So leicht gehen Ducks nicht unter
Corey Perry sorgte für das Happy End nach einer historischen Aufholjagd in Spiel 5 gegen Edmonton
von Bernd Rösch / NHL.com/de Chefautor
613 Tore erzielte er seit der Jahrtausendwende in der ETABHL, der OHL, der AHL, in der NHL, bei Juniorenweltmeisterschaften und mit Team Canada bei olympischen Spielen und IIHF-Weltmeisterschaften. 17 Mal zog er mit seinen Teams in die Playoffs ein, wo ihm bis Freitagabend in insgesamt 171 Partien 65 Treffer gelungen waren - Tor Nummer 66 sollte in Spiel 172 folgen.
Corey Perry von den Anaheim Ducks gewann den Stanley Cup, den World Cup of Hockey und den CHL Memorial Cup, ist zweifacher Olympiasieger, wurde bei den U-20 Junioren, bei den Senioren IIHF-Weltmeister und im zarten Alter von 16 Jahren OHL-Champion.
Als nur noch 3:34 Minuten im dritten Drittel auf der Uhr standen, lagen die Ducks, wie sagt man so schön - 'aussichtslos' - mit 0-3 im Hintertreffen. Ducks Cheftrainer Randy Carlyle entschied sich dazu seinen Schlussmann John Gibson zu Gunsten eines weiteren Feldspielers vom Eis zu nehmen, um sich an den letzten Strohhalm zu klammern, der zu diesem Zeitpunkt, angesichts des wenig Hoffnung bereitenden Spielstands, schon sehr mitgenommen aussah. Der Halm hielt der Belastung stand und verhinderte, dass die Ducks vorzeitig untergingen. Ryan Getzlaf, Cam Fowler und Rickard Rakell egalisierten in den letzten 3:16 Minuten den Spielstand - Verlängerung!
"Man darf niemals aufhören daran zu glauben", sagte Carlyle nach der Partie lapidar.
Laut den Statistiken von Elias gelang es erst zum zweiten Mal in der Geschichte der Stanley Cup Playoffs einem Team in den letzten vier Spielminuten der regulären Spielzeit einen 3-Tore Rückstand aufzuholen. Pikanterweise waren es im Conference Viertelfinale 1997 die Oilers gegen die Dallas Stars gewesen, denen zum ersten Mal das schier unmögliche gelang. Anschließend gewannen sie mit 4-3 Toren die Begegnung.
Video: EDM@ANA, Gm5: Getzlaf trifft vom Punkt
Dass die Ducks gestern Abend noch das rettende Ufer, in Form eines 4-3 Sieges und einer 3-2 Führung in der Serie, erreichten, war das Verdienst von Perry, der seinen zwei Assists bei der furiosen Aufholjagd, noch den Game Winner in der siebten Minute der zweiten Overtime hinzufügte.
Anaheims vielfach ausgezeichneter Rechtsaußen war nach seiner durchwachsenen Saison, in der ihm nur 19 Tore in 82 Spielen gelungen waren, etwas in Kritik geraten, doch wenn es darauf ankommt, dann ist auf ihn Verlass. Schon in der ersten Runde der diesjährigen Stanley Cup Playoffs gegen die Calgary Flames war Perry in der Overtime von Spiel 3 ein Tor geglückt. Auch in dieser Begegnung lag Anaheim bereits mit 1-4 Toren hinten, ehe sie sich zurückmeldeten. Mit seinen mittlerweile sieben Playoff-Siegtreffern liegt Perry in der ewigen Bestenliste der Ducks auf Platz 2 hinter der finnischen Eishockeylegende Teemu Selanne mit acht Treffern.
"Das ist einfach großartig. Pears ist immer dann zur Stelle, wenn es darauf ankommt. Es war schon immer so", freute sich Anaheims Teamkapitän Getzlaf über die wiedergewonnene Treffsicherheit seines langjährigen Mitspielers.
Auch Carlyle hatte nie das Vertrauen in seinen erfahrenen Außenstürmer verloren: "Er hat schon so oft wichtige Tore erzielt, nicht nur für uns. Warum sollten wir glauben, dass er das nicht mehr kann. Er ist einer dieser Kerle, die immer etwas erreichen und ihren Job verrichten."
Video: EDM@ANA, Gm5: Perry beendet den Thriller
Perry, den die Ducks beim NHL Draft 2003 in der ersten Runde an Nummer 28 gezogen hatten, kam in der vergangenen Saison auf durchschnittlich 0,23 Treffer pro Spiel. Es war seine schlechteste Torausbeute seit der Saison 2006/07 (15 Tore in 82 Partien; 0,18). Im Anschluss dieser, seiner zweiten NHL-Saison, gewannen die Ducks zum ersten Mal in ihrer Franchisegeschichte den Stanley Cup unter Mithilfe von Perrys sechs Playofftreffern und neun Assists. Wenn man an Omen glaubt, dann ist das nicht gerade das Schlechteste für die Anhänger der Ducks.
Vor den Ducks liegt noch ein weiter Weg bis zu einem zweiten Titelgewinn, doch sie haben bewiesen, dass sie über das Siegergen, das Selbstvertrauen und über eine Comeback-Mentalität verfügen, die einen Champion auszeichnen.
Spiel 6 der Western Conference Zweitrundenserie gegen die Oilers findet am Sonntag im Rogers Place von Edmonton statt (7:00 p.m. ET).