PekkaRinne

59:33 Minuten waren in der Partie der Nashville Predators bei den Chicago Blackhawks absolviert. Die Predators führten mit 4:2 und Chicago hatte Torhüter Corey Crawford vom Eis genommen. Pekka Rinne stoppte einen von den Blackhawks tief gespielten Puck hinter dem Tor. Nur fünf Sekunden später zappelte das Spielgerät im Netz des verwaisten Blackhawks-Tors. Rinne selbst war es, der den Puck von hinter dem eigenen Kasten auf die Reise schickte. Keiner der Verteidiger konnte den Treffer des Predators-Torhüters mehr verhindern und so schaffte es der Finne in die Annalen der NHL. Ihm gelang, was erst sechs anderen NHL-Torhütern vor ihm gelungen war, der Schuss in das leere Tor, ein Empty-Net-Treffer.

"Wir hatten eben getroffen, es war eine Zwei-Tore-Führung und der Puck war zum Glück flach auf dem Eis gelegen. So konnte ich den Schuss wagen", analysierte Rinne die Sekunden vor seinem Treffer. "Ich mag es den Puck zu spielen, also ist das etwas, wovon ich immer geträumt habe. Scheinbar standen die Sterne heute gut für mich."
So gut die Sterne für Rinne standen, so wichtig war der Erfolg für das gesamte Team. Nach einer 3:0-Führung zum Ende des ersten Abschnitts mussten die Predators zusehen, wie ihr Vorsprung auf nur noch einen Treffer schmolz. Nach dem Trainerwechsel bahnte es sich an, dass auch unter dem neuen Coach die Schwierigkeiten nicht weniger werden. Nach der 2:6-Niederlage im ersten Match von John Hynes als Trainer der Predators sollte schnell ein Sieg folgen, um den Anschluss an die Playoffränge nicht endgültig zu verlieren. Erst Nick Bonino und anschließend Rinne sorgten für einen der wichtigsten Siege Nashvilles in der laufenden Saison und für den ersten des neuen Coaches.

NSH@CHI: Rinne kommt zu seinem ersten NHL-Tor

"Natürlich weiß ich, dass das ein einmaliges Erlebnis war, also habe ich es sehr genossen", freute sich Rinne. "Es war ein unglaubliches Gefühl zu sehen, wie der Puck reingeht. Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass er etwas nach links driftet, aber dann hat sich das korrigiert und der Puck ging in die Mitte des Tores. Es war ziemlich cool.
Ich habe einfach meine Arme in die Luft gerissen und versucht, so lässig wie möglich zu reagieren." Für die arg gebeutelten Predators könnte dieser Moment eine Trendwende einläuten. Das Phänomen eines toreschießenden Goalies ist selten und sicher ein Schub für das Selbstvertrauen der Mannschaft.
"Es war ein hartes Jahr für unser Team und wir alle - Spieler, Trainer, Manager und speziell Torhüter - standen stark in der Kritik. Wir stehen jetzt hier, haben einen großen Sieg eingefahren, und versuchen, wieder in das Rennen um die Stanley Cup Playoffs zu kommen", legte GM David Poile den Finger in die Wunde. "Es ist das Sahnehäubchen, wenn das Gesicht deiner Franchise ein Tor erzielt. Wer weiß? Wichtige Tore, da sprechen wir meist über Überzahltore, Siegtreffer oder was auch immer, aber vielleicht war es das, was das Team wieder auf den richtigen Weg bringt. Ich hoffe es zumindest."
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Wenn es um Tore durch Torhüter geht, dann ist der Spezialist Martin Brodeur, der selbst dreimal traf. Insgesamt gehen in der NHL 15 Treffer auf das Konto von zwölf verschiedenen Torhütern. Neben Brodeur, der alle seine Tore für die New Jersey Devils erzielte, traf noch Ron Hextall zweimal für die Philadelphia Flyers. Acht der Treffer wurden in leere Tore erzielt.
Rinne ist nach Brodeur der zweitälteste Torhüter, der einen Treffer für sein Team beisteuern konnte. Der erste Torwart, der in das leere Tor der Kontrahenten traf war Hextall: Er netzte am 8. Dezember 1987 gegen die Bruins ein.
Der erste Torhüter, der einen Treffer zugeschrieben bekam war Billy Smith von den New York Islanders in der Partie gegen die Colorado Rockies am 28. November 1979.
Mike Smith war vor Rinne der letzte Goalie, der ein Tor erzielte. Für die Arizona Coyotes netzte er am 19. Oktober 2013 gegen die Detroit Red Wings ein. Er war auch der letzte Torhüter, der das leere Tor traf.

Für Rinne wurde ein Wunschdenken wahr, das wusste auch Poile. "Er hat viel darüber gesprochen und ich glaube es ist sowas wie der Traum eines Torwarts", freute er sich mit seinem Schlussmann. "Es war cool. Natürlich hast du gesehen, wie das Team reagiert hat. Er ist seit vielen Jahren das Gesicht unserer Mannschaft. Ich freue mich so sehr für ihn. Es ist quasi das Recht zum Angeben, wenn du das geschafft hast."
Prahlen wird Rinne mit dem Tor sicher nicht, liegt seine Hauptaufgabe doch klar darin die gegnerischen Angreifer von Treffern abzuhalten. Die herausfordernde Saison der Predators ging auch am Schlussmann nicht spurlos vorbei. Eine 15-9-3 Bilanz, 3,02 Gegentore pro Partie und eine Fangquote von 89,5 Prozent liegen unter den Fähigkeiten Rinnes. Vielleicht leitet sein Tor nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für ihn persönlich, die benötigte Trendwende ein.