenberg mit den Bruins erneut im Stanley Cup Finale. Den Pokal ein zweites Mal in Händen zu halten, war ihm jedoch nicht vergönnt. Er und seine Mannschaft verloren die Serie gegen die Chicago Blackhawks mit 2:4. Das letztlich entscheidende Duell war an Spannung nicht zu überbieten. In der 53. Minute gingen die Bruins im heimischen TD Garden mit 2:1 in Führung. Spiel 7 schien in greifbarer Nähe. Doch in den letzten anderthalb Minuten schlugen die Blackhawks noch zweimal zu und sicherten sich mit dem 3:2-Erfolg die Meisterschaft.
Diese Niederlage schmerzt Seidenberg noch immer. "Das bittere Ende im sechsten Spiel war ein Schock. Der verpasste Titelgewinn war ganz schwer zu verdauen, weil wir die ganze Saison hart gearbeitet hatten. Aber es geht eben schnell im Eishockey und das haben wir in dieser Partie zu spüren bekommen", sagte er.
Nach drei weiteren Jahren endete die Liaison zwischen Seidenberg und den Bruins. Der Klub löste den Vertrag zum Schluss der Saison 2015/16 per Buyout auf. Der Verteidiger brachte es in Boston auf 401 Begegnungen und 117 Punkte (23 Tore, 94 Assists) in der Hauptrunde sowie auf 50 Partien und 15 Punkte (2 Tore, 13 Assists) in den Playoffs.
In der Schweiz und in Österreich geborene Spieler standen bislang noch nicht in Reihen der Bruins. Mit Kraig Nienhuis (1985-1988), Ray Podloski (1988-89) und Dominic Lavoie (1992-93) gab es allerdings drei ehemalige Bostoner NHL-Profis, die später einen österreichischen Pass erhielten und für Österreichs Nationalmannschaft aufliefen. Podloski war zudem ein Draftpick der Bruins. Sie hatten ihn beim NHL Draft 1984 in der zweiten Runde an Gesamtposition 40 ausgewählt.