Kahun

Der Start von Dominik Kahun bei den Edmonton Oilers war etwas holprig. Aufgrund einer längeren Quarantäne nach seiner Ankunft in Kanada verpasste er den Auftakt des Trainingscamps am 3. Januar. Am Donnerstag durfte Kahun mit seiner Nummer 21 erstmalig mit den Oilers aufs Eis. Beim angesetzten Trainingsspiel wurde Kahun eine besondere Ehre zuteil. Sein Reihenpartner war nicht wie erwartet Leon Draisaitl, sondern Connor McDavid.

"Er hat ein paar Tage alleine trainiert und sich entschieden, dass er mitspielen will", berichtete Oilers-Trainer Dave Tippett danach in der Pressekonferenz. "Ich habe ihn dafür belohnt. Wir haben ihn in die Gruppe gepackt, die vier Reihen hatte, um ihn nicht zu sehr zu beanspruchen. Es war ein guter Start für ihn. Er ist ein interessanter Spieler, der gute Fähigkeiten und eine gute Übersicht hat. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt."
Im Anschluss durfte Kahun den Pressevertretern in einer virtuellen Konferenz ebenfalls Rede und Antwort stehen. Neben den üblichen Standardfragen über seine freundschaftliche Beziehung zu Draisaitl kamen dabei auch überraschende Aspekte zur Sprache, zum Beispiel, was den deutschen Stürmer nachdenklich macht oder ihn zum Lachen bringt. So wurde er humorvoll gefragt, ob er denn enttäuscht sei, dass er heute mit McDavid und nicht Draisaitl zusammenspielen sollte und was er denke, wenn das auch in Zukunft so wäre.

Kahuns schönste Tore für Penguins und Sabres

"Ja, natürlich", erwidert Kahun mit einem Lachen und nahm die Vorlage dankend an, ehe er fortfuhr: "Nein, das würde mich selbstverständlich nicht stören. Ich war heute das erste Mal auf dem Eis und in einer Reihe mit McDavid. Er ist unglaublich schnell und wenn man ihm den Puck gibt, dann ist er bereits weg."
Tippett ließ in seiner Analyse über Kahun bewusst offen, wo er den Neuzugang künftig einbauen will. "Natürlich hat er diese besondere Beziehung zu Leon", verdeutlichte der Coach. "Ich habe ihn schon einige Jahre beobachtet. Ich mag ihn. Er hat eine großartige Übersicht. Sein Niveau ist hoch. Er bringt uns definitiv Tiefe. Er ist eine gute Verpflichtung. Wir müssen sehen, dass wir ihn richtig einsetzen. Er wird ein guter Spieler für uns."
Für Kahun ist Edmonton bereits die vierte Station in seinem dritten NHL-Jahr. Nach seinem Engagement bei den Chicago Blackhawks in 2018/19 mit 13 Toren und 24 Assists zu 37 Punkten wurde er im folgenden Sommer zu den Pittsburgh Penguins transferiert. In 50 Spielen für Pittsburgh verbuchte er zehn Tore und 17 Assists zu 27 Punkten, ehe er zur NHL Trade Deadline 2020 im Februar zu den Buffalo Sabres abgegeben wurde, bei denen ihm in sechs Spielen zwei Tore und zwei Assists gelangen. Nachdem er kein qualifiziertes Angebot der Sabres erhalten hatte und die Oilers mit einem Vertragsangebot winkten, folgte jetzt ein erneuter Neubeginn in Edmonton.

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"Ich werde das oft gefragt und ich weiß die Antwort nicht", antwortet Kahun auf die Frage, warum er trotz guter Zahlen und jungen Alters schon so häufig wechseln musste. "Es ist Teil des Spiels und ich habe immer versucht, mein Bestes zu geben. Ich weiß nicht, ob ich irgendwelche Fehler gemacht habe. Ich denke nicht zu viel darüber nach. Ich bin glücklich hier zu sein und will erneut eine gute Saison spielen."
Natürlich kam Kahun nicht herum, auch über seinen Landsmann Draisaitl zu sprechen, der in Edmonton zum Star wurde und in der vergangenen Saison unter anderem die begehrten individuellen Titel der Hart Trophy (Saison-MVP) und Art Ross Trophy (meiste Scorerpunkte) abräumte.
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Mark Spector von Sportsnet wollte wissen, ob es in Deutschland das Thema sei, dass Kahun mit den Oilers in Edmonton oder mit Draisaitl in einer Mannschaft spiele? "Ich denke, es ist von beiden etwas", betonte Kahun. "Leon wurde gerade zum Sportler des Jahres in Deutschland gewählt, von daher spricht natürlich jeder über Leon. Nachdem ich in Edmonton unterschrieben hatte, wurde ich von jedem danach gefragt, wie es wäre, mit ihm zu spielen. Es gibt schließlich Gemeinsamkeiten zwischen Leon und mir. Wir lebten im Juniorenbereich für fünf Jahre oder so zusammen in einem Appartement. Wir sind sehr gute Freunde und ich spreche gerne über ihn, weil wir eng verbunden sind."
Schließlich zeigte sich, dass sich die Medien in Kanada intensiv mit den Zahlen und der Vergangenheit von Draisaitl und Kahun auseinandergesetzt haben. So hat Kahun im gemeinsamen Jahr mit Draisaitl bei den Jungadler Mannheim in der Saison 2009/10 126 Punkte in 27 Spielen markiert und Draisaitl 103 in 26. Ein Jahr später lieferte Kahun sogar 206 Punkte in 30 Spielen. War Kahun also im Juniorenbereich der bessere Spieler? Der Journalist lachte selbst über seine flapsige Frage.
"Ich weiß es nicht, das ist eine schwere Frage", meinte Kahun mit einem Lächeln. "Es hat Spaß gemacht miteinander zu spielen und wir haben voneinander profitiert. Wenn wir zusammen auf dem Eis standen, haben wir zusammen Tore erzielt und Punkte gesammelt. Sicher bin ich kein besserer Spieler als er."

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Doch egal, ob mit oder ohne Draisaitl, Kahun hat selbst seinen Weg zu einem NHL-Spieler gemacht, auch wenn dieser steinig war, wie er es selbst schilderte. "Mein Ziel war natürlich die NHL und gedraftet zu werden, als ich mit 17 Jahren nach Kanada ging. Doch es war nicht der Fall. Es wurde gesagt, dass ich zu klein und schmächtig für die Liga wäre, also entschied ich mich heim zu gehen und in Deutschland zu spielen. Trotzdem habe ich weiter an mich geglaubt. Ich habe gut in der Nationalmannschaft gespielt und die Olympiade hat mir viel geholfen. Es war immer mein Ziel, irgendwann in der NHL zu spielen."
Diesen Traum gilt es nun in Edmonton weiter zu leben und das Beste daraus zu machen. Dabei lässt sich Kahun kaum von einer Quarantäne oder der Frage, wer ihm an die Seite gestellt wird, stoppen.