Henrik Lundqvist zeigt was er kann
Der 35-jährige Torhüter zeigt nach einem schwachen Saisonstart, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört
von Alexander Gammel / NHL.com/de Autor
Fragt man einen Eishockeyfan in Nordamerika, wer der beste Torwart ist, bekommt man unterschiedliche Antworten. Für die einen ist es Carey Price, für andere Braden Holtby, wieder andere sehen Devan Dubnyk, Matt Murray, oder Marc-Andre Fleury an der Spitze. Doch in New York gibt es nur eine Antwort: Henrik Lundqvist, der "King", der unbestrittene Publikumsliebling der New York Rangers. In der Tat kann der 35-jährige Schwede beeindruckende Leistungen vorweisen und hält einige Rekorde, unter anderem ist er der europäische Torhüter mit den meisten Siegen der NHL-Geschichte.
Umso ungläubiger verfolgten die Fans der Rangers nun die ersten beiden Partien ihrer geliebten Truppe in blau. Zum Auftakt setzte es eine 2:4 Niederlage gegen die Colorado Avalanche, am Samstag kam es dann in Toronto noch viel schlimmer. Die Toronto Maple Leafs schickten das Team aus dem "Big Apple" mit einer 8:5 Niederlage nach Hause. Lundqvist, der ansonsten für Stabilität, Ruhe und Erfolg in der Mannschaft steht, musste bei 17 Schüssen im ersten Drittel bereits fünf Mal hinter sich greifen. In der Folge wurde er dann von Ondrej Pavelec ersetzt.
"Das erste Drittel war einfach nur peinlich", stellte Lundqvist nach der Partie fest. "Das ist natürlich nicht das, was man im zweiten Spiel haben will. Ich muss besser sein. Sie haben uns in diesem Drittel überrannt. Wir hatten keine Struktur in der Abwehr und ich habe nicht genug Saves gemacht."
So sollte es nicht weitergehen, hatten sich die Rangers und vor allem ihr Schlussmann vor dem Spiel am Sonntag dann vorgenommen. Zu Beginn des Spiels sah es zunächst allerdings nicht so gut aus. "King Henrik" musste erneut zwei Mal den Puck aus dem eigenen Netz fischen, doch beide Tore der Montreal Canadiens wurden aberkannt, das erste Mal weil der Puck mit dem Schlittschuh ins Tor befördert wurde, das zweite Mal wegen Torhüterbehinderung.
"Das Wichtigste ist, dass man solche Spiele hinter sich lässt", ist sich Lundqvist sicher. "Das war das Wichtigste für mich, den Samstag hinter mir zu lassen und zu wissen, dass ich spielen kann und dass wir mit der richtigen Spielweise gewinnen können. Daran muss man glauben."
Video: MTL@NYR: Zibanejad trifft gegen Price
In der Folge kamen sowohl Lundqvist, als auch sein Team immer besser ins Spiel. Der Torwart wirkte immer sicherer und Brady Skjei konnte die Rangers erstmals in dieser Saison in Führung bringen. Im Schlussabschnitt erhöhte Mika Zibanejad auf den Endstand von 2:0.
"Wir wollten ein gutes Spiel liefern. In den ersten beiden Spielen ging es die ganze Zeit hin und her gegen zwei Gegner, die immer zum Tor ziehen wollen, und das ist riskant" analysierte Lundqvist nach dem Spiel. "Heute haben wir eher unseren Stil gespielt. Wir hatten mehr Kontrolle und haben unsere Geschwindigkeit genutzt, wenn sich eine Möglichkeit geboten hat. Für mich waren ein paar Saves mehr genug. Ich musste nicht acht oder neun Glanzparaden auspacken. Es war großartig hier zu gewinnen und so zurückzukommen."
Endlich hatten die Rangers einen Sieg eingefahren. Endlich war ihr Star wieder da, der in der Begegnung gegen die Canadiens 34 Schüsse stoppte und damit den 62. Shutout seiner Karriere holte. Für Lundqvist war es noch kein perfektes Spiel, er machte aber einen deutlich besseren Eindruck, als noch gegen die Maple Leafs und erinnerte wieder daran, warum man ihn den "King" nennt.
"Er hat das gemacht, was wir von ihm gewohnt sind", lobte Trainer Alain Vigneault. "Er gibt uns eine Chance und macht den wichtigen Save wenn nötig. Das hat er heute gezeigt."
Die Rangers brauchen Lundqvists Rückhalt dringend, wenn sie sich in der starken Metropolitan Division wieder für die Playoffs qualifizieren wollen. Den nächsten Schritt dafür, können sie am Dienstag gegen die St. Louis Blues machen. Auch Lundqvist wird diese Chance ergreifen wollen, um allen zu beweisen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört, dass seine Tage als einer der besten Torhüter der Welt noch nicht gezählt sind.