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Seit 2003 ist Wes McCauley bereits Schiedsrichter in der NHL. Der 50-jährige Kanadier war früher selbst aktiver Profi, schaffte aber erst als Referee den Sprung in die beste Liga der Welt und erfüllte sich damit einen Traum. Seine Leidenschaft für den Eishockey-Sport lebt McCauley auch als Referee voll aus. Emotionale und dramatische Durchsagen machten ihn zum Kult-Schiedsrichter. Mit NHL.com/de hat sich McCauley über seine Karriere, seinen besonderen Stil und die Liebe zu seinem Beruf unterhalten.

Stanley Cup Finals als Bestätigung
McCauley zählt auch fachlich zu den besten Schiedsrichtern der Welt. Seit 2003 leitet er Spiele in der NHL, seit 2005 sogar als Vollzeit-Referee. Als Bestätigung für seine Leistungen durfte er in acht der letzten zehn Stanley Cup Finals pfeifen - 2019 verhinderte eine Verletzung, 2021 ein positiver Covid-19-Test eine Teilnahme.
"Der Stanley-Cup-Final-Patch auf deinem Trikot ist unbezahlbar! Dafür treten wir an", freut sich McCauley jedes Jahr aufs Neue. "Es ist egal, ob man 20 oder 50 Jahre alt ist - wenn man im Sommer ins Training Camp startet, dann will man am Ende auch im Finale pfeifen. In der regulären Saison sind wir 70 Offizielle. Diese Zahl wird zu den Stanley Cup Playoffs von 70 auf 40 verringert. Nach jeder Runde werden es nochmal zehn weniger. Am Ende will man unter den letzten zehn sein, um seine Schiedsrichtergruppe im Stanley Cup Finale vertreten zu dürfen."
In einer Saison kommt McCauley auf ca. 100 Spiele. Der in Kanada geborene, aber mittlerweile im US-Bundesstaat Maine lebende Familienvater wird in der regulären Saison überall in Nordamerika eingesetzt. "Es gibt 32 Mannschaften in dieser Liga und wir pfeifen jedes Team in jeder Arena. Und genau das wollen wir ja auch", so McCauley. "Es gibt nichts Negatives, was ich über meinen Job sagen könnte. Wenn ich das Haar in der Suppe suchen müsste, dann, dass es für uns Offizielle leider keine Heimspiele gibt: Wir müssen viel reisen, was bedeutet, dass die Zeit mit der Familie zu kurz kommt."

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Die große Liebe zum Schiedsrichter-Beruf
Eishockey hat die Familie McCauley in ihrem Blut: Wes' Vater war selbst Profi-Schiedsrichter in der NHL, seine vier Kinder spielen alle Eishockey. "Wir alle sind auf und um Eisflächen aufgewachsen. Ich bin froh, dass Hockey in unserem Blut ist. Denn wie heißt es so schön: Wenn du es einmal im Blut hast, dann willst du nichts mehr anderes."
Wes McCauley spielte im Profi-Bereich Eishockey: Im Jahr 1990 wurde er in der 8. Runde an 150. Stelle von den Detroit Red Wings gedraftet, schaffte aber nie den Sprung in die NHL. "Ich habe schon gedacht, dass ich gut genug war, aber die Trainer und Scouts waren da leider anderer Meinung.", lacht McCauley. Stattdessen spielte er unter anderem in der NCAA, ECHL, IHL und zum Ende seiner aktiven Karriere auch in Mailand. "Ich habe gerne in Italien gespielt, gleichzeitig ist aber auch die European Hockey League gestartet mit Spielen in Finnland, Deutschland und der Schweiz. Ich war sehr froh, dabei gewesen zu sein, denn ich habe großartige Erfahrungen mit der Kultur in diesen Ländern und auch in Sachen Hockey gemacht", erzählt McCauley, der seine Spieler-Karriere aufgrund einer Verletzung im Jahr 1997 beenden musste. "Leider habe ich mir eine Leistenverletzung zugezogen und ich wusste, dass der Traum einer NHL-Karriere dadurch in noch weitere Ferne gerückt ist. Wenn ich es also jemals in die NHL schaffen wollte, dann musste ich einen anderen Weg einschlagen."

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Nämlich den des Schiedsrichters. "Leute haben etwas in mir gesehen, was ihnen gefallen hat. Sie hat das interessiert und haben mich unterstützt. Ich konnte mich also so weit entwickeln, dass ich heute doch noch in der NHL gelandet bin."
Dort geht der 50-Jährige bis heute mit einer Menge Leidenschaft aufs Eis. "Ich liebe, was ich tue", betont er. "Ich möchte aufs Eis gehen und in der NHL das beste Spiel der Welt pfeifen. Das Trikot mit dem NHL-Logo anziehen, da rausgehen, auf diesem Eis skaten und in Aktion sein. Es gibt nichts, was das übertreffen könnte! Ich bin einfach nur glücklich, dass ich da rausgehen und in jedem Spiel meiner Berufung nachgehen kann."
Als Entertainer zum Kult-Schiri
Dieses Glück ist McCauley auch anzusehen. Mit den Spielern spricht er immer direkt und verwendet dabei meist sogar die Spitznamen. "Ich denke, das geht zurück auf meine Vergangenheit als Spieler. Ich kann Hockey sprechen. Und ich bin ehrlich. Es hilft mir aber auch, dass ich schon so lange dabei bin. So fällt es mir leichter zu erkennen, wann ich mal ein bisschen Humor und wann ein Lächeln einstreuen kann, um die Situation zu entspannen und nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen", erklärt er.
Die Fans lieben außerdem seinen Hang zur Dramatik, die er beim Anzeigen und Ansagen von Strafen oder bei Entscheidungen nach dem Video-Beweis an den Tag legt. "Manchmal am Mikrofon ist es vielleicht ein bisschen drüber, aber da gebe ich meiner Mum die Schuld, die mich damals bei so vielen Redner-Wettbewerben angemeldet hat", lacht McCauley. "Ich habe so viel Spaß. Wirklich. Aber darum geht es doch oder? Man fühlt die volle Arena, spürt die Spannung, sieht die Geschwindigkeit der Spieler - wie kann man da keinen Spaß haben? Manchmal wird es dann ein bisschen verrückt, und ich kann es hinterher selbst kaum glauben. Wir haben hier einfach das beste Spiel auf der Welt!"