Leon Gawanke tastet sich zu den ganz Großen vor
Serie 31 in 31 von NHL.com/de: Der deutsche Draftpick der Jets will sich schrittweise für die NHL empfehlen
von Axel Jeroma / NHL.com/de Autor
Der Startschuss zur NHL-Saison 2017/18 steht zwar noch nicht unmittelbar vor der Tür, doch die Nachwuchs-Camps sind absolviert und die Trainingscamps in Sichtweite. Wir denken, dass es das Beste ist, die Sommerhitze im August mit Analysen eurer Lieblingsteams zu bekämpfen. Jeden Tag liefert NHL.com/de im Rahmen der Serie 31 in 31 fundierte Einschätzungen zu einer Mannschaft.
Wo geht die Reise für den Liganeuling Vegas Golden Knights hin? Können die Pittsburgh Penguins ihre dritte Meisterschaft in Folge feiern? Welche Teams sind für eine Überraschung gut? All diese Fragen werden in den täglichen Artikeln beantwortet.
Heute analysieren wir die Winnipeg Jets (Teil 2).
Es dauerte bis zur fünften Runde beim NHL Draft 2017, bis der erste und einzige Name eines deutschen Spielers an diesem Tag erklang. Die Winnipeg Jets hatten den Berliner Leon Gawanke an Gesamtposition 136 ausgewählt. Der Auserkorene verfolgte das Geschehen per Livestream im Internet. Weil die Übertragung im Netz zeitversetzt lief, überbrachte ihm sein Berater die frohe Kunde telefonisch, noch bevor sie auf dem Bildschirm zu sehen war, wie Gawanke in einem Interview bei Inforadio RBB erzählte. Nun setzt er alles daran, sich seinen Traum von der NHL-Karriere zu erfüllen.
Der 19-jährige Verteidiger durchlief die Juniorenabteilungen der Eisbären Berlin. 2016/17 wechselte er von der U19, die in der DNL spielt, in die kanadische Juniorenliga QMJHL zu den Cape Breton Screaming Eagles. Dort überzeugte er durch konstant gute Vorstellungen. Gawanke kam auf 54 Einsätze und verbuchte dabei 32 Scorer-Punkte (8 Tore, 24 Vorlagen). In der Plus-Minus-Statistik kam er auf einen Gesamtwert von +11. Der ansehnliche Leistungsnachweis blieb den Spähern der Jets nicht verborgen. Sie empfahlen dem Management, sich mit Gawankes Wahl beim Draft die Rechte am Defensivspieler für die nächsten Jahre zu sichern.
Selbstredend hatten ihn auch die Verantwortlichen der Eisbären für ihr DEL-Team auf dem Zettel stehen. Doch Coach Uwe Krupp machte Geschäftsführer Peter John Lee klar, dass Verhandlungen mit dem hochveranlagten Nachwuchsmann reine Zeitverschwendung Axelseien. "Mit dem müssen wir uns erst gar nicht beschäftigen. Der geht gleich nach Amerika", sagte der Stanley-Cup-Champion laut Inforadio RBB. Krupp sollte recht behalten. Wenig später packte Gawanke die Koffer und bestieg den Flieger in Richtung Neufundland.
Im Sommer kehrte er kurzzeitig in seine Heimat zurück. Bei den Übungseinheiten der Eisbären im berühmten Wellblechpalast in Hohenschönhausen bereitete er sich auf das bevorstehende Rookie-Camp und das Trainingscamp der NHL-Teams im September vor. Letzteres ist maßgeblich für die endgültige Zusammensetzung der Mannschaftskader. Gawanke will bei beiden Gelegenheiten sein Bestes geben und sich so für höhere Aufgaben empfehlen. Dennoch bleibt er realistisch, was die Chancen auf ein mögliches NHL-Debüt bei den Jets in der Spielzeit 2017/18 angeht. "Ich rechne in dieser Saison noch nicht damit. Vermutlich spiele ich erstmal weiter in Cape Breton in der Juniorenliga", sagte er der Berliner Zeitung BZ.
Zunächst richtet Gawanke sein Augenmerk auf das Rookie-Camp. Sollte er dort überzeugen, steht ihm beim Trainingscamp ein Zusammentreffen mit den großen Stars der Jets, wie Mark Scheifele, Patrik Laine und Blake Wheeler, bevor. "Der Gedanke, überhaupt mit solchen Leuten auf dem Eis zu stehen, ist wirklich unglaublich. Wenn es dann soweit ist, wäre es aber falsch, darüber nachzudenken oder nervös zu sein", meinte Gawanke im Gespräch mit der BZ. Bei den Eisbären werden sie in den kommenden Wochen mit ihrem ehemaligen Schützling mitfiebern.