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LAVAL, Quebec -Verteidiger Mark Streit steht unmittelbar vor seiner zweiten Karrierephase bei den
Montreal Canadiens, was natürlich einige Fragen aufwirft:
"Hast Du noch viele Erinnerungsstücke von den Canadiens von damals?"
"Ich habe noch meine Eishockeytasche vom Team von damals" sagt Streit mit einem Lächeln im Gesicht am Montagmorgen vor einem Auftritt bei einem Golfturnier. "Und ich habe auch noch Trikots, Shorts und andere Dinge. Vieles habe ich von damals aufbewahrt, ehrlich gesagt."

Die Folgefrage konnte noch nicht einmal ausformuliert werden, bevor Streit direkt dazwischen geht: "Also bist Du anscheinend fast schon perfekt ausgerüstet…."
"Nein, nein. Das habe ich nicht mitgebracht" lacht er. "Ich will schon neue Sachen haben."
Und die Chancen auf eine neue Ausstattung stehen nicht schlecht für Streit, der am 25. Juli einen neuen Einjahresvertrag als Unrestricted Free Agent unterschrieb.

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Für den 39-jährigen ist e seine Rückkehr zu dem Team, welches ihm 13 Jahre zuvor eine Chance in der NHL gab, nachdem der Schweizer in der neunten Runde (Nr.262) im Draft des Jahres 2004 ausgewählt wurde.
Drei Jahre lang spielte Streit für die Canadiens (2005 - 2008), bevor er dann vier Jahre lang für die New York Islanders, weitere vier für die Philadelphia Flyers aktiv wurde, bevor er dann von diesen zur Trading Deadline 2017 über die Tampa Bay Lightning zu den Pittsburgh Penguins innerhalb der Liga weiterzog.
Streit wurde so ein Bestandteil des aktuellen Stanley Cup-Siegerteams, bevor er dann im Sommer zu den Canadiens zurückkehrte. Häufig wurde er zuletzt jedoch aus dem Kader gestrichen, kam auch lediglich zu drei Einsätzen in den Stanley Cup-Playoff-Spielen.
Am Montag schloss er sich im Rahmen eines lokalen Golfturniers in Nord-Montreal seinem neuen Team an. Bei dieser jährlich stattfindenden Veranstaltung wird unter anderem Geld für notleidende Kinder der Region gesammelt.
Bei dieser Gelegenheit können dann auch erstmals wieder frische Stimmen von den Verantwortlichen und den Spielern nach der Sommerpause gesammelt werden.
Für Streit war es keine Premiere im Unbekannten, nachdem er bereits drei Jahre in der Stadt verbracht hatte.

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"Es ist schwer in Worte zu fassen" meint Streit am Montag bei der Rückkehr zu seinen NHL-Wurzeln. "Für die Canadiens zu spielen ist einzigartig, es ist eine große Ehre."
Auch eine Dekade später sah er noch immer vertraute Gesichter. Claude Julien, der sein erster Trainer in der Liga war, Torhüter Carey Price, Stürmer Tomas Plekanec. Und auch Youppi!, das Team-Maskottchen war bereits mit dabei, als Streit im Jahre 2005 sein NHL-Debüt gab.
"Als ich damals hierher kam war Saku Koivo der Kapitän, wir hatten Alex Kovalev, Craig Rivet, Sheldon Souray, und weitere Veteranen und ältere Spieler mit an Bord damals" erinnert er sich.
"Die Zeit verfliegt, viele neue Gesichter sind inzwischen hier. Es ist toll Carey zu sehen, wie er sich entwickelt hat. Damals war er erst 18, heute ist er der beste Torhüter der Liga. Auch Plekanec ist noch hier. Darüber freue ich mich sehr. Und wieder mit Claude zu arbeiten, das ist auch etwas Besonderes für mich. Er hat mir zu Beginn meiner Karriere sehr geholfen."
Streit zeigt sich erfreut über die Gelegenheit noch immer in der NHL zu spielen, nun als einer der älteren Aktiven, mit inzwischen 784 Ligaspielen auf dem Buckel, von denen er immerhin 205 mit den Canadiens bestritt.
Seine Erfahrung wird ihm helfen, so hofft er, auch die Lücke zu schließen, welche der Abgang von Andrei Markov riss, der 38-jährig in diesem Sommer nach 16 Spielzeiten in der Stadt zurück in die KHL, zu Ak Bars, wechselte.
"Meine Erfahrung wird mir helfen. Vor 12 Jahren war ich hier völlig fremd, wusste nicht was mich erwartete. Das war eine große Herausforderung damals, ein großer Schritt für mich."

"Im Laufe des ersten Jahres hier gab es einige Hochs und Tiefs. Insgesamt war es recht schwierig für mich damals. Am Ende hat es sich gelohnt damals schon so viel aufgesaugt zu haben wie es nur ging. Dafür bin ich im Nachhinein allen hier sehr dankbar."
Streit mag die Stadt und die Region rund um Montreal, eine recht europäisch wirkende Stadt für nordamerikanische Verhältnisse. Er erzählt mit einem Lächeln im Gesicht von einer Begegnung mit einem Restaurantbesitzer am Wochenende, der ihn nach all den Jahren bei einem Spaziergang durch die Stadt direkt wiedererkannte.
"Ja, die Welt ist klein" grinst er. "Man kann in Amerika durch einige Städte laufen und niemand wird einen erkennen. In Montreal ist das offensichtlich ganz anders."
Erste Spekulationen gehen darum, dass Streit womöglich einen festen Platz im Powerplay des Teams finden könnte. Schließlich ist seine Scheibentechnik eine seiner großen Stärken.
"Im Trainingscamp gilt es hart zu arbeiten" meint Streit. "Man muss sich seinen Platz verdienen, auch seine Eiszeit. Überall. Wir werden sehen was am Ende dabei herauskommt. Ich möchte dem Team einfach nur bestmöglich helfen, eine tolle Saison haben."
"Ich fühle mich aktuell so, als würde ich nach Hause kommen. Das fing Alles vor 12 Jahren an. Meine Rückkehr ist eine tolle Geschichte für mich. Ich bin sehr aufgeregt darüber. Eine solch große Franchise mit so vielen tollen Spielern, eine so reiche Vergangenheit. Die Franchise hat so viele Titel gewonnen (24), das Ganze ist schon so ein kleines Märchen für mich."