Niederreiters Wild beenden Auswärtsnegativserie
Wild siegen endlich wieder einmal auswärts, auch dank Nino Niederreiter
von Bernd Rösch / NHL.com/de Chefautor
Die Minnesota Wild galten vor Saisonbeginn als krasser Außenseiter in der hart umkämpften Central Division. Die Chicago Blackhawks, Dallas Stars, St. Louis Blues und Nashville Predators waren die heißen Anwärter auf die ersten vier Plätze in dieser starken Division.
Beeindrucken ließen sich die Wild von der ihnen zugeteilten Rolle keineswegs. Nach dem Motto 'Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie' starteten sie in die Spielzeit 2016/17. Ende Oktober belegten sie mit nur zwei Niederlagen in der regulären Spielzeit aus neun Spielen den ersten Platz in ihrer Division vor allen Favoriten. In den darauffolgenden fünf Partien, bei denen ihr Topstürmer Zach Parise aufgrund einer Verletzung zuschauen musste, sprangen nur noch zwei Siege für das Team von Cheftrainer Bruce Boudreau heraus, und die Wild fanden sich auf dem vierten Rang hinter den Winnipeg Jets wieder.
Im weiteren Verlauf des Monats November fehlte der in St. Paul beheimateten Franchise auch das Glück bei diversen Auftritten in fremden Arenen. In Dallas und in St. Louis reichte es für sie nur zu einem Zähler, nachdem sie in der Verlängerung mit 2-3 und im Penaltyschießen mit 3-4 den Kürzeren gezogen hatten. In der Rogers Arena der Vancouver Canucks, beim Aufeinandertreffen der Schweizer Stürmer Nino Niederreiter und Sven Baertschi, erwischten die Gäste einen Traumstart. Bereits in der sechsten Spielminute legte Niederreiter seinem Sturmkollegen Jason Pominville zur Führung auf, doch die Wild, die durch Pominville sogar auf 2-0 erhöht hatten, gaben zwischen der 30. und 43. Spielminute, in der die Westkanadier viermal treffen konnten, das Spiel zunächst aus der Hand, um dann doch noch im dritten Spielabschnitt zurückzukommen. Dem Wechselbad der Gefühle setzte Baertschi mit seinem Siegtreffer in der Overtime zum 5-4 ein Ende.
Niederreiter war in dieser Begegnung nur auf 12:46 Minuten Eiszeit gekommen, hatte aber mit seiner gezeigten Leistung, bei der für ihn ein +/-Wert von +2 herausgesprungen war, Boudreau überzeugt. Minnesotas Übungsleiter entschied sich dazu, für das Spiel gegen die Edmonton Oilers seine Reihen umzubauen. "Ich habe mir die Szenen auf Video angesehen. Ich wollte wissen, was wir besser machen können, was geklappt hat und was nicht."
Er stellte Niederreiter wieder anstelle von Parise in die erste Sturmformation an die Seite von Eric Staal und Charlie Coyle. Mit ihnen hatte der 24-jährige Rechtsaußen schon während der Abwesenheit von Parise zusammengespielt. Niederreiter nutzte postwendend die Chance, um auf sich aufmerksam zu machen.
Video: MIN@EDM: Koivu umtanzt Gustavsson zum OT-Siegtor
Im Rogers Place von Edmonton lagen die Wild 0-1 zurück, im ersten Drittel standen noch 60 Sekunden auf der Uhr, als Verteidiger Matt Dumba die Scheibe tief ins Drittel der Oilers spielte. Alle drei Stürmer der Wild rückten nach, eroberten sich den Puck an der Bande, dieser landete rechts neben dem Tor bei dem Schweizer Stürmer, der sein gutes Auge beweisen konnte und mustergültig, den in die Mitte einlaufenden Coyle, bediente - der Ausgleich war geschafft! Für das erlösende Siegtor der Gäste sorgte schließlich Teamkapitän Mikko Koivu in der vierten Minute der Verlängerung.
Die Wild hatten ihre letzte Niederlage in Edmonton am 23. Dezember 2011 kassiert. Seit dem 22. Februar 2013 haben sie dort in sieben Partien hintereinander das Eis als Sieger verlassen können. Ihrer Erfolgsserie im Norden Albertas tat es auch keinen Abbruch, dass die Oilers mittlerweile in einer neuerbauten Arena ihre Heimspiele austragen.
Nach drei Auswärtsniederlagen in Folge hatten sich die Wild einen 'Zweier' erkämpft und sind vorübergehend wieder auf den dritten Platz in der Central geklettert. "Es ist verrückt, wie eng sich in der Division, in der Conference die Tabellensituation gestaltet. Jeder Erfolg, jede zwei Punkte fühlen sich an, als würdest du einen Berg erklimmen. Ich prognostiziere, dass das bis April so weitergehen wird.", sagte Boudreau nach dem erlösendem Sieg.
Im Westen trennen die drittplatzierten San Jose Sharks und die elftplatzierten Stars gerade einmal fünf Punkte. Den Wild fehlen bei einem weniger absolvierten Spiel drei Punkte auf San Jose, sie liegen aber auch nur zwei Zähler vor Dallas.
Für die Wild gilt es das neu hinzugewonnene Selbstvertrauen in ihren kommenden Gastauftritt hinüberzunehmen. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gastieren sie im Air Canada Centre bei den Toronto Maple Leafs. Spielbeginn ist um 7:30 p.m. ET.