Lausanne breakdown

Die Philadelphia Flyers sollten nicht davon ausgehen, dass ihr Duell bei der NHL Global Series Challenge 2019 am Montagabend gegen den Lausanne HC ein Spaziergang wird. Das Team aus der Westschweiz verfügt über einen starken Kader mit einem amtierenden Weltmeister und mehreren ehemaligen NHL-Profis.

Nach einer enttäuschenden Saison 2017/18, die mit dem 10. Platz in der National League endete, hatten sich die Verantwortlichen zu einer Runderneuerung der Mannschaft entschlossen. Mit Erfolg: In der anschließenden Spielzeit 2018/19 belegte Lausanne nach der Hauptrunde den 3. Rang und stieß in den Playoffs bis ins Halbfinale vor. Im Sommer legte der HC auf einigen Schlüsselpositionen noch einmal nach. Mit Tobias Stephan angelten sie sich einen der besten Torleute der Schweiz. Er kam vom Playoff-Finalisten aus Zug nach Lausanne. Weitere namhafte Neuzugänge sind Verteidiger Fabian Heldner (HC Davos) sowie die beiden Angreifer Cody Almond (Servette Genf) und Josh Jooris (Toronto Maple Leafs).
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Die Erwartungshaltung im Lager des HC für die Saison 2019/20 ist groß. Die erneute Playoff-Teilnahme gilt aufgrund des sowohl in der Spitze als auch in der Tiefe hervorragend besetzten Teams als Minimalziel. Insgeheim hofft man jedoch, den Erfolg aus dem Vorjahr wiederholen oder sogar durch einen Finaleinzug toppen zu können. Der Start in die neue Runde verlief allerdings nicht optimal. Nach sechs Begegnungen und drei Siegen liegen die Schützlinge von Trainer Ville Peltonen mit neun Punkten lediglich auf dem 7. Platz. Im letzten Match vor dem Vergleich gegen die Flyers verlor Lausanne am Samstag vor eigenem Publikum in der Vaudoise Arena sang- und klanglos mit 1:7 gegen Davos.
Ein solches Debakel vor den eigenen Fans soll sich am Montagabend gegen Philadelphia nicht wiederholen. Die Flyers müssen daher mit einem bis in die Haarspitzen motivierten Kontrahenten rechnen, was die Aufgabe für sie nicht einfacher macht.
NHL.com/de hat die drei Mannschaftsbereiche der Lausanner "Löwen" genauer unter die Lupe genommen. Hier ist die Analyse:
Die Torhüter
Mit Tobias Stephan und seinem Backup Luca Boltshauser verfügt der HC über eines der stärksten Goalie-Duos der Liga. 2009/10 und 2015/16 wurde Stephan zum besten Schlussmann der Schweiz gewählt. Zwischen 2006 und 2009 stand der inzwischen 35 Jahre alte Routinier bei den Dallas Stars unter Vertrag, für die er elf Begegnungen in der nordamerikanischen Eliteliga bestritt. Stephan besticht durch seine Ruhe, gute Züge und glänzende Reflexe. Boltshausers große Stärke ist seine Übersicht und die Fähigkeit, ein Spiel zu lesen.

tobias stephan

Die Verteidiger
Die Defensive wird angeführt von Petteri Lindbohm. Mit der finnischen Nationalmannschaft gewann er dieses Jahr den Weltmeistertitel. Lindbohm hat ebenfalls eine NHL-Vergangenheit. Zwischen 2014 und 2017 lief er für die St. Louis Blues auf. In 40 Spielen schoss er zwei Tore und bereitete einen Treffer vor. Zu den besten Offensiv-Verteidigern der National League gehört Jonas Junland, der wie Linbohm für die Blues aktiv war. Von 2008 bis 2010 trug er deren Trikot bei vier Gelegenheiten, wobei ihm zwei Assists gelangen. In der Schweizer Liga rangierte er in der abgelaufenen Saison mit einem Schnitt von 0,85 Punkten pro Match (31 Spiele, 26 Scorerpunkte) an erster Stelle unter allen Verteidigern. Über ausgewiesene Offensiv-Qualitäten verfügt auch Joel Genazzi, der 2018/19 mit 25 Zählern den zweiten Platz unter den Lausanner Defensivspielern hinter Junland einnahm. Neuzugang Fabian Heldner widmet sich dagegen in erster Linie den Abwehraufgaben. Seine physische Präsenz flößt vielen Gegenspielern eine gehörige Portion Respekt ein.
In der Saison 2018/19 stellte der HC die viertbeste Defensive der Liga. In der laufenden Spielzeit sieht die Lage dagegen im Moment alles andere als rosig aus. Mit 26 Gegentoren aus sechs Spielen liegt die Mannschaft auf Rang 12 und ist damit Schlusslicht. Das Debakel gegen Davos am Samstag hat dazu maßgeblich beigetragen.

petteri lindbohm

Die Angreifer
In der Abteilung Attacke des HC gibt es weitere Akteure mit NHL-Erfahrung, unter anderem die beiden Schweizer Joel Vermin und Christoph Bertschy. Vermin lief 24 Mal für die Tampa Bay Lightning auf und verbuchte vier Assists. Für Bertschy sind neun Einsätze und ein Scorerpunkt für die Minnesota Wild verzeichnet. In Lausanne gehören die zwei Eidgenossen zu den Leistungsträgern.
Gleiches gilt für Dustin Jeffrey, einem weiteren ehemaligen NHL-Profi. Mit 54 Punkten aus 52 Spielen (Hauptrunde und Playoffs) war er 2018/19 Lausannes Top-Scorer, vor Vermin (45 Punkte) und Bertschy (40 Zähler). In der NHL trug Jeffrey das Trikot der Pittsburgh Penguins, Dallas Stars und Arizona Coyotes. Bei diesen drei Klubs kam er auf 131 Matches in der NHL und 33 Punkte.
Mit einer Menge Vorschusslorbeeren wechselte Josh Jooris vor Beginn der aktuellen Saison zum HC. Der Zwei-Wege-Stürmer ist mit 29 Jahren im besten Eishockey-Alter und soll das Angriffsspiel noch variabler gestalten. Jooris konnte sich trotz guter Ansätze nicht als Stammspieler in der NHL behaupten. Für die Calgary Flames, New York Rangers, Arizona Coyotes, Carolina Hurricanes und Pittsburgh Penguins absolvierte er 213 Partien und erzielte 55 Punkte. Zuletzt stand er bei den Toronto Maple Leafs unter Vertrag, die ihn jedoch ausschließlich in ihrer AHL-Filiale bei den Marlies einsetzten.
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Cory Emmerton (139 Spiele und 21 Punkte für die Detroit Red Wings) und Neuzugang Cody Almond aus Genf (25 Spiele und 2 Punkte für die Wild) komplettieren die Riege der Angreifer, die sich bereits in der NHL ihre Sporen verdienten. Vor allem von Almond erhoffen sich die Verantwortlichen eine weitere merkliche Belebung der Offensive. Ihm gelangen in der vorigen Saison insgesamt 30 Punkte in 40 Spielen für Genf.
Mit reichlich Talent gesegnet ist Tyler Moy, der sowohl in der Sturmmitte als auch auf dem rechten Flügel zu Hause ist. Er sieht den HC als Sprungbrett zurück nach Nordamerika. Nachdem er von den Nashville Predators keine Chance bekam, sich im NHL-Team zu beweisen, ging er während der Saison 2018/19 nach Lausanne, wo er mit guten Darbietungen auf sich aufmerksam machte.