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In der Rubrik "Person of Interest" widmet NHL.com/de jeden Dienstag einem Spieler oder einer anderen Persönlichkeit aus der NHL-Familie eine Story abseits des aktuellen Tagesgeschehens.
In dieser Ausgabe: Leon Draisaitl (Edmonton Oilers)

Für Leon Draisaitl waren die Tage rund um das NHL All-Star Game 2019 eine willkommene Abwechslung zum zuletzt eher tristen Liga-Alltag. Sichtlich entspannt und immer zu einem Scherz aufgelegt, präsentierte er sich beim Stelldichein der NHL-Stars im kalifornischen San Jose. Dass der Oilers-Stürmer bei den sportlichen Herausforderungen dennoch mit der gebotenen Ernsthaftigkeit ans Werk ging, zeigte sich bereits bei der Skills Competition. Souverän sicherte er sich den Titel als bester Passgeber. Mit diesem Erfolgserlebnis im Rücken konnte der Kölner das Aus im Halbfinale mit der Auswahl der Pacific Division leichter verschmerzen. Alles in allem dürfte ihm das Debüt beim All-Star Game zusätzlichen Schwung für die verbleibenden Spiele in der regulären Saison verleihen.

Premier Passer: Draisaitl schnappt sich den Sieg

"Für mich war das Event ein großartiges Erlebnis. Ich werde viel davon mitnehmen", lautete Draisaitls Fazit. "Besonders gefallen hat mir die Erfahrung, einmal mit ein paar von den Jungs zusammenzuspielen, die sonst bei heißen Duellen auf dem Eis zu meinen Gegnern gehören."
Dass er sich beim Wettbewerb der besten Passgeber durchsetzte, stellt für ihn eine Art Gütesiegel dar. "Das Passspiel ist seit jeher meine Stärke. Ich lege enormen Wert darauf. Schon als Kind hat es mir viel Spaß gemacht, die Scheibe abzugeben und Mitspieler einzusetzen", sagte Draisaitl. Trotz seiner Veranlagung für qualitativ hochwertige Pässe sei es alles andere als einfach gewesen, sich gegen die starke Konkurrenz zu behaupten und die Kategorie für sich zu entscheiden. "Im Parcours waren etliche Aufgaben dabei, bei denen man sich ganz schön konzentrieren musste. Aber am Ende hat es hingehauen, was mich sehr freut."
In den kommenden Wochen ist Draisaitl auch bei seinem Klub wieder in hohem Maße als Vorlagengeber und Torjäger gefordert. Denn wenn er und Kapitän Connor McDavid nicht als Scorer auf dem Spielberichtsbogen auftauchen, sieht es meist düster aus für Edmonton. Und selbst wenn sie punkten, ist das nicht automatisch eine Garantie für Erfolge.
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Mit 49 Zählern aus 50 Begegnungen liegen die Oilers in der Tabelle der Pacific Division auf dem siebten und damit vorletzten Platz. Der Rückstand auf Rang 3 zu den Vegas Golden Knights beträgt mittlerweile satte 13 Punkte. Die direkte Qualifikation für die Stanley Cup Playoffs in der Gruppe ist damit in weite Ferne gerückt. Dennoch können sich die Oilers noch Hoffnungen auf die als Saisonziel ausgegebene Endrunden-Teilnahme machen. Von den beiden Wildcard-Plätzen in der Western Conference trennen die Oilers nur drei Punkte. Um sich über den ominösen Strich zu hieven, bedarf es jedoch einer deutlichen Leistungssteigerung im Vergleich zu den drei Spielen vor der durch das All-Star Game hervorgerufenen Pause. Sie endeten allesamt mit einer Niederlage.
Draisaitl sieht sich und die Mannschaft aufgrund der durchwachsenen Auftritte und des unbefriedigenden Tabellenplatzes in der Pflicht. "Nach dem Trainerwechsel waren wir eigentlich zurück in der Erfolgsspur, haben dann aber erneut den Rhythmus verloren. Wir müssen jetzt schnell einen Weg finden, wieder bessere Spiele abzuliefern. Dazu gehört unter anderem, dass wir weniger Torchancen zulassen. Wir haben eindeutig zu viele Gegentore bekommen", sagte der deutsche Nationalspieler am Rande des All-Star Games.
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Seine persönliche Bilanz kann sich dagegen in jeder Hinsicht sehen lassen. Mit 61 Scorerpunkten (27 Tore, 34 Vorlagen) aus 50 Einsätzen steht Draisaitl hinter McDavid (73) auf dem zweiten Platz der teaminternen Scorerwertung. Drei Treffer fehlen ihm noch, um als alleiniger deutscher Rekordtorschütze in einer NHL-Hauptrunde in die Annalen einzugehen. Im Moment muss er sich diesen Titel mit Marco Sturm teilen. Ihre gemeinsame Bestmarke steht bei 29 Toren. Ebenfalls zum Greifen nah ist für Draisaitl ein neuer deutscher Rekord in Sachen Scorerpunkte innerhalb einer Saison. Den bestehenden hat er 2016/17 mit 77 Punkten aufgestellt.

DET@EDM: Draisaitl trifft aus kurzer Distanz

Was die Rekordjagd anbelangt, schlagen zwei Herzen in Draisaitls Brust. "Klar würde ich mich freuen, wenn es mir gelingt, meine eigenen Rekorde zu brechen", meinte er darauf angesprochen. Allerdings machte er in den Tagen vor dem All-Star Game ebenso deutlich, dass seine persönlichen Werte in der derzeitigen Lage nicht die oberste Priorität genießen. "Viel wichtiger ist mir der Erfolg mit Edmonton. Was nützt es, wenn du 60, 80 oder 100 Punkte auf dem Konto hast, sich deine Mannschaft aber nicht für die Playoffs qualifiziert? Ich würde lieber 20 Punkte weniger erzielen und in die Playoffs kommen, als umgekehrt", so Draisaitl.
Die nächsten drei Partien dürften einen Fingerzeig geben, in welche Richtung es im weiteren Saisonverlauf geht. Am Wochenende steht zunächst ein Auswärtstrip auf dem Programm. Am Samstag müssen die Oilers im Wells Fargo Center bei den Philadelphia Flyers antreten, am Sonntag folgt das Match im Bell Centre bei den Montreal Canadiens. Am Dienstag darauf empfängt Edmonton die Chicago Blackhawks mit Dominik Kahun im heimischen Rogers Place.