Die spektakulärsten 10 Neuzugänge bei den NHL-Klubs
Mit großen Namen und hohen Gehältern sind große Erwartungen verbunden
von Christian Treptow @NHLde / NHL.com/de Freier Autor
Alles neu … macht in der NHL nicht der Mai, sondern in der Regel der Juni und ganz besonders der Juli. Wenn die letzte Schlusssirene im Stanley Cup Finale ertönt und alle Trophäen vergeben sind, geht in der NHL die große Reise nach Jerusalem los. Dann werden Spieler getauscht und Free Agents verpflichtet. Das war in diesem Sommer nicht anders. Doch nicht bei allen Spielern kann man erwarten, dass sie sofort einschlagen. Bei manchen wird das jedoch erwartet. Dafür bekommen sie auch ausreichend Geld.
Wir haben die zehn spektakulärsten Neuverpflichtungen aufgelistet.
10. Jacob Trouba: Acht Millionen US-Dollar - so viel sind den New York Rangers in den kommenden sieben Jahren die Dienste von Jacob Trouba wert. In der Offensive waren die Rangers bereits gut besetzt. Trouba, der in den letzten Jahren der Eckpfeiler der Defensive der Winnipeg Jets war, soll nun dafür sorgen, dass die Abwehr nicht mehr so löchrig ist. Zu dieser Verpflichtung kann man die Rangers nur beglückwünschen. Der US-Amerikaner ist mit 25 Jahren im besten Eishockeyalter, hat vielleicht die besten Jahre seiner Karriere noch vor sich. Über 400 Spiele in der regulären Saison hat er bereits auf dem Buckel. Hinzu kommen 27 in den Playoffs. Dort hat es mit den Jets aber nie für den ganz großen Wurf gereicht. Der soll nun mit den Rangers folgen. Allerdings sind es Glückwünsche mit einer kleinen Einschränkung: Trouba hat erst in zwei Spielzeiten 80 Spiele oder mehr in der regulären Saison absolviert. Große offensive Zahlen sollte man im Madison Square Garden auch nicht von ihm erwarten. Erst einmal gelangen Trouba zehn Tore in einer Runde. Dafür war sein Plus-/Minus-Wert beständig im positiven Bereich.
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9. Jason Spezza: Jetzt muss es klappen. Die Toronto Maple Leafs sind nach den Ottawa Senators und den Dallas Stars die dritte Station in der Karriere des Jason Spezza. 36 Jahre alt ist er mittlerweile. Der Begriff Veteran ist hier sicherlich in seiner besten Bedeutung angebracht. Über 1000 Spiele hat er absolviert, über 900 Scorerpunkte in seiner Statistik stehen. Seine offensive Produktion ist in den vergangenen Jahren eingebrochen. Aber für das Spektakel sollen in Toronto auch eher Auston Matthews, John Tavares und Co. sorgen. Allerdings kann die Verpflichtung Spezzas, den die Ottawa Senators beim NHL-Draft 2001 an zweiter Stelle in der ersten Runde gezogen haben, durchaus sinnvoll sein. Auf der Centerposition sind die Leafs dadurch sehr tief und auch qualitativ hochwertig besetzt. Spezza kann mit seiner Erfahrung die Jungen im Team von Trainer Mike Babcock anleiten und ihnen wertvolle Hilfestellung geben. In der Umkleidekabine kann er für die nötige Ruhe sorgen. Und sollte in Reihe eins oder zwei Not am Mann sein, kann der Kanadier durchaus auch dort einen wertvollen Beitrag auf dem Weg zum großen Ziel in Toronto sein. Das hat Spezza weder in Ottawa noch in Dallas erreicht. In Toronto könnte es klappen.
8. Robin Lehner: Das ist schon ein Pfund, mit dem die Chicago Blackhawks in der kommenden Saison wuchern können. Das Torwartduo bilden Corey Crawford und Robin Lehner. Der Schwede hat eine sehr gute Runde 2018/19 bei den New York Islanders gespielt: 46 Spiele, 25 Siege, sechs Shutouts, eine Fangquote von 91,8 Prozent. Am Ende entschied sich der 28-Jährige für den Umzug von New York nach Chicago. Hier muss er aber erst mal an Veteran Crawford (34) vorbei. Der wird dem Neuen sicher nicht einfach den roten Teppich ausrollen und den Platz zwischen den Pfosten freiwillig aufgeben. Die Verpflichtung von Lehner, der einen Vertrag für eine Saison unterschrieben hat, bringt die Blackhawks in eine komfortable Situation: Sie haben zwei potenzielle Nummer-1-Goalies. Sollte es bei einem mal nicht laufen, kann ohne Probleme der andere einspringen.
7. Joe Pavelski: Da muss man doch glatt zweimal hinschauen. Und doch stimmt es: Joe Pavelski hat nach 13 Spielzeiten bei den San Jose Sharks plötzlich ein anderes grünes Trikot an. Nämlich das mit dem eher kräftigeren Grün der Dallas Stars. Ja, Pavelski ist mit 35 Jahren nicht mehr ganz taufrisch. Aber er bringt die Erfahrung aus 963 regulären Saisonspielen und 134 Playoffpartien in die texanische Wüste mit. Und auch im reiferen Alter weiß der Center immer noch, wo das Tor steht. 38 Treffer gelangen ihm in der vergangenen Saison. Die Stars dürften also wohl nicht nur von ihm erwarten, dass er seine Erfahrung spielen lässt. Er soll auch seine offensive Produktion fortführen. Ein weiteres Plus: Die Stars haben mit dem ehemaligen Kapitän der Sharks eine absolute Respektsperson für die Umkleidekabine bekommen. Dieses Paket ist den Stars in den nächsten drei Spielzeiten jeweils sieben Millionen US-Dollar wert.
6. Nazem Kadri: Joe Sakic, General Manager der Colorado Avalanche, war sehr aktiv in diesem Sommer. Vielleicht sein größter Treffer: die Verpflichtung von Nazem Kadri. Das war ihm unter anderem Verteidiger Tyson Barrie und Center Alexander Kerfoot wert. Kadri könnte die ersehnte Tiefe in der Offensive für die Avalanche bringen. Dass er das Tore schießen drauf hat, hat er 16/17 und 17/18 gezeigt, als ihm jeweils 32 Tore im Trikot der Toronto Maple Leafs gelangen. In der vergangenen Runde waren es nur noch 17. Vielleicht hilft ihm die Höhenluft in Denver, seinen Scoring Touch wiederzufinden. Die Avalanche trauen ihm das zu, sonst wäre Kadri ihnen nicht in den nächsten drei Jahren jeweils 4,5 Millionen Dollar wert.
5. P.K. Subban: Es war der Paukenschlag vor Beginn der Free-Agent-Periode, als die Nashville Predators am 22. Juni Verteidiger P.K. Subban in einem Trade zu den New Jersey Devils schickten. Dort ist der Verlobte von Ex-Skistar Lindsey Vonn mit neun Millionen Dollar pro Spielzeit in den kommenden drei Saisons der Topverdiener im Team. Rückblickend ist die Verpflichtung fast schon ein Geniestreich. Denn vorne sind die Devils unter anderem mit Taylor Hall und Nummer-1-Draftpick Jack Hughes sehr gut besetzt. In der Defensive aber war noch viel Luft nach oben. 275 Gegentore in der vergangenen Runde waren schlicht zu viel. Die Folge: letzter Platz in der Metropolitan Division. Die Verpflichtung von Subban aber macht aus den Devils in Verbindung mit Hall, Hughes und Co sofort einen Anwärter auf einen Playoff-Platz.
4. Matt Duchene: Er war ein Teil des großen Aderlasses bei den Columbus Blue Jackets. Keine Frage: Der 28-Jährige ist ein hochveranlagter Center für die erste Reihe. Aber: Erst einmal hat der Kanadier, den die Colorado Avalanche 2009 in der ersten Runde an dritter Stelle im Draft gezogen haben, 70 Scorerpunkte in einer Spielzeit erreicht. Da erwartet man in der Heimat der Country Musik doch mehr. Erst recht für acht Millionen Dollar pro Spielzeit, die ihn gemeinsam mit Ryan Johansen zum Topverdiener in Nashville machen. Dafür muss er aber liefern. Er soll der Anführer der Predators-Offensive sein. Vielleicht gelingt ihm bei seiner vierten Station in der NHL nach Colorado, Ottawa und Columbus endlich der große Durchbruch.
3. Sergei Bobrovsky: Teil zwei des großen Aderlasses bei den Columbus Blue Jackets. Der Russe war der begehrteste Torwart auf dem Free-Agent-Markt. Er entschied sich nach sieben Spielzeiten in Ohio bei den Blue Jackets für die Florida Panthers. Bei ihnen tritt er in die großen Fußstapfen von Publikumsliebling Roberto Luongo, der seine Karriere beendete. Bobrovsky, mit 31 Jahren im besten Torhüteralter, soll mal wieder dafür sorgen, dass man in Florida auch im Mai und Juni Eishockey zu sehen bekommt. Dass er ein Team tragen kann, hat er in Columbus bewiesen. Zweimal gewann er im Trikot der Blue Jackets die Vezina Trophy. Für zehn Millionen Dollar pro Jahr darf man spektakuläre Leistungen von ihm erwarten. Über 60-mal stand er in den vergangenen drei Runden zwischen den Pfosten. Viel Erholung braucht er also nicht. Die wird er auch nicht bekommen. Denn als Backup stehen - anders als zum Beispiel in Chicago - keine großen Namen zur Verfügung.
2. Joel Quenneville: Die wichtigste Neuverpflichtung der Florida Panthers wird in dieser Saison nur im Training auf dem Eis stehen. Mit "Coach Q" ist den Panthers der dickste Fisch auf dem Trainermarkt ins Netz gegangen. Quenneville, im November 2018 von den Chicago Blackhawks entlassen, bringt jede Menge Erfahrung mit in den Sunshine State. 890 Siege hat er bislang als Trainer erreicht - die zweitmeisten. Viermal hat er den Stanley Cup gewonnen, davon dreimal als Head Coach mit den Chicago Blackhawks (2011, 2013, 2015). Den ersten Titel aber holte er 1996 mit den Colorado Avalanche, bei denen er als Assistenztrainer arbeitete. Im Finale gab's damals ein glattes 4:0 - gegen die Florida Panthers. Insofern könnte sich hier der Kreis für den 60-Jährigen schließen. Das Minimalziel sollte ein Playoffplatz sein.
1. Artemi Panarin: Teil drei des großen Aderlasses bei den Columbus Blue Jackets. Der Stürmer war der begehrteste Free Agent auf dem Markt. Den Zuschlag bekamen am Ende die New York Rangers. 27 Jahre alt ist der Russe. In den kommenden sieben Saisons verdient er jeweils gut 11,6 Millionen Dollar am Broadway. Entsprechend hoch sind die Ansprüche im Big Apple - bei den Rangers selbst, aber auch bei den Fans im Madison Square Garden. Die sehnen sich nach erfolgreicheren Zeiten in Manhattan. Als Vorletzter der Metropolitan Division gab's in der vergangenen Saison mal wieder keine Playoffs mit den Rangers. 227 Tore waren knapp 100 weniger als Spitzenreiter Tampa Bay Lightning. Mit Panarin soll diese Statistik in der kommenden Saison wesentlich freundlicher aussehen. Und wenn es in die K.o.-Phase geht, wollen die Rangers endlich wieder mitspielen und nicht nur vor dem Fernseher sitzen. Ganz schön viel Verantwortung für einen Mann, der erst vier NHL-Spielzeiten in seiner Vita stehen hat.