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Capitals wollen es wissen

Mit der Verpflichtung von Kevin Shattenkirk lässt GM MacLellan nichts unversucht

von Bernd Rösch / NHL.com/de Chefautor

Titel kann man sich nicht erkaufen. Vor allem nicht in einer Liga, in der den Teammanagern aufgrund einer Gehaltsobergrenze die Hände gebunden sind. Nicht jeder Spieler, den sich ein Sportdirektor als Verstärkung so vorstellt, passt in den noch zur Verfügung stehenden Etat. Gerade in den Tagen und Stunden vor dem Ende der Wechselfrist laufen die Drähte zwischen den Managern heiß. Jeder versucht das Beste für sein Team herauszuholen. Je nachdem ob er es auf einen kurzfristigen Erfolg anlegt oder einen Neuaufbau wagt, da er sich in der laufenden Saison nur noch wenige Erfolgschancen ausrechnet.

Die Washington Capitals hatten, so konnte man bis vor 24 Stunden vermuten, nur einen geringen Bedarf an neuen Leistungsträgern. Der Presidents' Trophy Gewinner aus der Saison 2015/16 ist auch in dieser Spielzeit das punktbeste Team, verfügt mit einem Schnitt von 3,31 Toren pro Spiel über den drittbesten Sturm und kassierte die mit Abstand wenigsten Gegentore in der Liga. Keine andere Mannschaft braucht weniger Abschlüsse, um zu einem Torerfolg zu kommen, als die Mannen aus der US-Hauptstadt. Im Schnitt landete jeder neunte Torschuss (8,96) der Capitals im gegnerischen Netz. Und nun?

Washingtons General Manager Brian MacLellan war der Meinung, dass Stillstand selbst auf höchstem Niveau gleichbedeutend mit einem Rückschritt ist und handelte in der Nacht von Montag auf Dienstag mit seinem Amtskollegen von den St. Louis Blues Doug Armstrong einen Deal aus, den man so nicht erwarten konnte. Verteidiger Kevin Shattenkirk wird mindestens bis zum Ende der Saison inklusive Stanley Cup Playoffs - wer hegt da noch Zweifel, dass die Capitals in diese einziehen werden - das Trikot der Capitals überstreifen. Shattenkirks Gehalt, von dem die Blues als Bestandteil des Deals 39 Prozent übernehmen, schlägt laut CapFriendly.com in Höhe von 2,5925 Millionen beim Salary Cap der Capitals zu Buche. Um sich die Dienste des 28-jährigen Blueliners zu sichern, musste MacLellan dennoch tief in die Tasche greifen. Zur Kompensation gab er an die Blues die beiden Stürmer Zach Sanford und Brad Malone, seinen Erstrundenzug beim NHL Draft 2017 und weitere noch näher zu bestimmende zukünftige Draft Picks ab. Art und Umfang dieser Draft Picks hängen davon ab, wie die sportliche Zukunft von Shattenkirk bis zum 1. Juli, an dem er zu einem Unrestricted Free Agent wird, weiterverläuft. Zusammen mit Shattenkirk kam Torwart Pheonix Copley in die Organisation der Capitals zurück.

"Ich dachte, wenn es einen Spieler gibt, den es sich lohnt zu holen, damit unser Team besser wird, dann ist er [Shattenkirk] es", sagte MacLellan am Dienstag zu NHL.com und fügte hinzu, dass er sich zu diesen Zeitpunkt noch keine Gedanken darüber gemacht habe, was er kosten würde."

Es ist ja nicht so, dass die Hauptstädter über keine guten Defensivkräfte verfügen würden, die auch Akzente in der Offensive setzen können, doch es fehlte ihnen bisher ein Topmann, wie Shattenkirk zweifelsfrei einer ist. Ein Matt Niskanen (4 Tore, 28 Assists), ein John Carlson (6 Tore, 24 Assists) oder auch ein Dmitry Orlov (4 Tore, 23 Assists) sind gute Vorbereiter, doch vor allem im Überzahlspiel fehlte es ihnen an Durchschlagskraft. Mit seiner Powerplayeffizienz von 21,8 Prozent liegt Washington unter den 30 NHL-Teams auf dem sechsten Rang.

MacLellan gab gegenüber NHL.com zu, dass Shattenkirks Torgefährlichkeit im Powerplay für ihn sprach: "Er ist einer der besten Powerplay-Spieler in der Liga. Er ist ein Offensivverteidiger mit einer exzellenten Puckführung. Wie er bei Überzahl den Spielzug einleitet, wie er Ovi im Powerplay Onetimer auflegen kann und wie er im Powerplay selbst abzieht, das sind seine Stärken. Und bei 5-gegen-5 hat er eine wirklich gute Puckführung."

Video: OTT@STL: Shattenkirk trifft mit einem Gewaltschuss

Während es die drei obengenannten torgefährlichsten Verteidiger im Kader der Capitals in den bisherigen Saisonpartien auf jeweils einen Powerplaytreffer gebracht hatten, gelangen dem von seinem neuen Arbeitgeber Hochgelobten in 61 Auftritten für die Blues sieben Überzahltore. Er teilt sich damit den zweiten Platz in der Liga hinter Brent Burns von den San Jose Sharks. Bei den insgesamt geschossenen Toren (11) liegt der Neuzugang aus St. Louis ebenso unter den Top 10, wie bei den Assists (31, 7.), bei den Scorerpunkten (42, 4.) und bei den Powerplaypunkten (20, 3.) und das obwohl er im Vergleich zu den anderen Spitzenverteidigern der Liga deutlich weniger Eiszeit bekam. Unter den 30 punktbesten Verteidigern der Liga standen nur zwei, Justin Schultz (19:19 Minuten) von den Pittsburgh Penguins und Dougie Hamilton (19:43 Minuten) von den Calgary Flames, im Durchschnitt pro Spiel kürzer auf dem Eis als Shattenkirk (19:51 Minuten).

Mit Shattenkirk im Kader, dessen Playofferfahrung (47 Spiele, 4 Tore, 24 Assists) nicht zu unterschätzen ist, gehören die Capitals wieder zu den ganz heißen Anwärtern auf den Stanley Cup Titel. 

Washingtons Cheftrainer Barry Trotz lobte Shattenkirk nach seinem Debüt am Dienstagabend im Madison Square Garden gegen die New York Rangers, das die Capitals mit 4-1 gewannen: "Er agiert überhaupt nicht panisch. Das gefällt mir besonders an ihm. Man kann schon sagen, dass er ein erfahrener Spieler ist mit einem guten Spielverständnis. Er hat immer die richtigen Entscheidungen getroffen."

Der Gelobte beurteilte seinen Auftritt beim 4-1 Sieg ganz sachlich: "Ich werde sicherlich noch Fortschritte machen. Ich muss mich an manches hier noch gewöhnen, manches noch verändern und dem Spiel hier anpassen. Von den Trainern auf der Bank kam nur Positives und die anderen [Verteidiger] haben mir sehr geholfen."

McLellan lässt nichts unversucht, damit die begehrte Trophäe zum ersten Mal in seiner 125-jährigen Geschichte in der US-Hauptstadt landet.

Ganz so direkt wollte McLellan den erwünschten Titelgewinn nicht erwähnen, man kann sich aber vorstellen, was er meinte: "Ich weiß nicht wie es ausgehen wird, doch wir haben alles unternommen, was uns in der Zukunft weiter bringen wird."

Titel kann man sich im Sport nicht erkaufen, doch die Chancen darauf können sich durch ein gutes Tauschgeschäft enorm erhöhen.

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