Leon Gawanke

Jede Woche blickt NHL.com/de auf bemerkenswerte Leistungen der deutschsprachigen, bereits gedrafteten Spieler und sich abzeichnende Entwicklungen in der AHL, der ECHL und im Junioren-Eishockey zurück. In der letzten Woche wagen wir einen Blick auf die anstehenden Calder Cup Playoffs.

An diesem Sonntag endet die reguläre AHL-Saison 2022/23. Zahlreiche Spieler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich bereits für die Playoffs qualifiziert und jagen ab nächster Woche den Calder Cup. NHL.com/de stellt Spieler und den Modus vor.
Der Modus
Anders als in der NHL haben die Playoffs in der AHL nicht vier, sondern fünf Runden. Dies hängt damit zusammen, dass die vier Divisions unterschiedlich viele Teams beinhalten. So qualifizieren sich sechs Mannschaften aus der Atlantic, fünf aus der North, fünf aus der Central und sieben aus der Pacific Division für die Endrunde. Die hinteren Ränge müssen gleich in der 1. Runde (Best-of-3) antreten, die Top-Teams steigen erst im Division-Halbfinale (Best-of-5) ein. Über die Division Finals (Best-of-5) und Conference Finals (Best-of-7) spielt dann das beste Team der Eastern Conference gegen das beste Team der Western Conference im Calder Cup Finale (Best-of-7).
North Division: Napravnik und Wissmann im Division-Halbfinale
In der Atlantic Division stehen die Hershey Bears (Farmteam der Washington Capitals) und Providence Bruins (Farmteam der Boston Bruins) bereits als die beiden Top-Teams fest, werden also in der 1. Runde pausieren und steigen direkt ins Division-Halbfinale ein. Bei den Bears spielt mit Julian Napravnikein deutscher Stürmer. Der 25-Jährige aus Bad Nauheim absolvierte in der Hauptrunde 18 AHL-Spiele und markierte sieben Scorerpunkte (5-2-7). Vier seiner fünf Saisontore erzielte Napravinik ab dem 15. März, zeigte zuletzt also stark aufsteigende Form. Bei den Bruins steht der deutsche Verteidiger Kai Wissmann im Kader. Ein Stammplatzmandat hielt der 26-Jährige aus Villingen-Schwenningen in dieser Saison nicht wirklich. Der zweimalige Deutsche Meister mit den Eisbären Berlin durfte in weniger als der Hälfte der Spiele auflaufen und sammelte in 31 AHL-Spielen neun Punkte (1-8-9). Auf wen Hershey und Providence im Division-Halbfinale treffen werden, steht noch nicht fest und entscheidet sich erst nach der 1. Runde.

North Division: Schmid als Rückgrat der Comets
In der North Division haben sich die Utica Comets (Farmteam der New Jerse Devils) mit dem Schweizer Torwart Akira Schmid für die Calder Cup Playoffs qualifiziert. Der 22-Jährige aus Bern konnte sich mit soliden Leistungen in der AHL (23 Spiele, 11-7-4, 2,62 Gegentore/Spiel, 90,5 Prozent Fangquote, zwei Shutouts) für NHL-Einsätze empfehlen und hatte dort sogar noch bessere Statistiken (18 Spiele, 8-5-2, 2,13 Gegentore/Spiel, 92,2 Prozent Fangquote, ein Shutout). Schmid sollte also das Rückgrat der Comets sein, sofern er nicht in der NHL bei den Devils gebraucht wird. Wahrscheinlich spielt Utica in der 1. Runde gegen die Laval Rocket (Farmteam der Montreal Canadiens), rechnerisch ist auch noch ein direkter Sprung ins Division-Halbfinale möglich.

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Central Division: Rossi wohl gegen Reichel - Hauptrolle für Gawanke
In der Central Division trifft der deutsche Offensivverteidiger Leon Gawanke mit den Manitoba Moose (Farmteam der Winnipeg Jets) im Division-Halbfinale auf die Milwaukee Admirals (Farmteam der Nashville Predators). Gawanke spielte eine starke Saison mit 44 Punkten (19-25-44) in 67 AHL-Spielen und war damit torgefährlichster Verteidiger bei den Moose. Nicht ohne Grund wurde der 23-jährige Berliner auch zu Manitobas Verteidiger der Saison ausgezeichnet und dürfte in den anstehenden Playoffs eine Hauptrolle spielen.

Sollten die Iowa Wild (Farmteam der Minnesota Wild) und Rockford IceHogs (Farmteam der Chicago Blackhawks) kurz vor der Ziellinie nicht mehr von den Chicago Wolves (Farmteam der Carolina Hurricanes) überholt werden, treffen diese in der 1. Runde aufeinander. Somit könnte es zum Duell zwischen Iowas österreichischem Stürmer Marco Rossiund Rockfords deutschem Angreifer Lukas Reichelkommen. Rossi startete die Saison in der NHL (19 Spiele, 0-1-1), spielte danach aber ausschließlich in der AHL (51 Spiele, 16-34-50). Es ist gut möglich, dass der 21-Jährige aus Feldkirch, der immerhin zweitbester Scorer in Iowa war, nun in Minnesota für die Stanley Cup Playoffs gebraucht wird. Auch Reichel kam in beiden Ligen zum Einsatz und überzeugte sowohl bei den Blackhawks in der NHL (23 Spiele, 7-8-15) als auch bei den IceHogs in der AHL (53 Spiele, 18-30-48). Die Rückkehr der 20-jährigen gebürtigen Nürnbergers nach Rockford könnte für einen wichtigen Playoff-Push sorgen.

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Pacific Division: Sturm coacht die Reign
In der Pacific Division ist ein deutscher Headcoach vertreten: Marco Strum trainiert die Ontario Reign (Farmteam der Los Angeles Kings) und wird in der 1. Runde entweder auf die Colorado Eagles (Farmteam der Colorado Avalanche) oder die Abbotsford Canucks (Farmteam der Vancouver Canucks) treffen. Einen Spieltag vor dem Ende der regulären AHL-Saison hat Sturm mit den Reign eine 34-31-5-1-Bilanz. Ontario ist in diesem Fall nicht die Provinz in Kanada, sondern eine Stadt in Kalifornien, östlich von Los Angeles.