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Mark Streit hat als Höhepunkt seiner Karriere im Jahr 2017 als dritter Schweizer und erster Feldspieler seines Landes den Stanley Cup gewonnen. Der langjährige NHL-Verteidiger ist Mitbegründer des NHL-Partners NORQAIN und heute ein viel gefragter Experte. Er wird in einer monatlichen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen in der NHL teilen.

Hier die dritte Ausgabe 25/26:

Ich beginne mit der herausragenden Leistung von Nino Niederreiter, der am vergangenen Wochenende als erster Schweizer sein 1.000. NHL-Spiel bestritten hat. Leider habe ich bei seinem offiziellen Ehrungsvideo der Winnipeg Jets gefehlt, weil die Anfrage mich zu kurzfristig erreicht hat. An dieser Stelle möchte ich jedoch noch meine Glückwünsche für diese fantastische Leistung zum Ausdruck bringen, denn ich schätze Nino sehr – sowohl als Eishockey-Profi als auch als Mensch.

Nino bringt mit seiner Statur ein Element ins Spiel, das trotz der Schnelligkeit noch immer gefragt ist, besonders in den Stanley Cup Playoffs. Er ist in vielen Bereichen präsent, weiß sich vor dem Tor zu positionieren und kann notfalls auch mal ein Garbage Goal erzielen oder vorbereiten. Das macht Spieler wie ihn für jede Mannschaft enorm wertvoll.

Ich habe ihn noch nie schlecht gelaunt erlebt und durfte in seiner Anfangszeit bei den New York Islanders mit ihm zusammenspielen. Der Start war nicht einfach für ihn als 18-Jährigen in New York, wo wir in dieser Zeit regelmäßig verloren haben. Es hat einige Zeit gedauert, bis er sich durchsetzen konnte. Er hatte einfach die Beharrlichkeit, die ich bei einigen jungen Spielern heute vermisse. Umso mehr freut es mich für ihn, dass er jetzt diese Marke knacken konnte. Ich hoffe, dass ihm Roman Josi noch in dieser Saison folgt. Das ist eine coole Sache für das Schweizer Eishockey.

WSH@WPG: Die Jets ehren Niederreiters Karriere-Meilenstein mit einer Zeremonie vor dem Spiel

Für Nino spricht, dass er deutlich gemacht hat, wie viele Menschen neben Fleiß und Einsatz im Umfeld für den Erfolg wichtig sind. Ich kenne seine Eltern und Geschwister gut. Die ganze Familie ist einfach sehr bodenständig und sind sehr sympathische Leute.

In den letzten Wochen standen auch zwei interessante Trades im Fokus. Zunächst haben die Edmonton Oilers ihren Torhüter Stuart Skinner gegen Tristan Jarry von den Pittsburgh Penguins getauscht. Natürlich ist die Situation mit dem Gehaltslimit in Edmonton schwierig, aber ich bin gespannt, ob Jarry, den ich aus meiner Zeit in Pittsburgh etwas kenne, die Lösung für die Oilers sein wird. Er ist ein toller Typ, ein sympathischer Teamspieler, der sich in Pittsburgh von der Nummer 3 hochgearbeitet hat. Bisher konnte er als Nummer 1 jedoch nicht vollends überzeugen. Vielleicht hilft ihm das neue Umfeld dabei. Es bleibt abzuwarten, ob es sich auszahlt. Beide Märkte sind extrem schwierig mit einem großen Druck aus dem Umfeld. Das macht es nicht einfacher.

Jarry Oilers win

Die Torhüterposition ist die schwierigste Position im Team, denn es spielt immer nur einer. Wenn du Fehler machst, kannst du sie nur schwer wieder ausbügeln. Meistens fällt dann ein Tor. Passiert dir das ein paar Mal, schwindet dein Selbstvertrauen und deine Mitspieler verlieren den Glauben an dich. Diesen Glauben zu haben, ist aber enorm wichtig. Ein weiterer wichtiger Aspekt für den Torhüter ist die Abwehr vor ihm. In Edmonton haben sie jetzt etwas ausprobiert. Wir dürfen gespannt sein.

Bill Guerin, den ich auch als Mitspieler bei den Islanders gut kenne, hat aufhorchen lassen, indem er Quinn Hughes zu den Minnesota Wild geholt hat. Der Preis, den er an die Vancouver Canucks gezahlt hat, war sehr hoch, aber einen Verteidiger dieser Güte bekommst du nicht umsonst. Die Wild müssen natürlich schauen, dass sie in der starken Central Division gegen die Colorado Avalanche und die Dallas Stars mithalten können, um nicht wieder in der ersten Runde auszuscheiden. Es war ein mutiger Zug, ein bisschen All-in. Aber manchmal braucht es das auch.

Sie haben eine gute Basis und vielleicht noch einen Spieler wie Hughes gebraucht. Er gehört zu den drei besten Verteidigern der Liga und es ist ein Vorteil, wenn man so einen im Team hat. Mit Brock Faber haben sie noch ein junges Verteidigertalent, das viel von ihm lernen kann. Im Sturm sind die Wild mit Spielern wie Kirill Kaprizov, Matt Boldy, Vladimir Tarasenko und Mats Zuccarello gut besetzt. Wie gesagt, es war ein mutiger Schritt, zumal Hughes nur noch einen Vertrag über ein weiteres Jahr hat. Aber wenn man sein Team weiterentwickeln und bis zum Schluss dabei sein will, dann muss man solche Schritte auch mal gehen. Es hat auch eine Signalwirkung für das Team, dass der Stanley Cup das Ziel ist. Go for it!

BOS@MIN: Hughes feiert sein erstes Tor für die Wild

Es braucht als Team viel, um den Stanley Cup zu gewinnen. Oft entscheiden Kleinigkeiten und da ist die Einstellung schon wichtig, ebenso wie die passenden Führungsspieler im Team. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass gewisse Mannschaften bei ihren Anläufen immer wieder scheitern. Bei einigen Spielern hat man das Gefühl, dass sie persönlich großartige Jahre feiern, ohne überhaupt mit dem Team in den Playoffs gespielt zu haben oder früh ausgeschieden sind. In Meisterteams wie den Florida Panthers, den Tampa Bay Lightning, den Colorado Avalanche oder den früheren Pittsburgh Penguins, den Chicago Blackhawks und den Los Angeles Kings sind oder waren einfach andere Typen drin, die um jeden Preis gewinnen wollten.

Überraschend ist, dass es in dieser Saison noch keinen Trainerwechsel gab. Ich denke, das liegt am engen Tabellenbild, das so eng wie noch nie zuvor ist. Kein Team ist weiter als acht Punkte von einem Play-off-Platz entfernt. Das ist nach fast der Hälfte der Saison schon beeindruckend. Ein Lauf reicht und man ist wieder voll dabei im engen Rennen. Das ist der wesentliche Grund, warum die Manager abwarten. Das ist ein guter Ansatz, denn viele Trainerwechsel haben nur einen kurzfristigen Effekt und sind nicht nachhaltig. Konstanz hat sich meistens ausgezahlt, denn auch ein Trainer kann kurzfristig keine Wunder bewirken.

Ich wünsche allen NHL-Fans schöne Feiertage und alles Gute im neuen Jahr. Viel Glück und Erfolg bis zur nächsten Ausgabe im Januar!

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